Bewegte Gesellschaft: Was Tanzen mit unserer Arbeits- und Lebenswelt verbindet
Die Kunst der Führung
Überall auf der Welt bewegen sich Menschen zu Rhythmen oder Melodien: allein oder in der Gruppe, impulsiv oder langsam. Tanzen hat Entwicklungen von Zivilisationen begünstigt und möglicherweise sogar unsere Menschwerdung befördert. Zudem ist es eine der inklusivsten Sportarten – seit 1998 gibt es zum Beispiel Weltmeisterschaften im Rollstuhltanz.
Tanzpaare gehören zu den kleinsten Sportteams, wo eine Person die führende Rolle hat. Der andere verzichtet (temporär) bewusst darauf. Nur der oder die Führende entscheidet, welche Figurenfolge getanzt wird. Damit dies gelingt, ist die führende Person auf die Kooperation der geführten Person angewiesen. Beide haben klar definierte Aufgaben, die miteinander harmonieren müssen: Der Folgende muss sich auf die Führung einzulassen, Vertrauen aufbauen und spüren, welche Bewegung die nächste sein wird. Auch gehört die „Fehlerkultur“ dazu: Manchmal wird rechts und links verwechselt oder der Takt verfehlt, das Tanzpaar tritt sich auf die Füße oder der Einsatz wird verpasst. Das lässt sich auch auf den Führungs- und Managementkontext in Unternehmen übertragen. Auch hier gilt:
- Nachhaltigkeit und Innovationen erfordern einen Wechsel von Intensität und Weitblick, Kopf und Herz.
- Für den Umgang mit Veränderungen braucht es die Entwicklung eines geschärften Instinkts.
- Es braucht Vertrauen in die eigenen Möglichkeiten und Chancen sowie in den Partner.
- Widerstand führt zu nichts, wenn die Richtung klar ist.
Im Unternehmenskontext und im Tanz braucht es außerdem richtige Koordination, gelingende Kooperation und gute Kommunikation. Im Gegensatz zu den traditionellen Tänzen wie Walzer, Foxtrott oder der Rumba folgt der Tango Argentino (gehört seit 2009 zum Weltkulturerbe) keiner vorgegebenen Choreografie, sondern ist ein getanzter Dialog, der von der Qualität der Kommunikation abhängt. Die eigentliche Führung geschieht auf Höhe des Brustbeins – hier führt das Herz. Alles, auch das Stressverhalten, teilt sich unmittelbar mit. Traditionell führte im Tango Argentino der Mann – auch das hat sich inzwischen geändert: Immer mehr Frauen führen sowohl Frauen als auch Männer. Auch das verbindet das Tanzen mit der Geschäftswelt, in der immer mehr Frauen in Führung gehen.
Tanzen …
- festigt Beziehungen
- verbessert räumliches Denken
- führt vom Denken ins Fühlen
- schafft Identifikation mit einer Gemeinschaft und stärkt das Gemeinschaftsgefühl
- führt zum Gleichklang von Rhythmus und Bewegung
- macht glücklich
- fördert die körperliche Kommunikations- und Ausdrucksfähigkeit
- verbessert Koordination und Konzentration
- fördert Kooperation, Liebe und Zusammenhalt
- steigert die Lebensqualität
- unterstützt bei der Bewältigung besonderer Lebenssituationen
- hat eine wichtige Funktion bei der Partnerwahl
- führt zur Selbstreflexion.
Tanzen ist auch eine der größten Leidenschaften der Unternehmerin Christine Bergmair.
