Drei Führungsprinzipien, die Sie eliminieren sollten!
Viele Führungsprinzipien von Unternehmern und Managern sind leider veraltet, werden aber immer noch in Artikeln und Fachbüchern genannt und finden deswegen – bedauerlicherweise – bis heute ihren täglichen Gebrauch am Arbeitsplatz. Die schlimmsten dieser alten Maximen sind nicht nur falsch, sie sind auch schlecht für die Menschen und schlecht für das Geschäft. Unternehmen, die sie anwenden, machen ihre Mitarbeiter unglücklich und schaden dem Unternehmensergebnis.
Hier ist eine Auswahl von drei Führungsprinzipien, die dringend einer Aktualisierung bedürfen. Jede daher mit einem Vorschlag, wie sie ersetzt werden könnten.
Altes Führungsprinzip #1: Scheitern ist keine Option
„Scheitern ist keine Option“ bedeutet: Wir müssen unbedingt, unbedingt Erfolg haben! Doch egal, wie oft Sie diese Maxime wiederholen, das Scheitern bleibt eine naturgegebene Alternative. Wenn man die Augen vor dieser Tatsache verschließt, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass man gerade deswegen scheitert. Der Druck, immer erfolgreich sein zu müssen, verursacht erst recht Fehler, denn:
Menschen, die unter Druck arbeiten, sind weniger effektiv,
Menschen weigern sich, schlechte Nachrichten zu melden,
Menschen verschließen ihre Augen vor Anzeichen von Problemen.
Dies gilt insbesondere dann, wenn diejenigen, die Fehler machen, auch noch bestraft werden. Der US-amerikanische Ökonom Peter Drucker schlug provokativ vor, dass Unternehmen alle Mitarbeiter finden sollten, die nie Fehler machen, um sie zu entlassen, da Mitarbeiter, die nie Fehler machen, nie etwas Interessantes tun. Wenn man auf der anderen Seite jedoch zugibt, dass Fehler passieren, und konstruktiv mit ihnen umgeht, werden Fehler weniger wahrscheinlich.
Außerdem sind Fehler oft der Weg zu neuen, aufregenden Möglichkeiten, die sich sonst nicht ergeben hätten. Wenn man die Augen vor dem Scheitern verschließt, verschließt man auch die Augen vor diesen Möglichkeiten.
Das neue Führungsprinzip zu #1 lautet:
Scheitern kommt vor. Gehen Sie konstruktiv damit um.
Altes Führungsprinzip #2: Der Kunde hat immer recht
Sie kennen doch diese Sprüche: Der Kunde ist König. Ihm werden alle Wünsche erfüllt. Der Kunde hat immer recht!
Nein! Diese abgedroschene Geschäftsmaxime führt dazu, dass loyale, hart arbeitende Mitarbeiter zugunsten von unverschämten Kunden herabgesetzt werden. Das soll nicht heißen, dass ein perfekter Kundenservice nicht mehr wichtig wäre. Ganz im Gegenteil. Es heißt aber, dass der Mitarbeiter sich zu 100 Prozent darauf verlassen können muss, dass er niemals pauschal herabgewürdigt wird, nur weil es die Laune oder das Benehmen des Kunden es so verlangt.
Das zu unrechte Festhalten an „Der Kunde hat immer recht“ macht die Mitarbeiter unglücklich. Und unglückliche Mitarbeiter bieten den Kunden ironischerweise fast immer einen schlechteren Service.
Das neue Führungsprinzip zu #2 lautet:
Zufriedene Mitarbeiter bedeuten zufriedene Kunden.
Altes Führungsprinzip #3: Sei niemals zufrieden
Sei niemals zufrieden heißt im Klartext: Im Geschäftsleben darf man nie zufrieden sein. Man muss immer mehr wollen.
Dies ist ein schlimmer Irrtum, der auf dem Missverständnis beruht, dass zufrieden sein bedeutet, dass man aufhört zu handeln. Dass Zufriedenheit zu Selbstzufriedenheit führt und dass ein glückliches, zufriedenes Unternehmen daher passiv werden könnte. Nichts könnte weiter von der Wahrheit entfernt sein. Im Gegenteil sendet ein ständiges Gefühl der Unzufriedenheit eine starke interne Botschaft aus: Wir sind nicht gut genug! Die Ironie dabei ist, dass dies zu einer schlechteren Leistung führt.
Menschen, die ständig all das Gute in ihrer Organisation zu schätzen wissen und ihre Zufriedenheit zum Ausdruck bringen, schaffen ein viel positiveres Arbeitsumfeld, das geprägt ist von:
Motivation,
Energie,
Selbstvertrauen,
Freude an der Arbeit.
Dabei geht es nicht darum, die Augen zu verschließen und so zu tun, als ob alles in Ordnung wäre, auch, wenn es das nicht ist. Es geht darum, die Tatsache zu erkennen, dass Menschen, die ständig unzufrieden sind, den Willen und die Handlungsfähigkeit einer Organisation untergraben. Der Trick besteht darin, das Erreichte zu schätzen und trotzdem nach mehr zu streben.
Das neue Führungsprinzip zu #3 lautet:
Sei immer dankbar, aber niemals selbstgefällig.
Wie sind Ihre Erfahrungen? Welche Führungsprinzipien haben Sie in ihrem Betrieb etabliert? Welche alten Maxime haben Sie zwischenzeitlich über Bord geworfen? Ich freue mich auf Ihre Anmerkungen im Kommentarbereich oder auf Ihre persönliche Nachricht im Messenger.
Beste Grüße
Ihr Carsten Seiffert