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Arbeitswelt im Wandel: Die entscheidenden Faktoren künftiger Wettbewerbsfähigkeit

Der amerikanische Ingenieur Frederick Taylor veröffentlichte im Jahr 1911 „The Principles of Scientific Management“ und begründete damit Management als eine Organisationsmethodik, die dem Effizienzstreben des Industriezeitalters Flügel verleihen sollte. Seine Idee war die konsequente Trennung des Denkens vom Handeln. Manager wurden zu „denkenden Führern nicht denkender (Mit-)Arbeiter“. Die Arbeiter funktionierten wie Maschinen. In den Unternehmen flossen Informationen nach oben und Weisungen nach unten. Führung hatte das Komplizierte zu steuern. Nach seinem Tod 1915 setzten sich seine Ideen zur hierarchischen und funktionalen Trennung branchenübergreifend durch. Das Management der alten Welt, das bis heute überlebt hat und sich an den Methoden Taylors orientiert, funktioniert über Weisung und Kontrolle. Im Komplexitätszeitalter ist dies jedoch nicht mehr möglich, ja es droht sogar ein Kollaps des sozialen Funktionierens, wenn es so weitergeht wie bisher. Manager und Führungskräfte müssen deshalb umdenken. Unternehmen müssen dafür sorgen, dass ihre komplexen Systeme eine Architektur aufweisen, die dafür sorgt, sich selbst zu stabilisieren und zu reparieren, wie es auch die Evolution „meisterhaft“ vormacht. Das erfordert in Unternehmen etliche Veränderungen (z.B. agile Strukturen, organisatorischer Umbau).

Komplexität und Geschwindigkeit des Wandels erfordern heute höchste Effektivität und Professionalität nachhaltigen Managements. Flexibilisierungspotenzial in der neuen Arbeitswelt bedeutet, dass Unternehmen den richtigen Level an Agilität finden müssen: Mitarbeiteragilität, Produktionsmaschinenagilität, Logistik, Produktionsnetzwerk, Einkauf und Agilität in der Produktgestaltung. Dafür braucht es entsprechende organisatorische und kulturellen Rahmenbedingungen, unter denen sich Menschen entwickeln können, denn Agilität muss im organisatorischen Design sowie dem Mindset der Mitarbeiter gleichermaßen verankert sein. Für den Unternehmer und Personalexperten Werner Neumüller gehört auch Innovationskultur zu einem Führungsstil, der den Mitarbeitenden Freiräume lässt und sie ermutigt, neue Ideen weiterzuentwickeln und mit Risiken und Fehlern umzugehen. Jede/r muss dazu allerdings seinen persönlichen Anteil zu einer Vertrauenskultur beitragen.

  • Dienstleistungen werden an Bedeutung gewinnen.

  • Der Arbeitsalltag wird zunehmend von innovativen Informations- und Kommunikationstechnologien geprägt sein.

  • Wissen und Kreativität werden zu den entscheidenden Erfolgsfaktoren künftiger Wettbewerbsfähigkeit.

  • Unbefristete Vollzeitstellen werden zunehmend durch befristete Projektverträge, freie Mitarbeit und Teilzeit ersetzt.

  • Die Bedeutung von räumlicher Flexibilität wird weiter zunehmen: Mobile Arbeit und das Homeoffice gewinnen weiterhin an Bedeutung.

  • Die Gehälter von Angestellten werden flexibler ausgestaltet.

  • Es entwickelt sich ein neues Bewusstsein für Wertigkeiten von Arbeit.

  • Die Begriffe Arbeit 4.0 und New Work werden heute fast gleichbedeutend verwendet.

Sie sind eine Reaktion auf verschiedene gesellschaftliche und organisationale Entwicklungen wie den demografischen Wandel, Globalisierung, Digitalisierung und Internationalisierung und einen veränderten Markt, in dem alte Strukturen nicht mehr funktionieren. „New Work“ zählt längst zu den Buzzwords, die ohne Einordnung und ohne zu wissen, wofür sie konkret stehen, inflationär verwendet werden. Das Konzept hat in den vergangenen Jahren rasant an Bedeutung gewonnen. Über die Vorteile (Fokus auf Ergebnisse, bessere Vereinbarung von Arbeits- und Privatleben, Förderung der Kreativität und Innovationskraft, Steigerung Attraktivität als Arbeitgeber) und Herausforderungen (Motivation und das Engagement der Arbeitnehmer:innen könnte abschwächen, wenn sie nicht mehr täglich im Büro sind, Probleme beim virtuellen Arbeiten) schreibt Stephanie Haas ausführlich in ihrem Blogbeitrag „New Work: Moderne Arbeitskonzepte der Gegenwart“ auf der Website der NEUMÜLLER Unternehmensgruppe. Im Gegensatz zu klassischen Arbeitsmodellen, bei denen Arbeitnehmer:innen an einem festen Standort und zu festgelegten Zeiten arbeiten, bietet New Work mehr Flexibilität und Freiheit. Das gute Leben macht heute den Unterschied, denn es beruht im Gegensatz zum bloßen Leben auf Sinnstiftung, einer Ökonomie des Teilens und der Wahlfreiheit von Tun und Lassen.

Freiheit definiert er nicht nur als Wahl zwischen Alternativen, sondern vor allem als Handlungsfreiheit, die früher - zumindest ansatzweise - Heimarbeiter hatten. Für die Lederindustrie fertigten ganze Ortschaften von daheim aus. Das Unternehmen lieferte den Rohstoff, und der Angestellte die Handtaschen. Wann er produzierte, war nicht relevant. Der Vorteil lag auf beiden Seiten: Die Feintäschner konnten die Arbeit mit ihrem Privatleben in Einklang bringen, und die Firmen sparten Platz. Die Flexibilität der Arbeitszeit und des Arbeitsortes hat in den letzten Jahren kontinuierlich zugenommen, vor allem begünstigt durch die Digitalisierung. Technologische und gesellschaftliche Transformationsprozesse führen zu einer Auflösung konventioneller Strukturen. Davon zeugt auch eine neue Generation von Wohnhäusern: Über Jahrhunderte zeichneten sich Privathäuser vor allem dadurch aus, dass in ihnen nicht gearbeitet wurde. Heute werden spezifische Raumfunktionen zugunsten offener Nutzungskonzepte aufgegeben – Leben und Arbeit gehen ineinander über. Vor diesem Hintergrund leiten sich die heutigen Aspekte von New Work daraus ab: flexiblere Arbeitskonzepte, heterogene Belegschaften, der Wandel des Führungsbildes, dynamische und flexiblere Karrierekonzepte, Selbstverantwortung, Eigeninitiative, unternehmerische Kraft und Freiheit. Sie ist allerdings nicht geschenkt, sondern muss täglich neu errungen und verantwortungsvoll genutzt werden.

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Dr. Alexandra Hildebrandt schreibt über Wirtschaft & Management, Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Internet & Technologie

Als Publizistin, Herausgeberin, Bloggerin und Nachhaltigkeitsexpertin widme ich mich den Kernthemen Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Beim Verlag SpringerGabler habe ich die CSR-Bände zu Digitalisierung, Energiewirtschaft und Sportmanagement herausgegeben sowie "Klimawandel in der Wirtschaft".

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