Navigation überspringen
article cover
Welches Job-Mindset bei CEOs nun gefragt ist, um Unternehmen sicher durch die aktuellen Krisen zu manövrieren. - Foto: Getty Images
Premium

Welche Skills Sie als Top-Manager 2023 mitbringen sollten

Fachexpertise allein reicht als CEO nicht mehr aus, um durch Krisen zu führen. Immer mehr Firmen planen deshalb Wechsel im C-Level. Eine exklusive Umfrage zeigt, welche Fähigkeiten nun besonders gefragt sind.

Berlin Erst die Coronapandemie, dann der Ukrainekrieg: Der Druck auf die Führungskräfte der meisten Unternehmen ist seit Jahren hoch. Hinzu kommen Herausforderungen wie der Fachkräftemangel, die Energiewende oder die Digitalisierung von Geschäftsmodellen. Einfache Lösungen sind nicht in Sicht.

Um für künftige Krisen besser gewappnet zu sein, überlegen Investoren immer häufiger Top-Positionen neu zu besetzen. So ergab eine Umfrage der Personalberatung Robert Half unter 400 Top-Führungskräften und 50 Private-Equity-Investoren, dass zwei Drittel der Investoren einen Wechsel im C-Level ihrer Portfoliogesellschaften plant.

„Eine solche Gemengelage gab es in Europa zuletzt in den 60er- und 70er-Jahren“, sagt Daniel Vergara, Managing Director bei der Personalberatung Robert Half, der seit mehr als zehn Jahren Unternehmen bei der Rekrutierung von Managern und Spezialisten berät. „Für viele Führungsteams ist die derzeitige Situation Neuland.“

Fachliche Expertise und ein Händchen für Finanzen seien zwar immer noch wichtig, sie allein reichten aber nicht mehr aus, um ein Unternehmen durch die aktuellen Krisen zu lenken.

Jetzt Handelsblatt Premium zum Vorteilspreis sichern - Zum Angebot

Jetzt Handelsblatt Premium zum Vorteilspreis sichern - Zum Angebot

Umfrage von Robert Half: Diese Skills brauchen Sie als CEO, CFO und CPO

Welche Fähigkeiten braucht es also zusätzlich, um es an die Unternehmensspitze zu schaffen? Auch das haben die Experten von Robert Half Führungskräfte, Aufsichtsräte und Investoren gefragt. Geht es darum, Topmanager zu rekrutieren, wurden als Erstes klassische Eigenschaften wie Führungserfahrung, Talent im Projektmanagement und ein guter Geschäftssinn genannt.

Weil für Unternehmen der Druck zunehmend größer wird, ihr Geschäft sozial, ökologisch und gesellschaftlich wertvoll auszurichten, gewinnen auch Kompetenzen, einen Betrieb nachhaltig zu führen, an Bedeutung. Zwar gaben in der Befragung nur 14 Prozent der Führungskräfte und zehn Prozent der Investoren an, dass Expertise im Bereich ESG ein Einstellungskriterium bei der Rekrutierung von Topmanagern sei – ESG steht für Umwelt (Environment), Soziales (Social) und gute Unternehmensführung (Governance). Die Experten von Robert Half sind aber der Meinung, dass Talent, nachhaltig zu wirtschaften, zunehmend wichtiger wird.

Neue Anforderungen an Führungskräfte durch Gesetzesänderungen

„Dass ESG-Expertise aktuell noch so eine geringe Rolle bei der Suche nach geeigneten Topmanagern zu spielen scheint, ist unverständlich“, sagt Charlie Grubb, ebenfalls Managing Director bei Robert Half. Denn: Künftig betrifft die Pflicht, über Nachhaltigkeit Bericht zu erstatten, immer mehr Arbeitgeber.

So gilt nicht nur das Lieferkettensorgfaltsgesetz ab kommendem Jahr für alle Unternehmen mit mehr als 1000 Mitarbeitern. Mit der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) soll ab 2024 die Berichterstattung über Nachhaltigkeitsthemen deutlich ausgeweitet werden. Dann müssen sukzessive auch kleinere Unternehmen über ihre Sustainability-Kriterien Rechenschaft ablegen.

„Gewinn und Rendite stehen nicht mehr über allem“, sagt Experte Grubb. „Ob jemand ein Unternehmen nachhaltig führen kann, wird zum entscheidenden Faktor werden, wer zur Top-Führungskraft aufsteigt und wer nicht.“

Megatrend: Fachkräftemangel bewältigen

Knapp zwei Millionen Arbeitskräfte fehlen den deutschen Unternehmen bereits jetzt. Gute Mitarbeiter zu finden wird in den kommenden Jahren zu einer der größten Herausforderungen für Firmenlenker. „Topmanager müssen zu People-Managern werden“, sagt Grubb. Um Talente ins Unternehmen zu locken und zu halten, brauche es eine gute Kultur, in der Chefs authentisch Werte wie Gleichberechtigung, Diversität oder Nachhaltigkeit vorleben: „Besonders jüngeren Generationen wird das immer wichtiger.“

Empathie, die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen, und hohe Flexibilität seien hierfür genauso wichtig wie ein gutes Verständnis für CSR- und DEI-Themen. CSR steht als Sammelbegriff für „Corporate Social Responsibility“ und umfasst alle sozialen, ökologischen und ökonomischen Aspekte – etwa Umwelt- und Klimaschutz, Personalkultur oder soziales Engagement. DEI steht für Diversität (Diversity), Gleichberechtigung (Equity) und Inklusion (Inclusion).

