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Deutsche Commerzbank: Wie geht es weiter?

Politische Diskussionen um eine (größere) Deutsche Bank gab es in den vergangenen Jahrzehnten immer mal wieder. In den 90er Jahren wurde eine sinnvolle Fusion zwischen Deutsche Bank und der Bayerischen Vereinsbank im letzten Moment verhindert. Die Vorstände waren sich bereits einig, doch die (bayerische) Politik wollte lieber mit der Bayerischen Hypo- und Vereinsbank einen lokalen weiß-blauen Champion schaffen. Das Ergebnis ist bekannt. Inzwischen ist das Institut nicht mehr bayerisch sondern italienisch beherrscht. Dass dieses Fiasko die bayerische Staatsregierung nicht davon abhielt, 2007 mit der Hypo Alpe Adria noch einmal das teure Bankenfusions-Monopoly zu spielen, sei nur am Rande vermerkt.

2001 platzte im letzten Augenblick die - öffentlich schon perfekt geglaubte - Fusion zwischen Deutsche Bank und Dresdner Bank. Angeblich, weil von Seiten der Deutschen Bank das Versprechen einer Fusion auf Augenhöhe gebrochen wurde. In zahlreichen grünen Filialen soll es daraufhin Jubelfeiern gegeben haben. Die folgende Übernahme durch die Allianz, die anschließende massive Kapitalvernichtung und der Verkauf an die Commerzbank im verflixten siebten Jahr danach zeigte aber einmal mehr, dass durchaus alles schlimmer kommen kann als zuvor gedacht.

Die Deutsche Bank blieb weiterhin solo. Angeblich ließ sich Josef Ackermann von Angela Merkel dazu überreden, 2006 erst die Berliner Bank und 2008 die Postbank zu übernehmen, um bösen ausländischen Instituten zuvorzukommen. Vor allem die Postbank hat die Deutsche Bank in der Folge viel Geld gekostet und strategisch (bislang) nicht wirklich erkennbar vorangebracht.

Nun sollte es also die Übernahme der Commerzbank richten… Zum Glück haben die vielen Argumente gegen eine Fusion obsiegt und beide Banken die Gespräche für beendet erklärt. Damit stellt sich die Frage, ob ihnen nun der beschworene Untergang droht oder ob es doch noch eine Zukunft für sie geben wird.

Das Märchen von der Alternativlosigkeit

„Wenn nicht jetzt, wann dann?“, warfen einige ins Feld. Andere meinten „dies sei die letzte Chance“ oder eine „Option, die es so nicht mehr geben wird“. Was passiert also jetzt?

Die Commerzbank kann nun entweder ihren strategischen Umbau fortsetzen oder alternativ auf die oben genannten (oder noch kommenden) weißen Rittern Ausschau halten.

Glaubt man den öffentlichen Verlautbarungen, wird es für die Deutsche Bank nicht ganz so einfach.

Die dringend benötigten strukturellen Kostensenkungen ließen sich auch ohne Fusion realisieren. Gemeinsame IT- und Back Office Dienstleister wären hierfür ein denkbarer Weg. Man müsste halt mal über vorhandene eigene Schatten springen und das hohe Potential von strategischen Kooperationen ausnutzen. Die möglichen Effekte wären bei einer Vollfusion nicht wirklich größer. Die Komplexität hingegen schon.

Gleiches trifft prinzipiell auch auf einige Geschäftssparten zu.

Die Deutsche Bank denkt bereits darüber nach, mit der UBS zusammenzuarbeiten. Vermutlich „nur“ beim Asset Management, also der DWS. Die Schweizer hatten bereits vor einigen Wochen mögliche Fusionen mit anderen Großbanken kategorisch ausgeschlossen. Sollte sich das Verhältnis der Marktkapitalisierungen allerdings von derzeit 3:1 angleichen, könnte dies in Zukunft eine Option darstellen.

Aber es gibt noch andere Optionen. Wie wäre z.B. folgende Rechnung: Die Übernahme der Commerzbankaktien hätte die Deutsche Bank rund 10 Mrd. Euro gekostet (ohne die Berücksichtigung alternativer Möglichkeiten, wie z.B. eines Aktientauschs und ohne die Einpreisung des Bad Wills). Ganz grob geschätzt wären dann nochmal mindestens 10 bis 20 Mrd. Euro in den Fusionsprozess zu investieren gewesen.

Mit 10 Mrd. Euro könnte man der UniCredit ein Angebot zur Übernahme der HypoVereinsbank unterbreiten. Die würde vom Kunden- und Geschäftsprofil wesentlich besser zur Deutschen Bank passen als die Commerzbank. Wetten, dass die UniCredit bei diesem Preis verkaufen würde…

Und falls die Politik jetzt eine andere Spielwiese im Finanzbereich sucht: Herr Schleweis könnte dringend Unterstützung gebrauchen, die Konsolidierung zunächst der Landesbanken, dann der Bausparkassen und Versicherungen und anschließend vielleicht noch die der Primärinstitute voranzutreiben. Schaut man mal ins europäische Ausland, so sehen die Sparkassenorganisationen dort deutlich anders als bei uns aus…

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Dr. Hansjörg Leichsenring schreibt über Finanzdienstleistung, Banken und Sparkassen

Seit über 30 Jahren befasse ich mich beruflich mit Banken und Finanzdienstleistern und berichte als Herausgeber und Autor des Bank-Blogs regelmäßig über aktuelle und grundsätzliche Entwicklungen und Trends rund um Banken und Finanzdienstleister.

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