Dr. Alexandra Hildebrandt

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für Wirtschaft & Management, Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Internet & Technologie

Anthropozän: Befindet sich die Menschheit in evolutionären Sackgassen?

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In den letzten Jahrzehnten haben tiefgreifende Veränderungen auf unserem Planeten stattgefunden, die in einem engen Zusammenhang mit den Veränderungen der globalen Wirtschaftsprozesse stehen. Wir stehen heute vor komplexen, von uns selbst verursachten Problemen, die mit folgenden Herausforderungen verbunden sind:

  • Kurzfristige Betrachtungsweisen
  • egoistische Interessenpolitik/ Dominanz ökonomischer Interessen
  • Klimaschutz, Gerechtigkeit und wirtschaftliche Innovationen gehen nicht Hand in Hand
  • Verlagerung der Probleme, statt sie zu lösen
  • zu wenig guter Recherchejournalismus
  • Zunahme der Treibhausgasemissionen
  • Widerstand gegen die grüne Transformation sowie Trägheit und Ignoranz.

Das Notwendige wird nicht getan, obwohl wir seit Jahrzehnten wissen, was bei der Erderwärmung zu tun wäre – und so gehen auch die Treibhausgasemissionen nicht zurück. Wenn die Systeme auf der Erde stabiler bzw. resilienter werden sollen, muss auf nachhaltiges Wachstum gesetzt werden. Das System bricht sonst früher oder später in sich selbst zusammen. Das ist selbstzerstörerisch und nicht nachhaltig. Aufgabe der Wissenschaften ist es, diese Zusammenhänge zu erklären und entsprechende Informationen zu liefern. Das Wissenschaftssystem ist „noch nicht darauf angelegt, die Gesamtzusammenhänge zu verstehen“, kritisierte vor einigen Jahren der niederländische Chemiker und Atmosphärenforscher Paul J. Crutzen (1933 – 2021), der den Begriff „Anthropozän“ (von ánthropos = Mensch und kainós = neu) populär machte. Das Anthropozän beschreibt die Menschen als Verursacher der Naturzerstörung und verlangt von ihnen eine neue Qualität von Verantwortung ab. Doch wenn der Umgang damit eine globale Verantwortung erfordert, gibt es dennoch Unterschiede, denn die Eingriffe in die Natur und die Belastungen der ökologischen Kreisläufe sind global und lokal ungleich verteilt.

Für die Menschheit besteht das Risiko, in 14 evolutionären Sackgassen stecken zu bleiben.

Das Konzept ist aus der Tierwelt bekannt: „So wie viele Insekten vom Licht angezogen werden, also einem evolutionären Reflex, der sie in der modernen Welt töten kann, besteht auch für die Menschheit das Risiko, dass sie auf neue Phänomene in der schädlichen Art und Weise reagiert“, bemerkt Peter Søgaard Jørgensen. Er ist am Stockholm Resilience Centre der Stockholm University, der Royal Swedish Academy of Sciences Global Economic Dynamics und dem Anthropocene Laboratory beteiligt. Eine aktuelle Studie versammelt Erkenntnisse vieler wissenschaftlichen Disziplinen, um zu verstehen, wie sich das Anthropozän entwickelt hat und wie sich eine globale Nachhaltigkeit künftig weiter entwickeln kann. Gezeigt wird, wie die Menschheit in evolutionären Fallen feststecken könnte. Zu den Sackgassen, die sich aus ursprünglich erfolgreich Innovationen ergeben können, gehören:

  • die Vereinfachung der Landwirtschaft/ Agrarsysteme (das Vertrauen auf wenige hochproduktive Pflanzen wie Weizen, Reis, Mais und Soja habe bewirkt, dass die im Verlauf des vergangenen Jahrhunderts hergestellten Kalorien sprunghaft angestiegen sind, Anfälligkeit des Nahrungsmittelsystems für Umweltveränderungen)
  • wirtschaftliches Wachstum, das für Menschen und Umwelt keine Vorteile bringt
  • die Instabilität der globalen Zusammenarbeit
  • die Kipp-Elemente des Klimas und jene der KI.

Von den 14 evolutionären Fallen, die sich gegenseitig verstärken, befinden sich zwölf bereits im fortgeschrittenen Zustand. Die Menschheit befände sich an der Schwelle, in einem Ausmaß stecken zu bleiben, bei dem es sehr schwierig werde, sich wieder zu befreien. Bei zehn dieser 14 Fallen bewegt sich die Menschheit in die falsche Richtung. Bleiben Gesellschaften in einer Sackgasse stecken, ist es wahrscheinlicher, dass das auch bei anderen der Fall sein wird. Gesellschaften müssen sich aktiv transformierten. Weitere Details sind in den „Philosophical Transactions of the Royal Society of London (B)“ veröffentlicht.

Paul J. Crutzen sah bis zum Ende seines Lebens die Debatte als eine Chance, zur ökologischen Neuorientierung zu kommen. Dazu braucht es eine bessere Kooperation in und zwischen Politik und Wissenschaft, eine sozial gerechte grüne Transformation, eine engere Zusammenarbeit zwischen Natur- und Sozialwissenschaften sowie einen kognitiven Wandel, damit wir uns der Bedeutung einer globalen Zivilisation bewusst werden.

Weiterführende Literatur:

  • Paul J. Crutzen: Das Anthropozän. Schlüsseltexte des Nobelpreisträgers für das neue Zeitalter. Hg. von Michael Müller. oekom Verlag, München 2019.
  • Klimaneutralität in der Industrie. Aktuelle Entwicklungen – Praxisberichte – Handlungsempfehlungen. Hg. von Ulrike Böhm, Alexandra Hildebrandt, Stefanie Kästle. Springer Gabler Verlag, Heidelberg, Berlin 2023.
  • Klimawandel in der Wirtschaft. Warum wir ein Bewusstsein für Dringlichkeit brauchen. Hg. von Alexandra Hildebrandt. Verlag SpringerGabler, Heidelberg, Berlin 2020.

Wer schreibt hier?

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Freie Publizistin und Autorin, Nachhaltigkeitsexpertin, Dr. Alexandra Hildebrandt

für Wirtschaft & Management, Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Internet & Technologie

Als Publizistin, Herausgeberin, Bloggerin und Nachhaltigkeitsexpertin widme ich mich den Kernthemen Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Beim Verlag SpringerGabler habe ich die CSR-Bände zu Digitalisierung, Energiewirtschaft und Sportmanagement herausgegeben sowie "Klimawandel in der Wirtschaft".
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