Die Bedeutung von Gärten und Parkanlagen für eine klimaresiliente Entwicklung
Stadtklima im Wandel
Die Klimakrise und die damit verbundenen Auswirkungen trifft Städte besonders stark. Nachhaltige Stadtplanung und Stadtgrün werden deshalb immer wichtiger: Bäume sind Schattenspender, Temperatursenker und Luftreiniger. Viele Parkanlagen und Gärten sind stadtnah, spenden Schatten, sorgen für Verdunstung und bieten vor allem in Hitzeperioden besonders in städtischen Ballungsräumen Kühlung. Doch mit dem fortschreitenden Klimawandel drohen auch hier tiefgreifende Veränderungen für Mensch, Natur und Kulturgut. Die erstmals umfassende nationale Auswertung durch Forscherinnen und Forscher der TU Berlin beschreibt den Ist-Zustand der historischen Parks in Deutschland im Jahr 2022. Grundlage des Parkschadensberichts waren Untersuchungen für die Jahre 2018 bis 2020, die infolge des Klimawandels verstärkt von Hitzeperioden und Orkanen geprägt waren. Der nationale Report skizziert die Auswirkungen auf 62 Parkanlagen in elf Bundesländern. Unterstützt wurde das Projekt durch digitalisierte Katasterdaten sowie Spektraldaten der Raumfahrtmission Sentinel-2 des Copernicus-Programms der europäischen Raumfahrtbehörde ESA. Die Fördermaßnahme des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) Stadtklima im Wandel – Urban Climate under Change lief von 2016-2023. Das neu entwickelte Stadtklimamodell PALM-4U ist für Kommunen und andere Praxispartner sowie für die wissenschaftliche Forschung einsatzbereit. Das BMBF förderte dieses Projekt im Rahmen der Strategie „Forschung für Nachhaltigkeit" (FONA). Projektträger ist das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR).
Die wichtigsten Ergebnisse im Überblick:
- In acht Parks wurde die Vitalität der Bäume 2017 und 2020 miteinander verglichen: In allen Anlagen nahm die Gesundheit der Pflanzen in diesem Zeitraum ab. Während es im Englischen Garten in München zwar kaum Veränderungen gab, mussten unter anderem Park Sanssouci in Potsdam einige und der Große Garten in Dresden sowie der Park in Schwetzingen enorme Verluste hinnehmen.
- Im Jahr 2022 zeigten 59 Prozent aller Bäume in den untersuchten Parkanlagen Beeinträchtigungen. Besonders betroffen mit einem Anteil von 90 bis 100 Prozent geschädigter Bäume waren Parks in Liebenstein, Wiesbaden, Lichtenwalde sowie der Jenischpark in Hamburg und Park Schönfeld in Kassel.
- Von den 157.323 erfassten Bäumen waren 64.202 Exemplare (41 Prozent) vital und kaum beeinträchtigt.
- 78.522 Bäume (ca. 50 Prozent) waren leicht bis mittelstark betroffen.
- 14.598 Gehölze (neun Prozent) waren schwer beschädigt oder tot.
- Parks und Gärten spielen eine wichtige Rolle für die Biodiversität und zur Klimaadaptation.
- 62 der untersuchten Parks und Gärten sind Hotspots biologischer Vielfalt: Registriert wurden 543 verschiedene Baumarten und Hybriden – bundesweit existieren lediglich 92 heimische Baumarten.
- Fremdländische Baumarten kommen mit dem Klimastress besser zurecht als heimische Pflanzen.
- Die künftige Gestaltung von Parkanlagen sollte überdacht werden: Benötigt werden vermehrt Baumarten, die Hitzestress und Trockenheit vertragen (z.B. die „nearly natives“, Arten, die aus südlich angrenzenden Gebieten stammen und im Zuge der Klimaveränderung bei uns einwandern würden). Flaum- und Zerr-Eiche zählen ebenso dazu wie Blumen-Esche, Hopfenbuche und Silber-Linde.
- Zum Erhalt der Bäume und Gehölze in den historischen Parkanlagen werden nachhaltige Strategien benötigt.
Einfache Maßnahmen gegen Hitzestress
- Gebäudefassaden, Dächer und Belagsflächen heizen sich auf. Bäume können in der Stadt die Temperaturen deutlich senken (mindestens fünf Grad) - genauso ist es im Garten.
- Gedämmte Häuser senken nur den Energieverbrauch von Gebäuden, sondern mindern auch die durch den Klimawandel steigende Hitzebelastung im Sommer.
- Wesentliche Säulen in einem Klimaschutz-Garten sind vorbeugende Pflanzenstärkung, die richtige Pflanze am richtigen Standort, Pflanzenvielfalt, Kompostwirtschaft und viele Bäume.
- Während Klimaanlagen das Wohlbefinden bei Hitze steigern und damit eine effektive Anpassungsmaßnahme darstellen, wirkt sich der erhöhte Stromverbrauch negativ auf das Klima aus. Es ist deshalb wichtig, Synergien und Konflikte bei der Planung von Klimaschutz- und Anpassungsmaßnahmen zu berücksichtigen.
- Statt Markisen, unter denen sich die Hitze staut, sind Bäume als natürliche Schattenspender viel besser geeignet. Durch Verdunstung sorgen sie für angenehme Kühle. Zudem verhindert ihr Schatten auch, dass sich Wände, Wege oder Betonflächen stark aufheizen.
Weiterführende Informationen:
- Klimawandel in der Wirtschaft. Warum wir ein Bewusstsein für Dringlichkeit brauchen. Hg. von Alexandra Hildebrandt. Verlag SpringerGabler, Heidelberg, Berlin 2020.
- Klimaneutralität in der Industrie. Aktuelle Entwicklungen – Praxisberichte – Handlungsempfehlungen. Hg. von Ulrike Böhm, Alexandra Hildebrandt, Stefanie Kästle. Springer Gabler Verlag, Heidelberg, Berlin 2023.
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