Studie: Deutsche halten ihren Job für sicher – trotz Digitalisierung
Dass sich die Arbeitswelt derzeit im Wandel befindet, ist kein Geheimnis. Es ist vor allem die Digitalisierung, welche für große Veränderungen sorgt und ebenso für Verunsicherung, ob nicht eines Tages zahlreiche Jobs durch Roboter, Maschinen & Co ersetzt werden oder sogar vollständig wegfallen. Eine Forsa Studie im Auftrag der NEW WORK SE ist deshalb der Frage auf den Grund gegangen, wie groß diese Ängste unter den deutschen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern wirklich sind – mit durchaus überraschenden Ergebnissen:
Arbeitnehmer lassen sich nicht verunsichern
Im Rahmen der Studie machten die über 3.000 Befragten nämlich einen sehr besonnenen Eindruck im Umgang mit ihren Zukunftsängsten. Demnach halten 81 Prozent ihre Anstellung bei ihrem aktuellen Arbeitgeber zumindest in den kommenden fünf Jahren für sicher und machen sich demnach keine Sorgen angesichts der fortschreitenden Digitalisierung. Lediglich 13 Prozent geben an, sich in Jobunsicherheit zu wähnen und sechs Prozent haben sich noch überhaupt nicht mit dieser Frage auseinandergesetzt oder sind zu keinem eindeutigen Ergebnis gekommen. Alles in allem scheint die Verunsicherung also geringer zu sein als vielleicht erwartet.
Ein Fazit, das für alle Untergruppen gezogen werden kann, denn auch diesbezüglich sind die Unterschiede in den Antworten erstaunlich gering. Die größte Abweichung ist bei jenen Befragten zu finden, welche bereits jetzt offen sind für einen Jobwechsel oder einen solchen konkret planen. So denken demnach nur zu 69 Prozent, dass ihre Anstellung für die nächsten fünf Jahre gesichert sei. Mit 89 Prozent fühlen sich hingegen die abhängig Beschäftigen in Bayern am sichersten. Auch zwischen den Bundesländern sind also geringfügige Unterschiede festzustellen. Die geringste Jobsicherheit herrscht scheinbar in Niedersachsen und Sachsen-Anhalt mit jeweils 72 Prozent.
Mehr Unsicherheit bezüglich der nächsten 15 Jahre
Etwas weniger optimistisch sieht das Gesamtbild hingegen aus, wenn nach den kommenden 15 Jahren gefragt wird. Dann halten nur noch 65 Prozent der Befragten ihre Jobs für sicher, 28 Prozent hingegen eher nicht. Interessant ist, dass es hierbei einen erheblichen Unterschied zwischen Männern (69 Prozent) und Frauen (61 Prozent) gibt und sich scheinbar vor allem ältere Arbeitnehmer verunsichern lassen. Über 50-Jährige sind demnach nur zu 55 Prozent zuversichtlich, dass es ihre aktuelle Haupttätigkeit in 15 Jahren noch in der Form geben wird. Große Verunsicherung ist außerdem bei Beschäftigten im Handel (53 Prozent) zu erkennen sowie bei den Befragten, die aktuell nur in Teilzeit (59 Prozent) angestellt sind.
Es scheint allerdings nicht die Befürchtung zu sein, dass die eigene Arbeit von Robotern, Maschinen oder anderen intelligenten Technologien übernommen wird, welche für diese Verunsicherung sorgt. Denn davon gehen laut der Studie aktuell nur neun Prozent der Befragten aus. Ausgenommen im Handel, dessen Beschäftigte mit 15 Prozent über dem Durchschnitt liegen und somit tatsächlich (auch) deshalb um den eigenen Arbeitsplatz zu fürchten scheinen.
Welches Fazit lässt sich aus den Ergebnissen ziehen?
Alles in allem blicken die deutschen Arbeitnehmer den aktuellen Entwicklungen sowie ihrer beruflichen Zukunft also überraschend entspannt entgegen. Vor allem für die kommenden fünf Jahre machen sie sich bislang nur wenig Sorgen um ihren Arbeitsplatz. Das mag auch daran liegen, dass ihre Situation auf dem Arbeitsmarkt angesichts des demografischen Wandels und zunehmenden Fachkräftemangels positiv zu bewerten ist.
Dennoch erwarten die Befragten der Studie auf lange Sicht durchaus Veränderungen, die auch ihren eigenen Arbeitsplatz betreffen könnten. Von einer „Massenpanik“ kann keinesfalls die Rede sein, durchaus aber von einer grundlegenden Anspannung, wenn es um die Frage nach der eigenen beruflichen Zukunft geht. Vor allem ältere Arbeitnehmer sowie Beschäftigte im Handel zeigen sich verunsichert. In letzterem Fall dürfte der boomende E-Commerce diesbezüglich eine Rolle spielen, welcher den klassischen Handel und dessen Berufsbilder verändert – vielleicht sogar in absehbarer Zeit überflüssig macht. Bei Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern Ü50 könnte es hingegen eher die Sorge um Altersdiskriminierung sein, welche sich in der Studie abbildet.
Das Ergebnis zeigt zwar eine positive Zuversicht und Gelassenheit unter deutschen Arbeitnehmern, es besteht jedoch so auch die Gefahr, die eigene berufliche Zukunft zu wenig zu reflektieren und auf eine potenzielle Wechselsituation nicht ausreichend vorbereitet zu sein.Bernd Slaghuis, Karriere- und Führungscoach
Ausblick in die Zukunft: Was können wir tun?
Solche Thesen zu den Hintergründen lassen sich durch die Studie zwar nicht abschließend bestätigen, dennoch liefert sie durchaus interessante Ergebnisse, die zum Handeln anregen. Denn einerseits liegt es an den Arbeitgebern, ihren Angestellten diese Ängste zu nehmen und sie dadurch zu loyalen sowie motivierten Mitarbeitern zu machen, was angesichts des Fachkräftemangels immer wichtiger wird.
Während auf eine Einzelaufgabe bezogen ein Roboter sicherlich schneller und effizienter arbeiten kann als ein Mensch, so fehlt ihm etwas Entscheidendes: die individuelle Mischung aus Erfahrungen, Talenten, Werten, Temperament und Eigenarten, die eine Person einzigartig macht.Ragnhild Struss, Karriereberaterin
Andererseits sollten sich jene Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die in Zukunft konkret um ihren Job fürchten, selbst fragen, weshalb das so ist und wie sie ihren beruflichen Werdegang entsprechend gestalten können, um eben zu einer unverzichtbaren und unersetzbaren Arbeitskraft zu werden – Digitalisierung hin oder her. Dann können alle zuversichtlich in die nächsten fünf bis 15 Jahre blicken!