Was Top-Manager in Deutschland verdienen
Berlin. Gute Nachrichten für Topmanager mit Digitalexpertise: Trotz der allgemein mauen Wirtschaftslage in Deutschland sind die Gehälter in der obersten Führungsriege gestiegen. Statt rund 300.000 Euro wie noch im Jahr 2021 verdienen Unternehmenslenker aktuell im Schnitt 319.000 Euro – etwa sechs Prozent mehr. Das zeigt eine Befragung der Personalberatung I-Potentials, die dem Handelsblatt vorab vorliegt.
„Die Gehälter im C-Level sind in den letzten Jahren relativ konstant gestiegen, insbesondere in der Gruppe der Führungskräfte, die Transformations- und Digitalexpertise mitbringen“, sagt Martina van Hettinga, Managing Partner bei I-Potentials. Sie besetzt Toppositionen für Kunden wie Adidas oder Daimler.
Angesichts der aktuellen Herausforderungen – Ukrainekrieg, Inflation, gestresste Lieferketten – steige die Nachfrage nach Talenten, die ein Unternehmen sicher durch Krisen führen können, sagt van Hettinga. Gleichzeitig falle es Unternehmen immer schwerer, ihre Toppositionen gut zu besetzen. Das schlägt sich auf die sowieso schon üppigen Managergehälter nieder.
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So viel Gehalt bekommen CEOs, CFOs oder CTOs
Wer es bis ganz an die Spitze eines Unternehmens zum CEO schafft, kann laut der Auswertung mit einem Jahresgehalt zwischen 220.000 und 390.000 Euro brutto rechnen. Im Jahr 2021 lag die Spanne noch zwischen 200.000 Euro und 350.000 Euro.
Für die Gehaltsanalyse haben die Experten von I-Potentials anonym abgegebene Gehaltsdaten von rund 1800 Topführungskräften aus der Digitalwirtschaft ausgewertet – darunter Firmenlenker großer Konzerne mit Innovationssparten, aber auch von Mittelständlern oder Scale-ups, also Start-ups in einer starken Wachstumsphase. Den untersuchten Unternehmen gemeinsam war ein starker Digitalschwerpunkt oder ein rein digitales Geschäftsmodell.
„Über alle Branchen hinweg fehlen bereits jetzt mehr als 1,2 Millionen Fach- und Führungskräfte“, sagt Personalexpertin van Hettinga. Der Arbeitsmarkt ist zu einem Kandidatenmarkt geworden – auch bei der Besetzung von C-Level-Positionen. Krisen wie die Coronapandemie oder der Ukrainekrieg, gepaart mit einem hohen Innovations- und Transformationsdruck, machen es zunehmend schwerer, ein Unternehmen zu leiten.
Moderne Führungsfähigkeiten, Kenntnisse über innovative Technologien und Geschäftsmodelle sowie Transformationsexpertise seien notwendig, um aktuell eine Organisation erfolgreich zu lenken, sagt van Hettinga. Gleichzeitig brauchen Chefs laut der Personalexpertin ein gutes unternehmerisches Denken. In Kombination mit dem demografischen Wandel und internationaler Konkurrenz sei die Auswahl an Toptalenten schmal.
Das lässt nicht nur die Gehälter von CEOs konstant nach oben klettern – und auch nicht allein im Bereich Digitalisierung. Manager in anderen C-Level-Positionen profitieren ebenfalls vom Führungskräftemangel. Stark angezogen, nämlich um rund zwölf Prozent, hat auch die Vergütung von Finanzexperten. Im Jahr 2022 stieg die Gehaltsspanne für CFOs laut den Daten von I-Potentials auf Werte zwischen 180.000 und 270.000 Euro.
In der Krise seien sorgfältig aufgesetzte Kostenstrukturen und eine exzellente Expertise, wenn es darum geht, Investitionsentscheidungen zu treffen, gute Argumente dafür, einen hoch honorierten Finanzvorstand einzustellen, sagt Expertin van Hettinga. Vor allem dann, wenn einem Unternehmen eine Listung am Aktienmarkt oder ein Verkauf bevorstehe.
Und auch Führungskräfte aus den Bereichen Vertrieb, Sales oder Marketing können sich über ein Gehaltsplus freuen. Ebenso wie ihre Kollegen, die die technische Leitung eines Unternehmens innehaben. Wer es auf eine Spitzenposition im Bereich Commercial schafft, bekommt zwischen 200.000 und 320.000 Euro. Beim CTO liegt die Gehaltsspanne zwischen 190.000 und 330.000 Euro.
In Hessen winkt das höchste Spitzengehalt
Die höchste Vergütung erzielten laut der Auswertung in den vergangenen vier Jahren Topführungskräfte in Hessen (322.000 Euro), gefolgt von Nordrhein-Westfalen (318.000 Euro) und Berlin (293.000 Euro). In Hamburg, Bayern und Baden-Württemberg lag das durchschnittliche Gehalt im Topmanagement bei rund 281.000, 277.000 und 234.000 Euro.
Bei der Analyse berücksichtigt wurden nur Bundesländer, für die mehr als 50 Datensätze vorlagen. Deswegen flossen nicht alle Länder in die Auswertung mit ein. Die Ergebnisse von I-Potential decken sich allerdings mit anderen lokalen Auswertungen im Managementbereich.
So zählen laut der Unternehmensberatung Kienbaum Frankfurt mit der Rhein-Main-Region, München und das Rheinland mit den Metropolen Köln und Düsseldorf zu den gehaltstechnisch attraktivsten Regionen in Deutschland. Schlusslichter bilden dagegen östliche Bundesländer mit Städten wie Dresden und Leipzig.
Gehalt im Topmanagement: Gender-Pay-Gap ist vergleichsweise gering
Während die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen unter allen Beschäftigten laut dem Statistischen Bundesamt bei 18 Prozent liegt, fällt sie im Topmanagement mit sechs Prozent deutlich geringer aus. Grund dafür ist laut van Hettinger die große Konkurrenz um die besten weiblichen Führungskräfte – auch international.
Was weiterhin ein Problem ist: Nach wie vor sitzen deutlich mehr männliche Chefs als Chefinnen in den Führungsetagen – und diese seien aufgrund von Quotenregelungen und anderen Bemühungen für mehr Gleichstellung mittlerweile hart umkämpft.
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