Die größten Personalrisiken global und in Europa
Die größten Personalrisiken 2024
Schlechtere psychische Gesundheit von Mitarbeitenden, steigende Gesundheitskosten und der Fachkräftemangel verändern den europäischen Beschäftigungsmarkt und erfordern Resilienz und eine stärkere Zusammenarbeit von HR und Risk Management, um die langfristigen Herausforderungen zu meistern. Der aktuelle People Risk Report umfasst die Einschätzungen von weltweit 4.575 Fachkräften aus HR und Risk Management zu den größten Personalrisiken 2024. In der Mercer Studie werden die Risiken nach ihrer Eintrittswahrscheinlichkeit und ihrer Wirkung unterschieden und in fünf Säulen gruppiert:
Technologischer Wandel und Disruptionen:
- Fachkräftemangel im Bereich Cybersicherheit: Um digitale Vermögenswerte ausreichend zu schützen, werden vier Millionen Fachkräfte benötigt.
- Jeder zweite Manager glaubt, dass KI sein Geschäftsmodell grundlegend verändern wird. Allerdings rangiert das Personalrisiko von Risk/HR wegen des Missmanagements von KI nur auf Platz 18.
- Durch die Technologie entstehen neue Arbeitsplätze, Lieferkanäle und Produkte, allerdings sind auch neue Risiken damit verbunden. Um sie richtig zu managen, ist eine Unternehmenskultur erforderlich, die sich dem Schutz des Unternehmens vor Cyberbedrohungen, Datenschutzverletzungen und Diebstahl geistigen Eigentums verschrieben hat. KI und andere disruptive Technologien sollten Chance und Bedrohung betrachtet werden.
Talent-, Leadership- und Workforce-Praktiken:
- 70% der Unternehmen geben an, derzeit über kein wirksames Mitarbeiterwertversprechen zu verfügen.
- Jeder dritte HR-/Risikoexperte ist besorgt über den Mangel an Fachwissen der Führungsebene im Krisenmanagement.
- Unternehmen können nur dann wettbewerbsfähig bleiben, wenn sie die richtigen Fähigkeiten, Talente und Führungsqualitäten rekrutieren und entwickeln können.
- Führungskräfte müssen in der Lage sein, die Bedürfnisse ihrer Mitarbeitenden zu erkennen, Engagement und Loyalität zu wecken und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen, um sie zu unterstützen (entscheidend für die Förderung einer Kultur des Risikomanagements).
- Gesundheit, Wellbeing und Arbeitssicherheit:
- Jeder zweite Risiko-/HR-Experte ist besorgt über Produktivitätsverluste, die dadurch entstehen, dass seine Mitarbeitenden Zeit und Energie für die Beschaffung, Navigation und/oder Anreise für die Gesundheitsversorgung aufwenden müssen.
- 46% der Arbeitnehmenden gaben an, dass sie auf eine Gehaltserhöhung von 10% verzichten würden, wenn sie mehr Sozialleistungen bekämen.
- Unternehmen müssen ihren Definitionsrahmen für Wohlbefinden am Arbeitsplatz erweitern.
- Psychische Gesundheit und emotionales Wohlbefinden müssen im Hinblick auf die Risikominimierung heute ebenso berücksichtigt werden wie die körperliche Sicherheit.
Governance, Compliance und Finanzen:
- Gesetzesänderungen und verstärkte Kontrollen sind vom zwölfthöchsten Risiko auf den fünfthöchsten Platz gesprungen, da sich eine explosionsartige Zunahme der Regulierung auf die Rendite von Investitionen in den Einsatz künstlicher Intelligenz auswirkt.
- Da der Inflationsdruck auf die Leistungskosten anhält, müssen Unternehmen jetzt Änderungen an ihren Leistungsprogrammen planen.
- Aufgrund der zunehmenden Kontrolle durch die Stakeholder sowie der Rechtsstreitigkeiten und Gesetzgebungsaktivitäten ist es von entscheidender Bedeutung, entstehende Governance-Lücken zu identifizieren und ihnen zuvorzukommen.
Umwelt, Nachhaltigkeit und Soziales:
- 38% der HR-/Risiko-Experten sind besorgt über den Mangel an Leistungen zur Absicherung klimabedingter Erkrankungen.
- Mitarbeitende verlieren monatlich sechs Arbeitsstunden wegen Geldsorgen. Es ist von entscheidender Bedeutung, den Menschen ein angemessenes Leben zu ermöglichen, denn nur 35 % der Führungskräfte geben an, dass alle Arbeitnehmer einen existenzsichernden Lohn erhalten.
- Umweltrisiken werden traditionell als mit Eigentum verbunden angesehen, doch die Auswirkungen extremer Wetterereignisse und Naturkatastrophen auf die Gesundheit und das Wohlbefinden der Mitarbeitenden stellen eine unmittelbare Bedrohung dar.
- Zunehmende Unterschiede zwischen der Vergütung und den Werten von Führungskräften und Arbeitnehmenden wirken sich auf die Dynamik am Arbeitsplatz sowie auf die Arbeitsbeziehungen aus.
In diesen Kontext gehört auch die "Performance Transformation Global Executive Survey 2024" von Oliver Wyman. Hier wurden 400 Führungskräfte weltweit zu ihren dringendsten Herausforderungen, Prioritäten und Transformationsplänen befragt.
Die zentralen Ergebnisse:
- Führungskräfte identifizieren Inflation, steigende KI- und Technologieentwicklungen sowie allgemeine wirtschaftliche Abschwünge als die drei wichtigsten Herausforderungen in allen Branchen.
- 94% der Befragten sehen KI als einen entscheidenden Auslöser oder strategischen Hebel für Transformation und investieren erheblich in den Aufbau ihrer KI-Fähigkeiten.
- 74% der Führungskräfte erwarten in den nächsten 12 Monaten eine Verbesserung des Markts (ein signifikanter Anstieg gegenüber dem Vorjahr mit 64%). Unternehmen, die sich bereits erfolgreich transformiert haben, sind noch optimistischer. Mit fast 90% erwarten sie eine Verbesserung des Markts.
- Taktischere Anliegen wie Talentmanagement stehen auf der Prioritätenliste der Führungskräfte ganz unten.
- 80% der Führungskräfte planen, ihr Unternehmen in den nächsten drei Jahren zu transformieren, wobei mehr als ein Drittel grundlegende Veränderungen benötigen.
- 63% der Unternehmen wollen in den nächsten 12 Monaten ihren Schwerpunkt auf nachhaltiges Wachstum legen.
- Nur 19% der Transformationen schaffen es, alle Ziele zu erreichen.
Weiterführende Informationen:
- CSR und Digitalisierung. Der digitale Wandel als Chance und Herausforderung für Wirtschaft und Gesellschaft. Hg. von Alexandra Hildebrandt und Werner Landhäußer. 2. Auflage. SpringerGabler Verlag. Berlin Heidelberg 2021.
- Werner Neumüller: Die Grenzen der Rationalität. In: Bauchgefühl im Management. Die Rolle der Intuition in Wirtschaft, Gesellschaft und Sport. Hg. von Alexandra Hildebrandt und Werner Neumüller. SpringerGabler Verlag 2021.
- Werner Neumüller: Ehrlich weiter: Auf der Suche nach den Menschen. In: Visionäre von heute – Gestalter von morgen. Inspirationen und Impulse für Unternehmer. Hg. von Alexandra Hildebrandt und Werner Neumüller. Verlag SpringerGabler, Heidelberg, Berlin 2018, S. 145-158.
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