Auch Christine Stimpel, Partnerin bei der Personalberatung Heidrick & Struggles, sagt: „Topmanager haben heute viel mehr als früher ihre Mitarbeiter im Blick.“ Vor allem Nachwuchstalente würden von ihren Chefs erwarten, dass sich diese mit ihnen auseinandersetzen. „Da die jungen Talente heute begehrter sind als je zuvor, müssen Führungskräfte auf C-Level diesen neuen Anforderungen entsprechen.“

Künftige CEOs sollten Storytelling beherrschen

Energiewende, digitale Transformation, Künstliche Intelligenz (KI): Unternehmen müssen sich ständig neu ausrichten. Damit das gelingt, brauchen Topmanager gute Kommunikationsfähigkeiten, technische Skills und Erfahrung im Changemanagement, zeigt die Auswertung von Robert Half. Was laut den Experten der Personalberatung jedoch genauso wichtig ist: Topmanager müssen gutes Storytelling beherrschen.

„Gute Führungskräfte erzählen starke Geschichten“, sagt Daniel Vergara. Das heißt, sie verpacken ihre Ideen überzeugend und schaffen es so, ihre Mitarbeiter zu bewegen, zu motivieren und zu überzeugen.

Der Einsatz von KI etwa wird den Arbeitsalltag vieler in einer noch unbekannten Weise verändern. Führungsteams, so die Experten von Robert Half, müssten nicht nur verstehen, wie sie deren Potenziale einsetzen können, sondern ihre Vorhaben auch gut an die Mitarbeiter vermitteln. „Mit schwachem Storytelling wird es kaum gelingen, die Belegschaft hier mitzunehmen“, sagt Vergara.

Erfolgreiche Führungskräfte müssten moderne Megatrends verstehen und in der Lage sein, sie in die Geschäftsmodelle, die sie verantworten, einzubauen, sagt auch Headhunterin Christine Stimpel: „Dabei reicht es aber nicht aus, lediglich wortreich Moden hinterherzulaufen.“ Die Kunst sei es, sein Geschäft exzellent zu kennen und die Chancen neuer Entwicklungen effizient einzubauen. „Dazu bedarf es einer analytischen Tiefe“, erklärt sie. „Gestern ein bisschen Digitalisierung, heute ein bisschen Sustainability und morgen ein wenig Künstliche Intelligenz – das reicht nicht.“

Top-Manager werden: Viele Wege führen ins C-Level

Wer es ins Topmanagement schaffen will, dem rät Stimpel, neugierig zu bleiben: „Wer zu sehr in Routinen verfällt und für das Neue nicht mehr offen ist, wird sich schwertun, mit den rasanten Entwicklungen unserer Wirtschaftswelt Schritt zu halten.“ Und die Experten von Robert Half nennen als Faustformel: immer bereit sein, Neues zu lernen. „Manager sollten mit der Maxime durch ihren Arbeitsalltag gehen, dass es immer einen gibt, der etwas besser weiß als sie“, sagt Vergara.

Dass bestimmte Eigenschaften, die früher den Weg zur Unternehmensspitze geebnet haben, heute gar keine Rolle mehr spielen, sehen die Personalexperten nicht. „Es hat sich eher die Gewichtung verändert“, sagt Vergara. Während Soft Skills für Unternehmenslenker immer wichtiger werden, zeige sich bei den Hard Skills ein differenziertes Bild.

So seien zum Beispiel in der Buchhaltung oder im juristischen Bereich Abschlüsse nach wie vor Voraussetzung für eine Managementposition. Mittlerweile gebe es aber auch viele Fälle von Führungskräften, die es ins Topmanagement eines Unternehmens geschafft haben, ohne jemals eine Universität besucht zu haben.

Jetzt Handelsblatt Premium zum Vorteilspreis sichern - Zum Angebot

Jetzt Handelsblatt Premium zum Vorteilspreis sichern - Zum Angebot

Welche Skills Sie als Top-Manager 2023 mitbringen sollten

Premium

Diese Inhalte sind für Premium-Mitglieder inklusive

Der Zugang zu diesem Artikel und zu vielen weiteren exklusiven Reportagen, ausführlichen Hintergrundberichten und E-Learning-Angeboten von ausgewählten Herausgebern ist Teil der Premium-Mitgliedschaft.

Premium freischalten

Handelsblatt - das Beste der Woche schreibt über Substanz entscheidet

Das Handelsblatt ist das führende Wirtschaftsmedium in Deutschland. NEU: Diese Seite bietet Premium-Mitgliedern eine Auswahl der besten Artikel vom Handelsblatt direkt hier und als wöchentliche Zusammenfassung per Mail. Rund 200 Redakteure und Korrespondenten sorgen rund um den Globus für eine aktuelle, umfassende und fundierte Berichterstattung. Über Print, Online und Digital kommunizieren wir täglich mit rund einer Million Leserinnen und Lesern.

Artikelsammlung ansehen