Patagonia-Gründer gibt Firma ab – Wert von drei Milliarden US-Dollar soll Umweltschutz dienen
Patagonia-Gründer Yvon Chouinard überträgt sein Unternehmen an gemeinnützige Stiftungen, die Klimaprojekte finanzieren. Klassisches Management lehnte der Milliardär schon immer ab.
Der 83-Jährige Outdoor-Gründer und Besitzer von Patagonia hat nun sein Unternehmen an gemeinnützige Stiftungen übertragen. Alle Gewinne – etwa 100 Millionen Dollar pro Jahr –, die nicht wieder ins Unternehmen investiert werden, sollen künftig Stiftungen für den Kampf gegen Erderwärmung und für Naturschutz verwendet werden. „Wir mussten einen Weg finden, um mehr Geld in die Bekämpfung dieser Krise stecken zu können und die Werte der Firma gleichzeitig intakt zu halten“, erklärte Chouinard. Die ungewöhnliche Entscheidung verkündete Chouinard auf der Patagonia-Webseite. Sie startet mit dem Satz: „Ich wollte nie Geschäftsmann werden.“
Dafür hat es der Unternehmer weit gebracht, der Patagonia-Firmenwert wird laut „New York Times“ auf rund drei Milliarden US-Dollar taxiert. Der Pionier des Kletterns und Gründer des Outdoor-Ausrüsters ging als Unternehmer ein Leben lang einen unkonventionellen Weg – von dem Patagonia bis heute profitiert und zehrt.
Die XING Redaktion hat seine wichtigsten Erfolgsprinzipien zusammengefasst
Chouinard begann seine Kletterkarriere schon mit 14 Jahren als Mitglied des Southern California Falconry Club, einem Kletterverein. Mit 19 Jahren revolutionierte er das Bergsteigen, indem er den ersten Haken entwickelte, der in den Fels genagelt und trotzdem wieder entfernt werden konnte. Mit seiner tragbaren Schmiede stellte Choiunard sie selbst her und verkaufte sie aus dem Kofferraum seines Autos für je 1,50 Dollar. „Chouinard Equipment“ wuchs schließlich in den 1970er Jahren zum größten Anbieter von Kletterausrüstung in den Vereinigten Staaten heran.
Der Erfolg des Unternehmens hatte jedoch auch Folgen für die Umwelt. Die harten Stahlhaken, die 70 % des Geschäfts ausmachten, beschädigten die Felsen, die Kletterer so liebten. Also stellte Chouinard die Produktion der Eisenhaken ein und ersetzte sie durch patentierte Aluminiumkeile, die keine Narben hinterließen. 1973 gründete er zusätzlich ein Unternehmen für Outdoorbekleidung, das mit einem rot-gelb-gestreiften Rugby-Shirt begann, das er sich auf einer Schottlandreise zugelegt hatte. Chouinard beschloss, die Firma nach dem Ort zu benennen, dem seine besondere Liebe galt: Patagonien.
Das Unternehmen wuchs schnell und war bald nicht nur für seine Produkte bekannt, sondern auch für seine Arbeitsbedingungen: 1983 führte Patagonia eine betriebliche Kinderbetreuung ein, es gab flexible Arbeitszeiten („Surfing Leave“) und Elternzeit – alles Dinge, die bis heute in den USA keine Selbstverständlichkeit sind.
Der Umsatz von Patagonia liegt derzeit bei 1 Milliarde US-Dollar. Trotzdem ist das Unternehmen bis heute unkonventionell geblieben. So verbat sich die Firma vor ein paar Jahren, dass Banker ihre Patagonia-Westen tragen. Patagonia ist bis heute nicht börsennotiert. „Es ist unmöglich, ein börsennotiertes Unternehmen zu sein und gleichzeitig Verantwortung zu übernehmen, denn die Verpflichtung zur Maximierung der Aktionärsgewinne steht in krassem Widerspruch zu ethischen Grundsätzen“, so der Gründer. „Wachstum ist der Übeltäter“, betonte stets Chouinard. Sein Buch „Let My People Go Surfing – The Education of a Reluctant Businessman“ avancierte zur Bibel für ungewöhnliche Unternehmenslenker. Darin gibt das Urgestein der Work-Life-Balance die Lehren aus seinem Leben weiter.
1. Übernimm Ideen aus anderen Disziplinen
"Wir leihen und stehlen Ideen von anderen Unternehmen und Kulturen. Aber wir ändern nicht einfach etwas, ohne darüber nachzudenken und die relativen Vorzüge der neuen Ideen abzuwägen, sondern gehen davon aus, dass es eine bessere Lösung gibt, wenn wir nur genau genug hinschauen."
