Dr. Alexandra Hildebrandt

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für Wirtschaft & Management, Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Internet & Technologie

Arbeitsmarkt: Die Bedeutung des Umbaus der Wirtschaft hin zur Klimaneutralität

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Die soziale und ökologische Transformation der Wirtschaft bedeutet auch einen umfassenden Strukturwandel auf dem Arbeitsmarkt.

Bestehende Berufsfelder und Arbeitsstellen werden umgestaltet, und traditionsreiche Arbeitsplätze wie im Bergbau werden im Zuge des Kohleausstiegs mittelfristig verschwinden. An anderen Stellen werden sich neue Beschäftigungsmöglichkeiten für Menschen ergeben. In der Vergangenheit gehörten zu den grünen Berufen vor allem jene, die direkt mit der Natur zu tun hatten (z.B. Förster, Landwirte, Gärtner). Heute gehören zu ihnen vor allem solche, die einen positiven Einfluss auf den Klima- sowie den Umweltschutz haben: Umweltinformatiker, Energieberater, Betriebswirte für Umweltökonomie oder Ingenieure für Umweltschutz. Umwelttechnologie, Umweltforschung, Umweltplanung, Umwelterziehung und Umweltverwaltung spielen auch im Kontext von SDG 11 eine immer wichtiger werdende Rolle. Die sozial-ökologische Transformation wird gesamtwirtschaftlich keinesfalls als „Jobkiller“ für Deutschland angesehen, so das Ergebnis der Bertelsmann-Studie „Klimapolitik und soziale Gerechtigkeit“ , die auch die Auswirkungen des Umbruchs auf dem Arbeitsmarkt untersucht.

Die wichtigsten Ergebnisse im Überblick:

  • Mit der ökologischen und sozialen Transformation der Wirtschaft werden zusätzliche Arbeitskräftebedarfe entstehen: Eine deutlich wachsende Nachfrage nach Arbeitskräften wird in den Bereichen Bauwirtschaft, Handwerk (z. B. Elektro- und Klimatechnik), Energietechnik und Verkehr erwartet. Häufig sind gerade diese Sektoren Schlüsselbereiche, in denen bereits heute Fachkräfteknappheit herrscht.
  • Die Unterscheidung zwischen der beruflichen Stellung der Befragten zeigt, dass Arbeiter den Arbeitsmarkteffekten der Transformation pessimistischer und Beamten ihnen optimistischer entgegensehen als der Rest der Bevölkerung.
  • In energieintensiven Industriezweigen werden negative Beschäftigungseffekte ebenso auftreten wie in der Automobilbranche, wo die Umstellung von Verbrennungs- auf Elektromotoren etablierte Jobs kosten wird. Beamte sehen den Beschäftigungseffekten der Transformation am gelassensten entgegen.
  • Arbeiter befürchten, dass die Transformation mit einem Beschäftigungsrückgang einhergeht. Ein Drittel der Personen dieser Berufsgruppe, die überwiegend gewerblichen oder handwerklichen Tätigkeiten nachgehen, erwarteten nicht, dass die Energiewende mehr Arbeitsplätze schaffe als sie vernichte.
  • Es besteht die Gefahr, dass der Fachkräftemangel zu einem Engpassfaktor wird, der verhindert, dass Energie- und Verkehrswende hinreichend zügig umgesetzt werden können.
  • Dass die Verkehrswende gesamtwirtschaftlich positive Beschäftigungswirkung habe, verneinen 41 Prozent der Befragten.
  • Ein Viertel der Bürger nimmt einen Zielkonflikt zwischen der Energiewende und dem Erhalt eines hohen Beschäftigungsniveaus wahr.

Die Wirkung dieses Strukturwandels auf den Arbeitsmarkt beschäftigt auch den Unternehmer und Personalexperten Werner Neumüller.

Zu seinem Kerngeschäft gehört auch die Rekrutierungsunterstützung über die Personaldienstleistung vor allem im akademischen Umfeld und bezüglich Ingenieurqualifikationen. „Im akademischen Umfeld gesucht werden heute innovative Mitarbeitende für zukunftsträchtige Lösungen und Entwicklungen", sagt er. Je weiter heute die vernetzte Produktion heute fortschreitet, desto stärker wird auch die Nachfrage nach Mitarbeitenden mit Kenntnissen in IT, Automatisierungstechnik und Robotik sein. Neumüller sagt voraus (auch wenn die meisten Zukunftsjobs heute noch nicht bekannt sind), dass Wirtschaftsingenieure bis hin zu Diplomierten mit mehreren Abschlüssen in unterschiedlichen Disziplinen zunehmen werden, „wenngleich die Passfähigkeit des (Aus-)Bildungssystems auf die Anforderungen der modernen Lebens- und Arbeitswelt auch hier optimiert werden muss.“ Deshalb ist es wichtig umzudenken und vom Status der einmaligen Ausbildung abrücken - hin zum interdisziplinären Denken, hin zu mehr Mut und ungeraden Lebensläufen.

Weiterführende Informationen:

  • Nicht nur bei Nachhaltigkeit - auch beim Recruiting: Wir brauchen ein Bewusstsein für Dringlichkeit 
  • Warum Unternehmen ihre Dekarbonisierungsbemühungen jetzt beschleunigen müssen 
  • CSR und Digitalisierung. Der digitale Wandel als Chance und Herausforderung für Wirtschaft und Gesellschaft. Hg. von Alexandra Hildebrandt und Werner Landhäußer. SpringerGabler Verlag. 2. Auflage. Berlin Heidelberg 2021.
  • Klimaneutralität in der Industrie. Aktuelle Entwicklungen – Praxisberichte – Handlungsempfehlungen. Hg. von Ulrike Böhm, Alexandra Hildebrandt, Stefanie Kästle. Springer Gabler Verlag, Heidelberg, Berlin 2023.
  • Werner Neumüller Das resiliente Unternehmen im Mittelstand. Am Beispiel der Neumüller Unternehmensgruppe. In: Zukunftsvision Deutschland. Innovation für Fortschritt und Wohlstand. Hg. Marion A. Weissenberger-Eibl. SpringerGabler Verlag, Berlin Heidelberg 2019, S. 97–111.
  • Werner Neumüller: Ehrlich weiter: Auf der Suche nach den Menschen. In: Visionäre von heute – Gestalter von morgen. Inspirationen und Impulse für Unternehmer. Hg. von Alexandra Hildebrandt und Werner Neumüller. Verlag SpringerGabler, Heidelberg, Berlin 2018.
  • Visionäre von heute – Gestalter von morgen. Inspirationen und Impulse für Unternehmer. Hg. von Alexandra Hildebrandt und Werner Neumüller. Verlag SpringerGabler, Heidelberg, Berlin 2018.

Wer schreibt hier?

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Freie Publizistin und Autorin, Nachhaltigkeitsexpertin, Dr. Alexandra Hildebrandt

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Als Publizistin, Herausgeberin, Bloggerin und Nachhaltigkeitsexpertin widme ich mich den Kernthemen Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Beim Verlag SpringerGabler habe ich die CSR-Bände zu Digitalisierung, Energiewirtschaft und Sportmanagement herausgegeben sowie "Klimawandel in der Wirtschaft".
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