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„Eigentlich bin ich ganz anders …“: Warum es auch im Pflegebereich wahrhaftige Menschen braucht

"Eigentlich bin ich ganz anders. Ich komm nur viel zu selten dazu." Dieses Zitat von Ödön von Horváth trifft auf viele Menschen zu. Wenn sie aber ganz anders sind, sollten sie doch versuchen, die zu werden, die sie wirklich sind. Schließlich schlummern in ihrem Innern auch ihre größten Kraftreserven und Potentiale. Leider ist es oft so, dass vieles davon gar nicht in entscheidenden Momenten „abgerufen“ werden kann, weil sie sich in der Vorstellung dessen verlieren, was sie zu sein haben und sich sorgen, etwas nicht schaffen zu können.

Umso wichtiger ist es, ein gutes Verhältnis zu Patient:innen aufzubauen. Aber dazu braucht es Menschen, die sind, was sie tun und nichts vorspielen, die sich ihrer Aufgabe ernsthaft annehmen – und zwar nicht in hektischem Aktionismus und nur qua Kompetenz, sondern auch qua Charakter, Erfahrung, Einfühlungsvermögen und guter Kommunikation. „Nur so kann das nötige Vertrauen gefestigt und Unsicherheiten oder Ängste genommen werden. Das ist vor allem auch wichtig, damit die zu pflegenden Menschen die Arbeit des Pflegepersonals nachvollziehen können oder auch Verständnis für Situationen haben, in denen sie gerade etwas unter Stress stehen“, sagt Stefanie Gierer. In ihrem Blogbeitrag „Gutes Verhältnis zu Patienten und Patientinnen“ auf der Website von consil med gibt sie Tipps für Pflegekräfte. Im Mittelpunkt steht die gelingende Kommunikation, die auch als Kunst der Mitteilung verstanden werden kann. Sie nimmt den Menschen als das an, was er ist: ein fühlendes und lebendiges Wesen. Für Stefanie Gierer gehören dazu beispielsweise: gegenseitiges Vertrauen, Respekt, Empathie und Sicheinlassen auf andere. „Das wertschätzende Miteinander ist für Kranke und Verletzte sehr wichtig, um gut mit der Situation umgehen zu können. Außerdem ist es wichtig, eine entspannte Atmosphäre zu schaffen. Mit einem Lächeln und einer freundlichen Unterhaltung ist der erste Schritt für ein gutes Verhältnis getan“, so Gierer.

Sie betont allerdings auch, dass Kommunikation nicht nur über die Sprache stattfindet, sondern auch über Mimik und Gestik. Als dominant werden beispielsweise Handbewegungen empfunden, die von oben nach unten geführt werden, wenn für den anderen nur der Handrücken zu sehen ist und keine offene Hand. Ein hängender Brustkorb, abgerollte Schultern und ein gebeugter Rücken verweisen oft auf einen Menschen, der schwer an seiner Verantwortung trägt und diese als Last empfindet. Der Gang sollte fließend sein, nicht sprunghaft, nicht stotternd.

Es führt zu einem zufriedenstellenden Umgang mit anderen, verbessert Beziehungen und macht viele Situationen leichter und angenehmer. „Aktiv“ bedeutet aber auch, wertfrei und empathisch zuzuhören, den ganzen Menschen und die Kommunikation insgesamt wahrzunehmen, also nicht nur das gesprochene Wort. „Wer sich auf die Tonalität des anderen einlassen kann, hört auch besser die Zwischentöne des Lebens“, bestätigt auch Gierer, die noch auf einen weiteren Aspekt verweist, der häufig vernachlässigt wird: das Ernstnehmen (z. B. von Beschwerden oder bestimmten Situationen). Eine ernsthafte Haltung hat auch mit der Bereitschaft zu tun, sich nicht mit einem oberflächlichen Schein zufrieden zu geben und auch unbequeme Begleiterscheinungen mit der richtigen Haltung anzugehen.

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Dr. Alexandra Hildebrandt schreibt über Wirtschaft & Management, Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Internet & Technologie

Als Publizistin, Herausgeberin, Bloggerin und Nachhaltigkeitsexpertin widme ich mich den Kernthemen Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Beim Verlag SpringerGabler habe ich die CSR-Bände zu Digitalisierung, Energiewirtschaft und Sportmanagement herausgegeben sowie "Klimawandel in der Wirtschaft".

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