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Bist du emotional an deinen Job gebunden?

87 Prozent der Deutschen mögen ihre Arbeit, aber nur 13 Prozent sind emotional an ihren Job gebunden. Doch was heißt das? Das wollte ich von Pa Sinyan wissen. Pa ist Managing Partner beim US-Markt- und Meinungsforschungsinstitut GALLUP und befasst sich seit fast 16 Jahren mit Studien und Datensätzen über Verhaltensökonomie.

„Bei emotionaler Bindung an Arbeitsplatz, Kollegen und Kunden geht es im Kern darum, dass man Mehrwert für sich erkennt, Sinnhaftigkeit in der Tätigkeit spürt, Kollegen schätzt und sich auch selbst wertgeschätzt fühlt“, erklärt mir Pa. Kurzum: Die emotionalen Bedürfnisse, die jeder von uns am Arbeitsplatz hat, werden erfüllt.

Das ist wichtig, denn nur dann erbringen wir gute Leistungen, fühlen uns wohl und als Mensch gesehen. Erstmals kam der Begriff des „Employee Engagements“ übrigens in den 90ern auf. Trotzdem frage ich mich mit Blick auf die 87 Prozent:

Denn auch der, der seine Arbeit nur erledigt, kann ja durchaus zufrieden sein – ob mit Gehalt, Kollegen oder dem Sicherheitsgefühl. „Wo die Zufriedenheit auf der Arbeit hoch ist, die emotionale Bindung jedoch niedrig, entsteht eine gefühlte Komfortzone: Wir spüren weder Sinnhaftigkeit noch Verlangen, Gutes noch besser zu machen und die Extrameile zu gehen“, so Pa.

Ganz klar, den umgekehrten Fall gibt es auch: Die emotionale Bindung an den Job ist dann besonders hoch – obwohl die Rahmenbedingungen nur mäßig befriedigen. Man denke an Start-ups, in denen hohes Zeit-Investment und fehlende Sicherheit mit einem hohem Spaßfaktor, Zusammenhalt und Wachstum im kleinen Team einhergehen. Zugegeben, das ist genauso herausfordernd! Im Idealfall erfüllt unser Job aber beides: den rationalen Wunsch nach Sicherheit und unsere emotionalen Bedürfnisse. Wie beides im Einklang funktioineren kann, beantwortet zum Beispiel "New Leadership".

Keiner kann diese Emotion im Unternehmen so gut beeinflussen wie die Führungskräfte: Das Leadership bietet uns im besten Fall Orientierung, Wertschätzung, Anerkennung, Chancen zur Weiterentwicklung, Feedback und klare Erwartungen. So gesehen ist eine gute Führungskraft der Garant für unser Wohlgefühl und unsere Leistungsbereitschaft im Job.

Obwohl 69 Prozent der Arbeitsnehmer Erfahrung mit mindestens einer schlechten Führungskraft haben, halten sich im Leadership stolze 97 Prozent für eine gute Führungskraft. Eigen- und Fremdwahrnehmung sind also recht unterschiedlich. „Was daran liegt, dass wir weltweit zu viele Menschen in Führungspositionen haben, die nicht gut und gern führen“, sagt Pa. Fachexpertise oder Beförderung nach langjähriger Anstellung sind meist Grund für die Führungsrolle. Kein Wunder also, wenn der Spaß am Führen ausbleibt.

Eine Lösung sehen Pa und ich in der Entwicklung und im Coaching von Führungskräften. Investment sollte sich dabei – statt auf Methoden und Fachwissen – auf die persönlichen (Soft) Skills alias Stärken konzentrieren. Um sie bewusst nutzen zu können, müssen wir sie jedoch erst einmal identifizieren.

Kommunikation, Empathie, Bindungsfähigkeit oder Analytik? Stärkenorientierte Führung bedeutet, dass Leader sich auf individuelle Weise, d.h. im Rückgriff auf ihre persönlichen Stärken, für die Ziele einsetzen können. Das gilt natürlich auch für die Workforce: Der eine braucht klare Anweisungen und Micro-Management, der andere nur die Zielvorgabe.

„Wer seine Stärken einbringen kann, bindet sich emotional eher an seinen Job“

Laut GALLUP-Studien besteht sogar eine sechsmal höhere Wahrscheinlichkeit, dass Menschen eine emotionale Bindung zu ihrem Job entwickeln – wenn sie ihre Stärken einbringen können. Und nicht nur das: Sie bewerten auch ihre Lebensqualität höher. Umso wichtiger also, dass wir bereits junge Menschen unterstützen, ihre Stärken zu erkennen.

Hast du dir schon einmal deine Stärken aufgeschrieben? Diese Fragen können dabei helfen:

• Was sind meine natürlichen Gedanken- und Verhaltensmuster?

• Was liegt mir eigentlich?

• Warum habe ich bei bestimmten Aufgaben mehr oder weniger Spaß?

Stärkenorientierung hat enorm positiven Einfluss darauf, wie wir durchs Leben gehen, mit anderen umgehen und ob wir positive Veränderungen herbeiführen können. Nicht zu vergessen: der Spaßfaktor beim Arbeiten. Laut dem jüngsten World Happiness Report hat die Arbeit nämlich mehr Einfluss auf unser Lebensgefühl alias Glück als umgekehrt unser Leben auf die Arbeit.

Wenn du mehr über das Thema „Emotionales Engagement“ im Arbeitsalltag erfahren willst, hör jetzt in die neue Folge von meinem Podcast „Unboxing New Work“.

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David Hillmer schreibt über Agiles Arbeiten, Entrepreneurship

David Hillmer ist Gründer von HelloAgile, einer Beratung für agiles Arbeiten mit Sitz in Wiesbaden und Dozent für Entrepreneurship an der Hochschule Fresenius. HelloAgile fokussiert sich auf Training & Beratung für agiles Arbeiten außerhalb der Softwareentwicklung.

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