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Im Juli 2019 wurde Hildegard Wortmann erstes weibliches Mitglied des Vorstands der Audi AG - AUDI AG

Neue VW-Vorständin Hildegard Wortmann: Warum sich die mächtigste Managerin Deutschlands wie eine Studentin sieht

BMW verwehrte Hildegard Wortmann einst den Einzug in den Vorstand. Dafür rückt sie nun in das Top-Gremium des vielfach größeren VW-Konzerns vor. Ihr Erfolgsgeheimnis: Mut, Neues auszuprobieren – auch wenn das nicht immer alle und jederzeit goutieren.

Hildegard Wortmann gehört schon jetzt zu den 100 einflussreichsten Wirtschaftsfrauen Deutschlands. Und sie legt noch einen drauf: Ab Februar 2022 rückt sie in den VW-Konzernvorstand auf und übernimmt dort das neu geschaffene Ressort Vertrieb. Wortmann verantwortet beim zweitgrößten Autobauer der Welt den Verkauf aller Marken von VW, fast zehn Millionen Autos pro Jahr, von Škoda bis Lambourghini, von Seat bis Porsche.

Ihr bemerkenswerter Karriereweg begann für die Münsteranerin vor 22 Jahren in der Kosmetikbranche. Nach einem BWL-Studium stieg sie bei Unilever ein, wurde Produkt- und Brandmanagerin und wechselte später als Marketing Director zu Calvin Klein. Zeitgleich absolvierte sie einen Master of Business Adminstration in London. Ihr eigentliches Metier fand Wortmann, als sie 1998 zur BMW-Group wechselte. In dieser Branche fühlt sich die bekennende Automobile Aficionada, die schon drei Mal die Oldtimer-Rallye Mille Miglia absolvierte, zu Hause. Als Leiterin der Brand Communication begleitete Wortmann den Relaunch der Marke MINI von einer vergessenen und verstaubten Marke zu einem modernen Klassiker. Sie verantwortete sieben Jahre lang das weltweite Produktmanagement für BMW und baute die Elektromarke BMW-i auf. Das i-Projekt war seiner Zeit weit voraus, Wortmann ersann mit anderen innovationshungrigen Managern bei BMW fern von der Zentrale ein komplett neues Autogefühl.

Ihren Ambitionen, in den Vorstand aufzurücken, wollte BMW damals trotzdem nicht entsprechen. Wortmann galt als Managerin, die Dinge anders anpackt. Sie führte als eine der ersten einen datengesteuerten Newsroom im BMW-Marketing ein und platzierte die Marke auf dem Indie-Musikfestival Coachella. Den Zuschlag für den Markenvorstand bekam aber ein anderer. 2018 übernahm Wortmann dafür in Singapur die Vertriebsregion Asien-Pazifik. Ein Jahr später folgte schon der Wechsel zur Konkurrenz von Audi.

Es war ein spektakulärer Move: Im Juli 2019 wurde Hildegard Wortmann erstes weibliches Mitglied des Vorstands der Audi AG. Es gebe zwar weiterhin zu wenige Frauen in Führungspositionen, bedauert die Spitzenmanagerin, aber der Trend lasse sich nicht aufhalten. „Gleichberechtigung ist einfach Zeitgeist.

Drei Erfolgsschlüssel für eine steile Karriere

Ihre Erfahrungen in den Bereichen Produktion, Marketing und schließlich Vertrieb verschafften ihr die Kompetenz, die sie zu einer gefragten Managerin machen. Die Schlüssel zum Erfolg für ihre Karriere sieht Hildegard Wortmann in drei Prinzipien verankert, die sie in einem Interview mit der Münster School of Business, ihrer Alma Mater, den Studierenden mit auf den Weg gibt.

