Der Wandel zur „Zero Waste City“
Die Beziehung zwischen Menschen und Abfall neu gestalten
Zero Waste Cities ist ein Programm von Zero Waste Europe, das Zero Waste Germany mit einer nationalen Koordination in Deutschland unterstützt. Hier werden deutsche Städte und Kommunen vereint, die sich öffentlich zu dem Ziel bekennen, das Abfallaufkommen kontinuierlich zu reduzieren und die Zero-Waste-Philosophie in ihre lokale Abfallwirtschaft zu integrieren. Ziel des Programms ist es, Städte und Kommunen jeder Größe mit Methode und Bürgerbeteiligungen beim Wandel hin zu Zero Waste zu unterstützen. Es richtet sich hauptsächlich an Stadtverwaltungen, Abfallwirtschaft, Bildung, Veranstaltungen, Wirtschaft, Bürgerinitiativen. Bestimmte Kunststoffe (PET oder PP), die im öffentlichen Raum verbaut werden, sind zwar recycelbar, doch sollte beachtet werden, dass auch recycelbare Kunststoffe negative Auswirkungen haben können. Viele Kunststoffe lassen sich durch natürliche und nachhaltige Materialien ersetzen. Kommunen sollten deshalb für umweltfreundliche Projekte offen sein – zum Beispiel beim nachhaltiges Stadtmobiliar:
- Abfalleimer aus Beton und Bambus
- Beschilderung aus kratzfestem und bruchfreiem Glas
- Fahrradbügel aus langlebigem Metall
- Parkbänke aus recycelbarem Edelstahl
- Pflanzkübel aus rostfreiem Metall
- Spielgeräte und Spielplätze aus witterungsbeständigem Holz.
Die Initiative „Plastikfreie Stadt“ ist deutschlandweit die einzige Initiative, die einen ganzheitlichen und praxisorientierten Nachhaltigkeitsprozess im Bereich Einwegplastik-Verbrauch anregt, überregional vernetzt und begleitet. Auch Unternehmen sollen dazu bewegt werden, ihren Plastikverbrauch zu reduzieren. So arbeitet z.B. auch der Fischmarkt in Warnemünde an der Plastikfreiheit. Die hier verkauften Produkte werden nicht in Kunststoff verpackt - es kommen hauptsächlich abbaubare Maisstärketüten zum Einsatz. Auch auf dem Oktoberfest in München entstand ein Plastikfrei-Projekt, denn das Mehrweggebot verbietet bei Veranstaltungen im öffentlichen Raum den Einsatz von Einmalverpackungen. Freiburg setzt ebenfalls innovative Zero-Waste-Ideen um. Um diese gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern zu erarbeiten, werden beisielsweise Beteiligungs-Workshops angeboten.
Neben Einzelprojekten verschreiben sich einige Städte in der Bundesrepublik komplett dem Konzept „Zero Waste“. Kiel ist die erste zertifizierte „Zero Waste City“ Deutschlands (Entwicklung von über 100 Maßnahmen zur Abfallvermeidung). Bis 2035 soll die Abfallmenge pro Jahr und Einwohner um 15 Prozent verringert werden. In Kiel wird seit 2020 eine Neuregelung des Abfallgebührensystems umgesetzt, die den Bewohnern durch finanzielle Anreize die Mülltrennung näherbringen. In vielen Städten gibt es „Unverpackt-Läden", wo die Produkte direkt in selbst mitgebrachte Dosen, Beutel oder Gläser abgefüllt werden können. Auch in Hofläden, Markthallen oder auf Wochenmärkten kann die Ware direkt in den Korb oder den eigenen Einkaufsbeutel gelegt werden. In Supermärkten und Discountern kann die Plastikmenge ebenfalls vermindert werden, indem auf unverpacktes Obst und Gemüse zurückgegriffen wird.
Maßnahmen im Überblick:
- Abfallaufklärungsunterricht
- Hinweise auf Läden für verpackungsfreies Einkaufen sowie Berücksichtigung von Unverpacktläden bei der Vergabe von Ladenflächen
- Anregungen und Tipps zu mehr Plastikfreiheit (z.B. Aktionen wie „Plastikfasten“)
- Leitfaden für eine umweltfreundliche öffentliche Beschaffung (konsequenter Einsatz von Mehrwegsystemen in Ämtern, Behörden und Einrichtungen)
- Tipps fürs plastikfreie Einkaufen in Kitas und Schulen
- Einsatz kostenfreier Trinkwasserspender.
Weiterführende Informationen:
- „In Zukunft gibt es nur noch nachhaltige und regenerative Unternehmen“
- Zero Waste: Wie können wir wirklich nachhaltig leben?
- Warum die Zero-Waste-Bewegung einen Zeitnerv trifft
- Klimaneutralität in der Industrie. Aktuelle Entwicklungen – Praxisberichte – Handlungsempfehlungen. Hg. von Ulrike Böhm, Alexandra Hildebrandt, Stefanie Kästle. Springer Gabler Verlag, Heidelberg, Berlin 2023.
- Klimawandel in der Wirtschaft. Warum wir ein Bewusstsein für Dringlichkeit brauchen. Hg. von Alexandra Hildebrandt. SpringerGabler Verlag. Heidelberg, Berlin 2020.
- Zukunft Stadt: Die globale und lokale Bedeutung von SDG 11. Wie die sozialökologische Transformation in Wirtschaft und Gesellschaft gelingen kann. Handlungsempfehlungen – Chancen – Entwicklungen. Hg. von Alexandra Hildebrandt, Matthias Krieger und Peter Bachmann. SpringerGabler. Berlin, Heidelberg 2025.
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