Silke Weinig, Kompetenzberaterin und Trainerin für Selbstmanagement, erklärt, warum der Blick über den Tellerrand so wichtig ist: „Viele unserer Denk-, Gefühls- und Handlungsweisen sind sozial ansteckend. Je mehr wir uns mit Menschen umgeben, die Dinge auf (für uns) neuartige und kreative Weise erledigen, desto mehr inspiriert das unser Denken. Umgeben Sie sich mit Menschen, die Spaß daran haben, unorthodoxe Lösungen zu finden. Und auch solchen, die aufgrund ihres beruflichen Werdegangs von Haus aus anders denken als Sie.“
2. Sei unkonventionell
„Ich habe es immer vermieden, mich als Geschäftsmann zu sehen. Ich war Kletterer, Surfer, Kajakfahrer, Skifahrer und Schmied. Ich wusste, dass ich nie glücklich werden würde, wenn ich mich an die normalen Regeln des Geschäftslebens halten würde.“
„Ideen kommen nie aus dem Nichts“, betont XING Insider Martin Gaedt. Der Ideenfitness-Trainer weiß: „Neue Ideen sind wie Cocktails – aus scheinbar unpassenden Zutaten neu gemixt. Entscheidend sind daher die Zutaten in Ihrer Vorratskammer. Was sehen und lesen Sie? Wovon lassen Sie sich anregen? Was können Sie unpassend kombinieren? Es liegt an den Zutaten und am Mixen, ob der Cocktail schmeckt. Das Neue zu mixen, ist keine Zauberei, sondern solides Handwerk, regelmäßiges Training und harte Arbeit – in jeder Branche.“
3. Hab Spaß
„Eine Sache, die ich nicht ändern wollte, selbst wenn wir ernsthaft arbeiten würden, war, dass die Arbeit jeden Tag Spaß machen musste.“
Wir schöpfen neue Energie auf der Arbeit, wenn wir unseren mentalen und emotionalen Fokus verschieben, erklärt XING Insider Dr. Nico Rose, einer der führenden Experten für Positive Psychologie in Deutschland.
Zu den Mikrostrategien, die mit einem spürbar gesteigerten Energieniveau einhergehen, gehören die folgenden Tätigkeiten:
etwas Neues über die anstehende Aufgabe lernen;
in den Blick nehmen, was an der Aufgabe besonders viel Spaß macht;
aktiv Feedback zur Aufgabe einholen;
Kolleg•innen eine kleine Freude bereiten;
Dankbarkeit gegenüber Kolleg•innen ausdrücken;
reflektieren, wie die eigene Arbeit auf das "große Ganze" einzahlt;
über den Sinn der eigenen Arbeit nachdenken.
4. Sei offen für Veränderungen
„Eine gesunde Umwelt arbeitet mit dem gleichen Bedarf an Vielfalt und Abwechslung wie ein erfolgreiches Unternehmen, und diese Vielfalt entwickelt sich aus der Verpflichtung zu ständigem Wandel.“
Katja Groessers von Clever Finance Girls gibt auf ihrer Webseite Tipps, wie man Veränderungen annehmen kann, ohne sie zu fürchten:
Da Veränderungen Teil der Entwicklung sind, kannst du dich ihnen einfacher stellen, wenn du deine Denkweise auf Wachstum und Lernen ausrichtest
Erstelle eine Liste der Veränderungen, die du seit deiner Kindheit erlebt hast. Gehe so weit wie möglich zurück und erinnere dich an alle wichtigen Veränderungen und erlebe die Emotionen dazu.
Setze dir erreichbare Ziele und das Akzeptieren von Veränderungen wird ein normaler Bestandteil des Erreichens dieser Ziele.
Indem du dich auf das Positive im Leben konzentrierst, kannst du Veränderungen leichter annehmen.
Sei zuversichtlich und vertraue dir selbst.
5. Lernen durch Handeln
„Wenn Sie den konservativen Weg wählen, studieren Sie ein Problem oder eine Idee so lange, bis Sie sicher sind, dass nichts schief gehen kann. Dabei vergeht jedoch so viel Zeit, dass die Konkurrenz Sie bereits vom Markt verdrängt hat. Der unternehmerische Weg besteht darin, sofort einen Schritt nach vorne zu machen, und wenn sich das gut anfühlt, einen weiteren. Wenn nicht, einen Schritt zurück.“
Die Profis vom Bildungsträger COMCAVE wissen, worauf es bei der Methode Learning by Doing wirklich ankommt:
Bereiten Sie sich vor, aber wagen Sie den schnellen Sprung in die Praxis. Wer zu lange in der Theorie verharrt, wird oft von der Komplexität erschlagen und traut sich nicht mehr in die Praxis.
Suchen Sie sich einen Mitstreiter. Gemeinsam mit anderen gibt es häufig viel schnellere Fortschritte als allein.
Akzeptieren Sie Fehler. Rück- und Fehlschläge sind ein fester Bestandteil des Learning by Doing.
Nicht aufgeben, aber auch nicht verrennen. Wenn etwas partout nicht klappen will, ist es auch in Ordnung, es sein zu lassen. Niemand kann alles.
Weitere Lektüre zum Thema:
XING Insider Henryk Lüderitz: Erfolgreiche Menschen stellen sich regelmäßig diese 4 Fragen
So wie Yvon Chouinard sein Tun immer wieder reflektiert hat, um seinen Kurs zu korrigieren, ist es von Vorteil, seine eigenen Haltungen und Reaktionen stets einer Überprüfung zu unterziehen. Der Führungskräfte-Trainer Henryk Lüderitz hat dafür eine wirkungsvolle Methode, die sich aus vier Fragen zusammensetzt. „Meinen Coachingkunden und Seminarteilnehmern empfehle ich die AISS-Methode für die wöchentliche Selbstreflexion.
A – Achievements: Was habe ich in dieser Woche erreicht?
I – Improvements: Was konnte ich verbessern?
S – Stop: Womit muss ich aufhören?
S – Start: Womit möchte ich gern beginnen?“
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Hinweis: Dieser Artikel erschien zuerst am 4. Mai 2022 und wurde am 15. September aktualisiert.