Dr. Alexandra Hildebrandt

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für Wirtschaft & Management, Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Internet & Technologie

Die Auswirkungen des Klimawandels auf unsere Gesundheit - wie können Anpassungsstrategien aussehen?

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Public Health: Warum der Klimawandel eine der größten globalen Herausforderungen ist

Der Klimawandel wirkt auf das gesamte System Erde und auf das ganze System Mensch. Hitze führt dazu, dass sich Neurodermitis, Alzheimer, Demenz und Multiple Sklerose verschlimmern. Zudem treten neue Infektionen wie das West-Nil-Fieber auf sowie mehr Infektionen, die durch Mücken und Zecken übertragen (z.B. Borreliose). Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) bezeichnet den Klimawandel als „die größte Gesundheitsbedrohung für die Menschheit“ und erkennt das Pariser Abkommen als das wichtigste Public-Health-Abkommen des 21. Jahrhunderts an. Die International Association of Public Health Institutes (IANPHI) sieht den Klimawandel als eine der größten globalen Herausforderungen im Bereich Public Health. Künftig ist mit einer Zunahme weiterer Extremwettererscheinungen (Hitze, Stürme und Orkane, Hochwasser/Überschwemmungen etc.) mit direkten und indirekter Gesundheitsauswirkungen zu rechnen. Vor allem ältere Menschen mit Vorerkrankungen und schwangere Personen sowie jene mit geringen sozioökonomischen Status sind von den gesundheitlichen Auswirkungen betroffen. Dazu gehören neben Infektionskrankheiten auch die Zunahme von nicht übertragbaren Krankheiten (z. B. zu der Entstehung von Allergien und Hautkrebs oder der Verschlimmerung von Asthma bronchiale), Verletzungen, psychische Belastungen wie Stress, Angstzustände, Traumata und Depressionen, nicht-übertragbare Krankheiten wie Allergien sowie eine Verstärkung der Symptome bei Herz-Kreislauf- und Atemwegserkrankungen.  Der Klimawandel kann sogar tödlich sein. Ursache ist meistens Herz- oder Lungenversagen. Das kann auch jüngere Menschen betreffen - beispielsweise nach Arbeiten im Freien bei großer Hitze.

Klimaschutz ist auch Gesundheitsschutz

Wir retten durch die richtigen Anpassungsmaßnahmen, die die Aktivitäten zum Klimaschutz ergänzen, nicht nur das Klima, sondern auch uns selbst. Vor diesem Hintergrund arbeitet das Bundesumweltministerium im Bereich "Gesundheit im Klimawandel" eng mit dem Bundesgesundheitsministerium, dem Bundeslandwirtschaftsministerium und der Weltgesundheitsorganisation zusammen. Die Bundesregierung hat bereits im Jahr 2008 die deutsche Anpassungsstrategie an den Klimawandel (DAS) beschlossen und seitdem stetig weiterentwickelt. Auch das RKI hat neben den bestehenden Projekten in dem Themenbereich Klimawandel und Gesundheit eine abteilungsübergreifende Arbeitsgruppe für Klimawandel und Gesundheit ins Leben gerufen, das die wissenschaftliche Arbeit in dem Themenbereich bündelt. 

Zu den wichtigsten Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung gehören:

  • Aufklärung über die gesundheitlichen Gefahren des Klimawandels
  • Ausbildungs- und Weiterbildungsprogramme für das Personal im Gesundheitswesen
  • Frühwarnsysteme: Hitzewarnsystem des Deutschen Wetterdienstes (DWD), die Ozonwarnungen des Umweltbundesamtes (UBA) und den UV-Index des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS) ein
  • klimabedingte Anforderungen in die Stadt- und Landschaftsplanung
  • Aufzeigen der Möglichkeiten der Vorsorge.

Städte müssen nicht nur lebenswerter, sondern auch gesundheitsförderlicher gestaltet werden. Das ist auch das Ziel des Online-Tools und Beteiligungsinstruments „StadtRaumMonitor“ der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), das kostenfrei von interessierten Kommunen genutzt werden kann. Mit Anleitungen und Fragemustern, Informationen (Anwendungshandbuch, Checkliste, Broschüre zur analogen Anwendung des Tools) und Praxisbeispielen können Bürgerinnen und Bürger erfahren, wie sie die Lebensqualität vor Ort bewerten. Auch der Klimaaspekt ist eingebunden: Wo braucht es Schutzmaßnahmen vor Extremwetter oder Abkühlungsmöglichkeiten? Wie kann die Stadt bei der Erstellung von Hitzeaktionsplänen unterstützen?