Die Leidenschaft der Heilpraktikerin, Osteopathin und Gründerin des Gesundhaus i-Tüpferl ist Entwicklung und Bewegung - im Persönlichen, in Familien und in der Gesellschaft. „Niemand kann mir nehmen, was ich getanzt habe!“ – dieses spanische Sprichwort hat für sie eine besondere Bedeutung, weil sie schon im Osteopathie-Studium feststellen konnte, dass alles, was „gespürt“ und „erlebt“ wird, dauerhaft bei ihr gespeichert war – viel besser, als wenn nur versucht wurde, etwas vom Kopf her zu begreifen. Gesundheit ist für sie ein Prozess und Weg, „um sein eigenes Potenzial auf der körperlichen, geistigen und seelischen Ebene zu erfahren und zu leben.“ Der Vernetzungsgedanke, den sie in ihren Studiengängen kennenlernte, ist für sie zentral: „Alles hängt zusammen, kann sich gegenseitig bedingen, und gleichzeitig ist für mich aktive Zusammenarbeit, Austausch und Interdisziplinarität der Schlüssel für Weiterentwicklung.“ Im Miteinander zu arbeiten und Kompetenzen zu vernetzen, „mit der Vision, dadurch auf einer tiefen Ebene Prozesse zu entfalten“, bereitet ihr enorme Freude. Dass der Tanz in ihrem Konzept ein integraler Bestandteil ist, ist auch auf seine positiven Auswirkungen auf die Gesundheit zurückzuführen:
- Entgegenwirkung typischer Alterserscheinungen
- Stärkung der Ausdauer und Kraft
- Verbesserung der Bewegungsfähigkeit (z.B. bei Parkinsonkranken)
- Lösung körperlicher Blockaden
- Gewährleistung einer gute Durchblutung und Senkung des Blutdruck
- Entstehung neuer Gehirnzellen und Verbesserungen in den Hirnstrukturen
- Förderung von innerem Gleichgewicht und zwischenmenschlichen Beziehungen
- Ausschüttung von Glückshormonen (Endorphin und Dopamin)
- Verbesserung der Körperhaltung
- Verfeinerung der Körperwahrnehmung
- Linderung von chronischen Schmerzen, Bewegungsstörungen und Depressionen
- Stärkung des Muskel-Skelett-Systems
- Verbesserung der emotionalen Resilienz
- Stärkung der Selbstwirksamkeit und des Selbstvertrauens
- Gleichzeitige Stärkung von Motorik und Gleichgewichtssinn
- Reduzierung von Stress (Abnahme des Stresshormons Corisol im Körper)
- Training von Herz und Hirn sowie der Muskulatur
- Vorbeugung von Depressionen und Demenz.
Im Sinne eines ganzheitlichen Bildungsverständnisses liegt ihr daran, die fachliche und persönliche Entwicklung von Menschen zu stärken sowie Neugier und Bewusstsein für den eigenen Körper, Tanz und Bewegung zu wecken. Deshalb werden im Gesundhaus i-Tüpferl auch einzigartige Konzepte angeboten, um das Tanzen zu erleben. Es gibt Offene Tanzabende für Tanzbegeisterte, am Welttanztag im April wurde freies Tanzen angeboten, auch der „Tanz in den Mai“, der vielerorts traditionell in der Nacht auf den 1. Mai stattfindet, wurde gefeiert. Zudem arbeitet sie mit der Tanzlehrerin, Trainerin und Ausbilderin Stefanie Brackmann zusammen, die es sich ebenfalls zur Aufgabe gemacht hat, Menschen in kleinen, persönlichen Gruppen zu bewegen: „Raus aus dem Kopf - rein ins Gefühl.“
Weiterführende Informationen:
- Aktuelle Termine꞉ www.tanzschule‐friedberg.de oder www.i‐tuepferl.de
- „Das Gesundhaus ist ein lebendiger Raum für zukunftsfähige Medizin und Gesundheit!“
- Interdisziplinäre Medizin, Land + Innovation geht nicht? Geht doch!
- So wirkt sich Tanzen auf die Gesundheit aus
- Stiel A. (2017): Veränderungen tanzen – mit Tango Argentino und Theorie U. In von Au, C. (Hrsg.), Führung im Zeitalter von Veränderung und Diversity. Leadership und Angewandte Psychologie. Springer: Wiesbaden.
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