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Warum sich ein Tagesgeldkonto oder Festgeldkonto wieder lohnt

Klassisches Sparen mit Tagesgeld und Festgeld rücken durch die Zinswende wieder stärker in den Fokus. Eine exklusive Auswertung zeigt, wie es um den Markt steht und welche Angebote attraktiv sind.

Seit Jahrzehnten vergleicht die FMH-Finanzberatung Zinsangebote. „Ein Prozent der ING aufs Tagesgeld war ein Signal“, sagt FMH-Finanzexpertin Ania Scholz. Für sie ist das Angebot für Neukunden, das die größte deutsche Direktbank am Donnerstag an den Markt gebracht hat, ein weiteres Indiz dafür, dass klassische Sparkonten wie Tagesgeld, aber auch Festgelder wieder mehr ins Rampenlicht rücken.

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Dabei sind die Zinsen für Festgeldkonten bereits seit dem Frühjahr rasant gestiegen. Peter Barkow vom gleichnamigen Daten- & Analyseunternehmen, sagt: „Wir haben derzeit bei Festgeld mit einem Jahr Laufzeit die höchsten Zinsen seit November 2013.“

Er geht davon aus, dass Sparzinsen generell weiter steigen werden. Die durchschnittlichen Zinsen von Tagesgeld- und Festgeldkonten haben nach Einschätzung von Barkow „noch viel Luft“ zum Leitzins der Europäischen Zentralbank (EZB). Dieser liegt aktuell bei 1,25 Prozent. Dass die Banken wieder bereit sind, ihren Sparern etwas zu bieten, liegt seiner Ansicht nach daran, dass sie derzeit viel weniger Geld von ihren Kunden bekommen als noch vor einem Jahr und gleichzeitig mehr Kredite ausreichen.

Festgeldkonten lohnen sich nach Einschätzung von Experten also wieder. Auf Grundlage einer Auswertung der FMH-Finanzberatung unter den Angeboten von 153 Banken bietet das Handelsblatt einen Überblick, welche Angebote besonders attraktiv sind und worauf Sparer bei der Suche achten sollten.

Wer nach hohen Zinsen sucht, wird nun auch vermehrt auf neue Namen stoßen. Banken, die auf Unternehmenskredite spezialisiert sind und keine Privatkundenbasis haben, sind für Barkow typische Banken, die, wenn sie Einlagen brauchen, mit einem hohen Zins an den Markt gehen müssen. „Dies gilt insbesondere, wenn sie keine Filialen haben und nicht so bekannt wie Sparkassen oder die hiesigen Großbanken sind.“

Bei Angeboten mit einem Jahr Laufzeit, dem Klassiker unter den Festgeldern, sind in der Spitze für Sparer zwei Prozent und mehr drin. „Das reicht zwar noch immer nicht, um die Inflation auszugleichen, sie aber immerhin etwas zu dämpfen“, sagt Scholz.

Wer sich länger bindet, läuft nicht nur Gefahr, in naher Zukunft höhere Zinsen zu verpassen, sondern bekommt auch nur unwesentlich mehr. So müssen Sparer, die drei Prozent wollen, sich bereits fünf Jahre festlegen, und selbst bei zehn Jahren Zinsbindung gibt es kaum mehr als 3,25 Prozent pro Jahr.

Festgeld: Griechische Bank mit höchsten Zinsen

Die aktuell höchsten Festgeldzinsen auf ein Jahr gibt es mit 2,3 Prozent bei der Attica Bank. Das griechische Institut gehört zu den Banken aus dem Angebot von Weltsparen. Das Unternehmen aus Berlin ist, wie sein Wettbewerber Zinspilot, ein Zinsvermittler.

Der Charme dieser Anbieter: Wer einmal Kunde geworden ist, dem stehen zig Banken und deren Offerten offen. Ein Postidentverfahren oder eine Videoidentifikation, wie sie sonst nötig ist, wenn man ein Konto eröffnet, entfällt beim Wechsel von Angebot zu Angebot.

Eine Alternative zur Attica Bank ist das Festgeld des maltesischen Finanzdienstleisters Izola, das vier Basispunkte weniger auf ein Jahr bietet. 2,25 Prozent gibt es bei Imprebanca, einem italienischen Institut, das zum Angebot von Zinspilot gehört.

Abgesichert werden die Festgeldkonten über die Einlagensicherung des Landes, in dem die jeweilige Bank beheimatet ist. Als EU-Länder haben Griechenland und Italien in ihren Einlagensicherungsfonds, wie Deutschland auch, eine Obergrenze von 100.000 Euro. Jeder Euro darüber ist nicht mehr geschützt. Sollte eine Auslandsbank tatsächlich pleitegehen, versprechen die Vermittler, ihre Kunden zu unterstützen, das Geld zurückzufordern.