Planetengesundheit und Konzepte gesunder Ernährung müssen zusammen gedacht werden

Auch gesunde Ernährung gibt es nur auf einem gesunden Planeten. Ungesunde Ernährungsweisen, stark industriell verarbeitete Lebensmittel sowie der Einsatz von Pestiziden machen Ernährung auch im globalen Norden zu einem großen Gesundheitsrisiko. Die Produktion dieser Lebensmittel wirkt sich ebenfalls negativ auf die Tier- und Pflanzenwelt und auf das Klima aus. Slow Food setzt sich für eine Ernährung ein, die auf fairen Beziehungen basiert, die biologische Vielfalt, das Klima und die Gesundheit fördert. Slow Food Deutschland verweist darauf, dass gesunde Ernährung und Planetengesundheit immer zusammen gedacht werden sollten. Konzepte für gesunde Ernährung müssen sich mit dem One-Health-Ansatz an den planetaren Belastungsgrenzen der Erde orientieren. Aus Sicht der Bundesregierung ist der holistische One-Health-Ansatz, der in den letzten Jahren an gesellschaftlicher und politischer Bedeutung gewonnen hat, ein wegweisender Kompass für ein inter- und transdisziplinäres Denken, Vernetzen und Handeln. Hólos (oder Holon) kommt aus dem Griechischen und bedeutet „das Teil eines Ganzen Seiende). Holon bezeichnet also ein Ganzes, das wiederum Teil eines Ganzen einer größeren Einheit ist. Holistik umfasst das Ganzheitliche und alles Verbindende. Holistische Strukturen sind offen, spiralförmig und von innen herauswachsend. Vor allem geht es um Verbindungen und das Miteinander-in-Beziehung-Setzen von Wissensräumen (ganzheitliche Bildung).

Diesen Zusammenhang von Umwelt und Gesundheit beschreiben auch Don Edward Beck, Christopher C. Cowan in ihrem Buch „Spiral Dynamics“: „Die Menschen im 21. Jahrhundert stecken in einem Sturm widerstreitender Werte. Ausbrüche ethnischer Gewalt, kurzfristige Krisen und ökologische Unsicherheiten ziehen wie Wolken am Horizont auf. Politische, technologische, ökonomische und soziale Kräfte erzeugen jede Menge Schwerwinde und Wirbelstürme auf dem globalen Marktplatz, als wären sie kollidierende Wetterfronten.“ Ziel des amerikanischen Psychologieprofessors Clare W. Graves war es, „Bio-„, „Psycho-„ und „Sozio-„ miteinander zu verbinden, und das menschliche Wissen zu verknüpfen und die akademischen Mauern, die die einzelnen Disziplinen voneinander trennen, einzureißen. Die gesamte Spirale im Blick zu haben, ist vor allem in Krisenzeiten wie diesen lebensnotwendig.

Gesundheit in der Gemeinschaft

Auch das Konzept des Gesundhaus i-Tüpferl“ basiert auf dem One-Health-Ansatz. Hier geht es zudem um holistische (Menschen-)Bildung und Bewusstseinsentfaltung, um das Erfahrbarmachen unterschiedlicher Erfahrungs- und Wissendschätze im Gesundheitskontext. „Im Miteinander zu arbeiten und Kompetenzen zu vernetzen mit der Vision, dadurch auf einer tiefen Ebene Prozesse zu entfalten“, bereitet der Gründerin und Unternehmerin Christine Bergmair große Freude. Sie studierte Wirtschaftswissenschaften und interessierte sich für unterschiedliche Bereiche im Gesundheitswesen ‒ sie wollte verstehen, wie das System funktioniert. Um direkt mit Menschen zu arbeiten, entschied sie sich für ein weiteres Studium: der Osteopathie. „An den unterschiedlichen Positionen, die ich kennenlernte, fehlte mir eine Dynamik im Gesundheitswesen, die darauf ausgelegt ist, dass der Mensch im Mittelpunkt steht sowie zukunftsfähige und innovative Ideen agil weiterentwickelt und angepackt werden.“ Der Gedanke der Vernetzung, den sie in beiden Studiengängen kennenlernte, war dabei für sie zentral: Ärzte, Therapeuten, Naturheilkundler, Gesundheits- und Sozialberufen sollen künftig unter einem Dach interdisziplinär zusammenzuarbeiten. Dafür entstand ein modernes, nachhaltiges Praxishaus rund um Gesundheit und Prävention sowie Möglichkeiten zur Aus-, Fort- und Weiterbildung von Fachpersonal. Auch die große Außenanlage wird für Kurse und Erleben in der Natur genutzt. Das führt auch dazu, dass sich die Menschen wieder mehr der Natur verbunden fühlen. Obst- und Gemüsegärten, gesunde Proportionen zwischen Baumkulturen, Hecken und Sträuchern

