Dr. Alexandra Hildebrandt

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für Wirtschaft & Management, Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Internet & Technologie

Die fünfte industrielle Revolution: Wie ein neues Grünes Zeitalter möglich wird

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Zur Bewältigung der Klimakrise, die unsere Lebensgrundlagen bedroht, bedarf es einer grundlegenden Umgestaltung der technologischen Basis. 

Dabei hilft ein Blick auf die fünfte industrielle Revolution, die auch als Industrie 5.0 bezeichnet wird. Sie befindet sich noch am Anfang, weil derzeit die Industrie 4.0 mithilfe der auf dem Markt verfügbaren Technologien verbessert und optimiert wird. Das neue von der Europäischen Kommission entwickelte Modell soll eine industrielle Aktivität fördern, die über die technischen oder wirtschaftlichen Ziele wie Produktivität und Effizienz, hinausgeht. Der Begriff entstand als ein ergänzendes Konzept der EU zur Industrie 4.0: Sie setzte den Schwerpunkt auf die Digitalisierung der Prozesse und die Nutzung von Künstlicher Intelligenz, um Produktivität und Effizienz zu erhöhen, und hat dabei die Rolle der am Produktionsprozess beteiligten Mitarbeitenden oder den Übergang zu nachhaltigeren Entwicklungsmodellen vernachlässigt. Industrie 1.0 war das Zeitalter der industriell genutzten Dampfkraft. Industrie 2.0 war die Folge eines Geistesblitzes Henry Fords, der Einzelarbeitsplätze durch das Fließband ersetzte. Industrie 3.0 wiederum beruht auf Maschinen mit programmierbaren Steuerungen. Neben der Fabrikation gehören Mobilität, Gesundheit sowie Klima und Energie zu den strategisch wichtigsten Anwendungsfeldern der Industrie 4.0. Das von Industrie 5.0 geförderte Wachstums- und Entwicklungsmodell basiert auf einem nachhaltigen, menschlichen und widerstandsfähigen Ansatz, der Störungen und Herausforderungen erfolgreich bewältigen soll und nutzt dafür die Technologie nutzt.

Innerhalb des technologischen Rahmens existieren laut EU sechs Schlüsselfaktoren, um Industrie 5.0 voranzutreiben:

  • Individualisierte Interaktion zwischen Mensch und Maschine
  • Bioinspirierte Technologien und intelligente Materialien
  • Digitale Zwillinge und Simulation.
  • Übertragungs-, Speicherungs- und Analysetechnologien
  • Künstliche Intelligenz (KI)
  • Technologien für Energieeffizienz, zur Nutzung erneuerbarer Energien, Speicherung und Autonomie.

Weitere Bestandteile der fünften industrielle Revolution:

  • Arbeitswelt im Umbruch
  • Bauen und Wohnen (Baumaterial, Häuser der Zukunft, Sanierung von Bestandsbauten, Circular Economy)
  • Bergbau (Rohstoffe für Deutschland und Europa, Potenziale, Dekarbonisierung der Bergbauprozesse, Verbesserung der Energieeffizienz, Elektrifizierung der Bergwerke, Weiterentwicklung der Fördermethoden, Erschließung neuer Förderorte, Recycling von Metallen und seltenen Erden)
  • klimaneutrale Energieversorgung und ein erneuerbares Stromsystem (Windkraftanlagen, Grüner Strom als Schlüssel der Energiewende, Grüner Wasserstoff)
  • Entwicklung von Kreislaufprozessen, in denen natürliche Ressourcen wiederverwendet und recycelt, Abfälle reduziert und die Umweltauswirkung minimiert werden
  • Landwirtschaft und Ernährung
  • Klimaneutrale Mobilität für alle
  • Unterstützung von sie Strategien für Resilienz
  • Selbstbestimmung (Kontrolle über alltägliche Dinge in einer Zeit der Technisierung und Kommerzialisierung aller Lebensbereiche zurückholen)
  • Wertewandel in Richtung Selbstverwirklichung, Selbstbestimmung, Kreativität und Schaffung von Freiräumen
  • ein optimistisches Bild der Zukunft, das Anlass zum Hinterfragen lieb gewordener Selbstverständlichkeiten gibt, ohne in apokalyptische Szenarien abzugleiten.

Der Unternehmer und Autor Prof. Dr. Lothar Abicht ist Experte für Bildungsforschung, demografische Entwicklung und die Arbeits- und Lebenswelt von morgen. Er arbeitet als Senior Associate bei Themis Foresight an einem Forschungsprojekt zur „5. Industriellen Revolution“. Gemeinsam mit Carina Stöttner, Mitgründerin und Co-Geschäftsführerin bei Themis Foresight, analysiert er im Buch „Klimaneutral! So gelingt der Umbau von Wirtschaft und Technologie“ die genannten Aspekte sowie alle wesentlichen Technologiefelder hinsichtlich ihrer künftigen Entwicklungspotenziale. Im Fokus steht die Frage, was aus dieser neuen Phase der industriellen und technologischen Entwicklung bis zum Jahr 2050 an Neu- und Weiterentwicklungen umgesetzt werden kann.

Weiterführende Informationen:

  • Lothar Abicht und Carina Stöttner: Klimaneutral! So gelingt der Umbau von Wirtschaft und Technologie. Klima-Innovation für eine sichere Zukunft. Campus Verlag, Frannkfurt, new York 2024.
  • Klimaneutralität in der Industrie. Aktuelle Entwicklungen – Praxisberichte – Handlungsempfehlungen. Hg. von Ulrike Böhm, Alexandra Hildebrandt, Stefanie Kästle. Springer Gabler Verlag, Heidelberg, Berlin 2023.

Wer schreibt hier?

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Freie Publizistin und Autorin, Nachhaltigkeitsexpertin, Dr. Alexandra Hildebrandt

für Wirtschaft & Management, Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Internet & Technologie

Als Publizistin, Herausgeberin, Bloggerin und Nachhaltigkeitsexpertin widme ich mich den Kernthemen Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Beim Verlag SpringerGabler habe ich die CSR-Bände zu Digitalisierung, Energiewirtschaft und Sportmanagement herausgegeben sowie "Klimawandel in der Wirtschaft".
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