1) Diversität macht kreativ

„Eine gesunde Diversität ist der entscheidende Schlüssel, um gemeinsam etwas Neues zu schaffen. Ich spreche hier gern von ‚Co-Creation', denn wenn Menschen aus unterschiedlichen Kulturen, mit verschiedenen Erfahrungen und Ansichten zusammenkommen, lassen sich tolle, neue Ideen erschaffen.“

2) Internationales Mindset bereichert

„Sehr wichtig finde ich auch ein internationales Mindset. Ich kann jedem nur empfehlen, eine längere Zeit ins Ausland zu gehen. Je früher und umfangreicher man die Möglichkeit hat, in eine andere Kultur einzutauchen, desto intensiver sollte man das nutzen. Heutzutage wird internationale Erfahrung häufig vorausgesetzt, zugleich ist es aber eine wunderbare, kostbare, persönliche Erfahrung.“

3) Neugierde als Lebensprinzip

„Neugierde, Mut und Offenheit sind wichtiger als Detailwissen. Lebenslanges Lernen ist für mich Pflicht und Ambition zugleich. Ich sehe mich auch heute noch als eine Art Student, da es ständig etwas Neues zu lernen gibt.“

Jeder sollte sich jeden Tag immer wieder neu fragen, ist es Tag 1 - beispielsweise eines neuen Projektes oder einer neuen Herausforderung, oder ist es nur ein Tag.
Hildegard Wortmann

Bonus-Tipp: Lebenslanges Lernen als Grundprinzip zukunftsorientierter Zusammenarbeit

Hildegard Wortmann lebt vor, was wir alle verinnerlichen sollten: Lebenslanges Lernen ist nicht nur ein schönes Buzzword, sondern stellt uns vor komplexe Aufgaben. Verdoppelte sich das Wissen der Menschheit bis zum Jahr 1900 im Durchschnitt etwa alle einhundert Jahre, brauchen wir dafür heute nur noch etwa ein Jahr. Dementsprechend gehört es dazu, sich ständig mit aktuellen Trends, neuen Erkenntnissen und bahnbrechenden Entwicklungen auseianderzusetzen, um fachlich aber auch gesellschaftlich auf der Höhe zu bleiben. Um unsere Arbeit innovativ und nachhaltig gestalten zu können, müssen wir daher den Mut haben, unseren Denkhorizont zu erweitern und über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen. Ob das Eintauchen in andere Kulturen oder das Durchdringen neuer Technologien – Voraussetzung ist stets die Bereitschaft, sich mit neuen und noch fremden Thematiken beschäftigen zu wollen. Aber wie geht das eigentlich?

Grundlage für das Prinzip des lebenslangen Lernens ist neben der persönlichen Offenheit vor allem auch das Bewusstsein, dass wir alle entsprechenden Voraussetzungen und Gelegenheiten schaffen müssen, in denen wir weiterlernen können. Beim Joggen oder Kochen einen Podcast zu hören hilft etwa, trotz begrenzter Zeit, sein Wissen zu erweitern. Lebenslanges Lernen sollte zudem Chefsache in Unternehmen und Organisationen sein – und nicht zuletzt ein Staatsprinzip. Die Europäische Kommission hat bereits 2018 Empfehlungen zu Schlüsselkompetenzen für lebenslanges Lernen abgegeben. Auf dem EU-Sozialgipfel im Juni 2021 wurde das Ziel formuliert, „dass bis 2030 mindestens 60 Prozent aller Erwachsenen jährlich an einer Weiterbildungsmaßnahme teilnehmen können.“

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XING Insiderin Maike van den Boom:

Im europäischen Innovationsvergleich haben die Schweden die Nase weit vorn. Beim European Innovation Scoreboard (EIS) findet sich das Land 2021 erneut in führender Position.9 „Der Grund? Happy Lifelong Learning“, schlussfolgert Maike van den Boom, eine der bekanntesten Glücksforscher Deutschlands und Skandinavien-Kennerin. „Es ist ihre Bereitschaft, Neuem gegenüber aufgeschlossen gegenüberzustehen und mit ihrer eigenen Unkenntnis offen umzugehen. Nur so werden wir zu Lebensforschern und wachsen und bereichern unsere Umgebung. Denn eine Gesellschaft oder ein Unternehmen gedeiht nicht dadurch, dass alle dasselbe können und nach demselben Ziel streben. Es entfaltet sich, wenn viele einzigartige Menschen sich als vollständige Persönlichkeiten entfalten und einander dann ergänzen.

Gibt es Menschen, deren Lebensweg oder Karriere Dich besonders inspiriert haben? Was hast Du Dir von Ihnen abgeschaut? Was können wir alle von ihnen lernen? Schreib es uns in den Kommentaren und wir beleuchten das Erfolgsprinzip dahinter.

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