Steindorf ist eine schwäbische Gemeinde mit knapp 1.000 Einwohnern, ländlich gelegen, aber gleichzeitig im Einzugsgebiet der Metropole München sowie der Großstadt Augsburg. „Für medizinische Angebote müssen aktuell meist längere Wege in Kauf genommen werden. Starker Zuzug durch vor allem auch junge Familien aus München führt dazu, dass die knappen Gesundheitsangebote in der Region für eine noch größere Personenanzahl ausreichen müssen“, so Bergmair. Der demografische Wandel bei Hausärzten, Fachkräftemangel bei Therapeuten und in der Pflege verschärfen dieses Problem noch. „Der medizinische Bedarf sowie die wohnortnahe Versorgung sind hoch, gleichzeitig ist ein großer Wunsch nach dynamischer Weiterentwicklung der Gesundheit da.“ Einen solchen lebendigen Raum für zukunftsfähige Medizin und Gesundheit hat es in Steindorf und Umgebung noch nie gegeben. Ziel ist es auch, Kassen- und Privatleistungen zu verbinden und durch wissenschaftliche Begleitung und Kontakt mit den Krankenkassen auch neue Wege der Versorgung zu entwickeln und in die Leistungskataloge zu integrieren.

Auch die Aspekte Klimaneutralität und Umweltschutz wurden hier von Beginn an berücksichtigt. Auch viele bayerische Krankenhäuser erfüllen inzwischen ihren akut-stationären Versorgungsauftrag unter Beachtung dieser Aspekte. Die Green Hospital Initiative möchte diese Leistungen würdigen und die Krankenhäuser darin unterstützen, Nachhaltigkeit im bayerischen Krankenhausalltag langfristig zu etablieren. Damit verbunden ist auch das Ziel der bayerischen Staatsregierung, bis 2040 klimaneutral zu werden. Diese Beispiele zeigen, dass Klimawandel und Gesundheit auch strategische Ansätze benötigen. Dazu müssen ihre Wirkungen gemessen, interpretiert und bewertet werden, denn nur wer Verbesserungspotenziale systematisch erschließt und nutzt, kann Nachhaltigkeit wirksam umsetzen.

Weiterführende Informationen:

  • Christine Bergmair: „Das Gesundhaus ist ein lebendiger Raum für zukunftsfähige Medizin und Gesundheit!“ In: IWW. Ausgabe 04 (2024), S. 18. 
  • Don Edward Beck, Christopher C. Cowan: Spiral Dynamics. Leadership, Werte und Wandel. J. Kamphausen GmbH, Bielefeld 2014 (1. Aufl. 2007).
  • Klimaneutralität in der Industrie. Aktuelle Entwicklungen – Praxisberichte – Handlungsempfehlungen. Hg. von Ulrike Böhm, Alexandra Hildebrandt, Stefanie Kästle. Springer Gabler Verlag, Heidelberg, Berlin 2023.

Wer schreibt hier?

Dr. Alexandra Hildebrandt
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Freie Publizistin und Autorin, Nachhaltigkeitsexpertin, Dr. Alexandra Hildebrandt

für Wirtschaft & Management, Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Internet & Technologie

Als Publizistin, Herausgeberin, Bloggerin und Nachhaltigkeitsexpertin widme ich mich den Kernthemen Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Beim Verlag SpringerGabler habe ich die CSR-Bände zu Digitalisierung, Energiewirtschaft und Sportmanagement herausgegeben sowie "Klimawandel in der Wirtschaft".
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