Wenig Wertschätzung im Westen, mehr Sorgen im Süden: So steht es um die Job-Zufriedenheit der Deutschen
In welchen Bundesländern lassen sich Beruf und Privatleben am ehesten vereinen? Welche Region fühlt sich am meisten wertgeschätzt? Und wo blicken Arbeitnehmer·innen noch am zuversichtlichsten in die berufliche Zukunft? Die Ergebnisse der XING Job-Happiness-Studie 2022 lassen innerhalb Deutschlands einige Unterschiede erkennen – und deutliche Defizite.
Work-Life-Balance und Wertschätzung sind für Beschäftigte längst keine Nebensächlichkeiten mehr. Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer richten ihre Karriereplanung zunehmend an diesen "weichen" Faktoren aus. Vor allem die GenZ, also die Jahrgänge 1995 bis 2010, legt bei der Jobsuche großen Wert auf die Unternehmenskultur. Doch aus der aktuellen XING Job-Happiness-Studie* geht hervor, dass gerade bei diesen Faktoren in Deutschland noch großes Verbesserungspotenzial besteht. So bestätigen beispielweise nur 58 Prozent aller Beschäftigen, angemessene Wertschätzung zu erfahren.
„Weiche Faktoren werden zu harten Fakten“, sagt Petra von Strombeck, CEO der NEW WORK SE, Muttergesellschaft des Job-Netzwerks XING. „Karrieremöglichkeiten und Gehalt sind zwar immer noch wichtig, treten aber in den Hintergrund, wenn die Kultur im Unternehmen nicht stimmt.“ Menschen mit geringem emotionalem Engagement und dem Gefühl, in einer Sackgasse zu stecken, seien auch schneller bereit, den Job zu wechseln. „Das ist gerade in Zeiten des Fachkräftemangels fatal für Unternehmen.“
Doch nicht überall in Deutschland ist man gleichermaßen zufrieden bzw. unzufrieden. Betrachtet man die regionale Auswertung der Online-Umfrage, die forsa im Auftrag des Job-Netzwerks unter 3.042 Beschäftigten durchgeführt hat, zeigt sich, dass zwischen Norden und Süden, Osten und Westen erhebliche Unterschiede existieren.
🧭 Die Regionen im Überblick
Norden: Niedersachsen, Hamburg, Schleswig-Holstein, Bremen
Westen: Nordrhein-Westfalen, Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland
Osten: Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Berlin, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen
Süden: Bayern, Baden-Württemberg
Mehr Sorgen im Süden
Beschäftigte in Bayern und Baden-Württemberg bekommen Beruf und Privatleben am besten miteinander vereint. Das Verhältnis zu Vorgesetzen wird am häufigsten positiv bewertet, zudem erfahren die Süddeutschen mit Abstand am meisten Wertschätzung (62 Prozent). Sie fühlen sich darüber hinaus am fairsten behandelt und haben am häufigsten das Gefühl, dass ihre Meinung Gewicht hat. Diese Werte deuten auf eine mitarbeiterorientierte Unternehmskultur in dieser Region hin.
Also alles bestens im Süden, der immerhin mehr als ein Drittel des Bruttoinlandsprodukts erwirtschaftet? Nicht ganz. Trotz der hohen Zufriedenheitswerte bei den weichen Faktoren sorgen sich die süddeutschen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer am meisten um ihre berufliche Zukunft. Nur 67 Prozent blicken positiv in die Zukunft – weniger als in allen anderen Regionen.
✅ "Ich mache mir keine Sorgen um meine berufliche Zukunft"
Norden 71%
Osten 69%
Westen 69 %
Süden 67 %
✅ "Ich habe ein gutes Verhältnis zu meinem/r Vorgesetzten"
Süden 82%
Norden 79%
Osten 79%
Westen 76%
Mangelnde Work-Life-Balance im Norden
Im Norden sind die Arbeitnehmerinnen besonders zuversichtlich, was die berufliche Zukunft angeht (71 Prozent). Beim Gefühl, fair behandelt zu werden, liegen Bremen, Hamburg, Schleswig-Holstein und Niedersachsen nahezu gleichauf mit den Süddeutschen. Vor allem in den Bereichen, die sich der Selbstverwirklichung zuordnen lassen, sind die Norddeutschen stark aufgestellt: Bei den Fragen “Ich kann meine persönlichen Ziele erreichen" und "Ich kann das tun, was ich am besten kann" hob sich der Norden jeweils mit sechs Prozentpunkten von der zweitplatzierten Region ab.
Lediglich bei der Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben bilden die Nordlichter im Regionenvergleich das Schlusslicht: Nur 72 Prozent beurteilen ihre Work-Life-Balance als ausgeglichen.
✅ "Ich fühle mich fair behandelt"
Süden 71%
Norden 70 %
Osten 66%
Westen 64 %
Keine Panik im Osten
Der Osten pendelt sich auf den mittleren Plätzen ein. Immerhin 69 Prozent der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Berlin, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen sind guter Dinge, was ihre persönliche berufliche Zukunft betrifft. Trotz Krieg, Krise und Inflation bleibt der Osten zuversichtlicher als das Kraftzentrum der deutschen Wirtschaft im Süden. Drei Viertel der Beschäftigen in der östlichen Region geben an, Berufliches und Privates gut miteinander vereinbaren zu können. Doch nur sechs von zehn Beschäftigen haben dort den Eindruck, dass ihre Meinung im Unternehmen von Bedeutung ist.
✅ "Ich bekomme Beruf und Privatleben gut miteinander vereint"
Süden 79 %
Osten 75 %
Westen 74%
Norden 72%
Wenig Wertschätzung im Westen
In den westlichen Bunsdesländern fühlen sich vier von zehn Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer nicht gehört: Gerade einmal 60 Prozent haben das Gefühl, ihre Meinung sei im Unternehmen von Bedeutung. Den Beschäftigten in NRW, Hessen, Rheinland-Pfalz und im Saarland wird laut Umfrage die geringste Wertschätzung entgegengebracht. Darüber hinaus fühlt man sich im Westen von allen Regionen am wenigsten fair behandelt (64 Prozent).
✅ "Meine Meinung hat Gewicht"
Süden 68%
Norden 65%
Osten 64%
Westen 60%
✅ "Ich erfahre eine angemessene Wertschätzung für meine Arbeitsleistung"
Süden 62%
Osten 58%
Norden 57%
Westen 56%
* Für die XING Job-Happiness-Studie 2022 befragte forsa im Oktober 2022 insgesamt 3.042 erwerbstätige Personen ab 18 Jahren in Deutschland im Rahmen einer repräsentativen Online-Umfrage.
Wie nimmst Du persönlich die Job-Zufriedenheit in Deiner Region wahr? Schreib es in die Kommentare.
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