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Lycia Puleio/Pixabay

Die neue Schaumgemeinschaft: Zero Waste im Badezimmer

Herkömmliche Produkte zum Haare waschen bestehen aus einem Mix aus Wasser und chemischen Tensiden. Das sind waschaktive Substanzen, die Verschmutzungen sowie Fette aus dem Haar lösen und so die gewünschte Reinigung zu erreichen. Damit das Shampoo eine gute Konsistenz aufweist, angenehm riecht und möglichst lange haltbar ist, werden weitere Chemikalien hinzugesetzt. „Microcrystalline Wax“, „Petrolatum“ oder „Methicone“ sind eigentlich Silikone und Mineralöle, die die Kopfhaut versiegeln und zu Hautkrankheiten führen können. Parabene greifen unter Umständen in den Hormonhaushalt ein. Tenside sind potenziell krebserregend und können das Erbgut schädigen, so das Ergebnis des Nachhaltigkeitsportals UmweltDialog.

Shampoos enthalten auch häufig Sulfate, die für das starke Schäumen sorgen und als Fettlöser dienen. Auch sie können die Kopfhaut irritieren. Das Verbraucherportal Codecheck hilft dabei, bedenkliche Inhaltsstoffe in Pflegeprodukten zu erkennen und unproblematische Produkte zu finden

Bio-Shampoos aus dem Bereich der Naturkosmetik enthalten im Gegensatz zu vielen herkömmlichen Produkten keine Silikone, Parabene oder Sulfate und kommen auch ohne synthetische Duftstoffe aus. Öko-Test hat kürzlich 20 Shampoos gegen trockenes Haar auf Umwelt- und gesundheitsschädliche Stoffe wie Silikone oder problematische Konservierungsstoffe geprüft. Unter allen getesteten Shampoos waren sieben zertifizierte Naturkosmetik-Produkte. Sie erhielten die Bestnote.

Das BDIH Prüfzeichen garantiert, dass zur Herstellung der zertifizierten Produkte ausschließlich Rohstoffe eingesetzt werden, die den strengen Vorgaben, dem „BDIH Standard" entsprechen. NATRUE ist ein international tätiger, nicht gewinnorientierter Verband mit dem Ziel, eine natürliche Hautpflege zu fördern und zu schützen. Das Label NCCO der Natural Cosmetics Certification Organisation e.V. wird nur an Hersteller vergeben, deren gesamtes Sortiment zu 100 % den NCCO-Richtlinien entspricht. Der gemeinnützige Verein TransFair arbeitet mit dem Ziel, benachteiligte Produzentenfamilien in Afrika, Asien und Lateinamerika zu fördern und zu unterstützen.

Ein paar Beispiele: Das vegane, tierversuchsfreie Shampoo von Fair Squared ist NATRUE-zertifiziert und wird in Deutschland hergestellt. Aprikosen- und Olivenöl stammen aus fairem Handel. Das Produkt ist frei von SLS (Sodium Laureth Sulfat) und Parabenen. Das CMD Shampoo und Duschgel "Neutral" ist frei von Duftstoffen. Im Januar 2015 hat Öko-Test das Duschgel/Shampoo mit "sehr gut" bewertet. Auch das i+m Wild Life for Men Duschgel & Shampoo reinigt schonend und gründlich. Es ist wirkungsvoll, pH-neutral und mit milden Zuckertensiden versehen.

Sie sind gesiedet und auf Basis von Lauge, Fetten und Ölen hergestellt. Bei einem festen Shampoo handelt es sich um ein normales Shampoo, dem die Feuchtigkeit entzogen wurde. Dies wird dann in ein Stück gepresst, das aussieht wie Seife, aber eigentlich keine ist. Bei der Anwendung werden die Haare nass gemacht und anschließend mit dem Stück (in kreisenden Bewegungen) über die Haare gestrichen. Danach wie gewohnt einmassieren, waschen und ausspülen. Ein Nachteil ist, dass sie das Haar stumpf und fettig aussehen lassen kann. Deshalb sollte nach der Haarwäsche mit Haarseifen eine saure Rinse verwendet werden. Festes Shampoo kann auch ohne sie verwendet werden. Es verhält sich im Haar wie normales Shampoo und ist ebenso für trockene und empfindliche Kopfhaut geeignet. Meistens besteht es aus natürlichen Inhaltsstoffen.

Die Shampoo Bars von jolu zum Beispiel versprechen nachhaltige, plastikfreie Pflege und natürliche Inhaltsstoffe ohne Silikone. Durch Pflanzenextrakte wie Jojobaöl und Brokkolisamenöl sollen die Haare gepflegt werden. Lysolecithin und pflanzliches Glycerin spenden Feuchtigkeit und pflegen das Haar nachhaltig. Verpackt sind sie in kleinen Pappschachteln. Rohstoffe und Zutaten werden weitestgehend aus nachhaltigem Anbau bezogen. Die hochwertigen Produkte entstehen im fairen Umgang mit Natur und Mensch und werden in Deutschland hergestellt.

Dieser Trend zeigte sich auch in der TV-Gründershow „Die Höhle der Löwen“, als Johannes Lutz und Christoph Lung ihren „Duschbrocken“ vorstellten. Sie wollten ein veganes Produkt ohne Palmöl, ohne Tierversuche und ohne Plastikverpackung. Nach einer Weltreise arbeiteten die Schwaben gemeinsam mit Lebensmitteltechnologen und Chemikern an ihren umweltfreundlichen, festen Shampoos für Reisende. Zutaten wie Parfümöle oder Bio-Glycerin kommen überwiegend aus der Region. In der traditionellen Seifenmanufaktur Haag in Feuerbach, die es seit 1756 gibt, entstehen täglich etwa 1000 Duschbrocken. „Schaumköpfe“ nennen sich die Weltenbummler untereinander. Sie fotografieren den Duschbrocken, wenn sie unterwegs sind und laden die Bilder anschließend im Netz hoch.

Weiterführende Informationen

Alexandra Hildebrandt und Claudia Silber: Das Prinzip Nachhaltigkeit im eigenen Leben. In: Klimawandel in der Wirtschaft. Warum wir ein Bewusstsein für Dringlichkeit brauchen. Hg. von Alexandra Hildebrandt. Verlag SpringerGabler, Heidelberg, Berlin 2020, S. 71-80.

Kommentare

Dr. Alexandra Hildebrandt schreibt über Wirtschaft & Management, Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Internet & Technologie

Als Publizistin, Herausgeberin, Bloggerin und Nachhaltigkeitsexpertin widme ich mich den Kernthemen Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Beim Verlag SpringerGabler habe ich die CSR-Bände zu Digitalisierung, Energiewirtschaft und Sportmanagement herausgegeben sowie "Klimawandel in der Wirtschaft".

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