Generell fallen Festgeldkonten unter die gesetzliche Einlagensicherung, diese beträgt in der EU 100.000 Euro. Auch Nicht-EU-Staaten wie die Schweiz oder das Vereinigte Königreich orientieren sich an dieser Grenze. In Deutschland sind zahlreiche Privatbanken zusätzlich Mitglied im Sicherungsfonds des Bankenverbands, der Beträge jenseits der 100.000-Euro-Marke absichert. Sparkassen und Genossenschaftsbanken haben eine sogenannte Institutssicherung. Das heißt, Mitgliedsbanken, denen die Pleite droht, werden vom Rest der Gemeinschaft aufgefangen.

Festgeld: Mehr Sicherheit kostet

Etwas geringer sind die Zinsen bei Festgeldern, die Kunden in Deutschland direkt abschließen können. So zahlt die estnische Bigbank derzeit zwei Prozent auf ihr einjähriges Festgeldkonto. Ein Viertelprozent weniger bieten die Merkur Bank und Pbb Direkt. Beides sind deutsche Institute, die auch über die zusätzliche Einlagensicherung des Bankenverbands verfügen.

Gegenüber den Angeboten deutscher Großbanken liegen die Merkur Bank und die Onlinetochter der Deutschen Pfandbriefbank dennoch weit vorn. So bietet die ING allen, die Geld auf ein Jahr festlegen, ein Prozent, die Deutsche Bank ist mit 0,65 Prozent am Markt, die Hypo-Vereinsbank bietet ein Prozent, allerdings nur in der Filiale.

„Wir haben derzeit bei Festgeld mit einem Jahr Laufzeit die höchsten Zinsen seit November 2013.“
Peter Barkow vom gleichnamigen Daten- & Analyseunternehmen

Deutlich attraktiver und dank der Institutssicherung der Genossenschaftsbanken extrem sicher ist das Festgeld der PSD Bank Nord mit 1,5 Prozent. Um den Zins zu bekommen, müssen Sparer aber erst Mitglied dieser Bank werden.

Anders als beim Tagesgeld, bei dem in der Regel bereits Beträge ab dem ersten Euro verzinst werden, gibt es bei Festgeldern Mindestbeträge, die Kunden der Bank anvertrauen müssen. Das sind in der Regel 10.000 Euro, bisweilen aber auch 5000 oder 1000 Euro.

Ein weiterer Unterschied zum Tagesgeld ist die Zinsbindung. Vor deren Ende kann nur gekündigt werden, wenn der Inhaber des Kontos stirbt oder das Institut insolvent wird. Die bis dahin angefallenen Zinsen sind dann in der Regel weg.

Flexibel sparen: Zwischen Tagesgeldkonto und Festgeldkonto

In der Nische zwischen Festgeld- und Tagesgeldkonten haben sich zuletzt wieder Konten etabliert, bei denen ein Teil des Geldes variabel angelegt ist. Aus Sicht von Zinsexpertin Scholz sind solche Angebote für alle, die mit steigenden Zinsen rechnen, eine gute Möglichkeit zu sparen, ohne auf einen halbwegs passablen Zins zu verzichten. Das Kalkül dahinter: Je größer der Anteil des Geldes, der täglich abgezogen werden kann, desto geringer der Zins.

Eines der Angebote kommt von der Deutschen Pfandbriefbank. Das „Festgeld Plus“ von deren Onlinetochter Pbb direkt ist auf ein Jahr mit 1,5 Prozent verzinst. 20 Prozent des angelegten Geldes können jederzeit wieder abgehoben werden. Wer dieses Konto eröffnen will, muss mindestens 5000 Euro mitbringen.

Bei der Deutschen Industriebank IKB können Sparer des „Festgeld Flex“ bis zur Hälfte des Geldes jederzeit anderweitig anlegen. Dafür bietet die Bank aus Düsseldorf ein Prozent auf ein Jahr und bis zu 1,25 Prozent auf drei Jahre.

Bei der niederländischen NIBC Direct variieren die Zinsen des „Mehr.Flex.Konto“ nach der Kündigungsfrist. Bei 30 Tagen Kündigungsfrist gibt es 0,4 Prozent, bei 60 Tagen 0,55 Prozent und bei 90 Tagen 0,7 Prozent. Ähnlich funktioniert das Angebot der Bank11, hier variieren die Zinsen aber deutlich niedriger zwischen 0,20 Prozent bei 33 Tagen, 0,3 Prozent bei 90 Tagen und 0,5 Prozent bei 180 Tagen Kündigungsfrist.

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