ESG Rankings 2023: Die Wirksamkeit der Regulatorik zu Nachhaltigkeitsreporting und ‑management
Die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC Österreich analysierte im Rahmen des ESG Rankings 2023 die ESG-Performance der 155 umsatzstärksten Unternehmen des Landes. Untersucht wurden Unternehmen aus zehn Branchen. Der Fokus der Methodik lag hier nicht nur auf der Transparenz der Nachhaltigkeitsberichterstattung, sondern auch auf einer messbaren Verbesserung in den Bewertungskriterien gegenüber den vergangenen Jahren. Die Analyse basiert auf öffentlich verfügbaren Informationen wie Nachhaltigkeits- und Lageberichten der jeweiligen Unternehmen. Etwa über hundert Unternehmen - jene die bisher bereits unter dem Nachhaltigkeits- und Diversitätsverbesserungsgesetz (NaDiVeG) berichten mussten - sind im Jahr 2025 für das Geschäftsjahr 2024 verpflichtet, erstmals nach der neuen Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) zu berichten. Im Jahr 2026 folgen ca. weitere 1.400 Unternehmen, später auch börsennotierte KMU. Vor allem die erste Berichtsgruppe muss die Anforderungen der EU-Taxonomie und der European Sustainability Reporting Standards (ESRS), die sich durch die CSRD-Pflicht ergeben, kennen und umsetzen. Die Bewertungskriterien basieren unter Berücksichtigung der ESRS:
Bewertungskriterien:
1. Umwelt:
1.1. Qualität der Ziele bzgl. Reduktion von Treibhausgasemissionen
1.2. Messung der Scope 1, 2, 3 Emissionen
1.3. Emissionsreduktion
2. Soziales:
2.1. Qualität der Ziele zu Indikatoren 2.2-2.4
2.2. Ausbildungsbudget/Ausbildungstage pro Mitarbeiter:in
2.3. Unfallrate (Anzahl Unfälle/Arbeitsstunden)
2.4. Anteil der Mitarbeiter:innen mit Behinderung
3. Governance:
3.1. ESG-Kriterien in der Management-Vergütung
3.2. Frauenanteil im Vorstand
3.3. ESG in der Lieferkette
4. Governance-System / Nachhaltigkeitsmanagement
5. Wesentlichkeitsanalyse
6. Biodiversitätsziele und -maßnahmen
7. Ziele und Maßnahmen für eine Kreislaufwirtschaft
8. Investitions- und Finanzierungstätigkeiten (Finanzinstitute)
8.1. Einsparungen und Investitionen (nur für Finanzdienstleister)
8.2. Kredite (nur für Finanzdienstleister)
9. Steuertransparenz.
Diese Aspekte werden in den nächsten Jahren signifikant an Bedeutung gewinnen, denn laut EU-Kommission soll die nichtfinanzielle Berichterstattung der finanziellen Berichterstattung gleichgestellt werden. Die Ergebnisse der Studie verdeutlichen die Wirksamkeit der Regulatorik zu Nachhaltigkeitsreporting und ‑management. Unternehmen, die sich ambitionierte Klimaschutzziele wie den Science Based Targets (SBTi) gesetzt haben und zugleich eine Reduktion ihrer absoluten und relativen CO2-Emissionen erreicht haben, haben hier die vollen Punkte erhalten. Dies gelang sieben der 155 untersuchten Unternehmen (nur ca. fünf Prozent). Gezeigt wird auch, dass die Transformation hin zu nachhaltigem Wirtschaften und der Wandel des Nachhaltigkeitsberichtswesen in den diversen Industrien mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten voranschreiten. Jedoch sind auch große Unterschiede innerhalb der Branchen zu erkennen. Die höheren und strengen Vorgaben werden noch immer im Vergleich zur bisherigen Berichtspflicht häufig unterschätzt, auch wird das ESG-Reporting zu spät oder mit zu wenig Ressourceneinsatz angegangen. Zu den Herausforderungen gehören die doppelte Wesentlichkeit, die Datenverfügbarkeit und die Integration von ESG in interne Unternehmensprozesse.
Die wichtigsten Ergebnisse im Überblick:
- Unter den untersuchten 155 Unternehmen befinden sich 50 börsennotierte, die im Schnitt mit einer Performance von 44 Prozent mehr als doppelt so hoch als die der nicht-börsennotierten (18 Prozent) liegen.
- Im Vergleich zum Vorjahr verbesserte sich zwar die ESG-Performance gesamt, doch 27 Prozent der untersuchten Unternehmen erreichten null Punkte (2022: 33 Prozent) - keine Transparenz und Verbesserung in den analysierten Kriterien.
- Die durchschnittliche ESG-Performance aller untersuchten Unternehmen liegt bei 26 Prozent (nur ein Unternehmen schaffte mit 80 Prozent der Gesamtpunktzahl in die Kategorie „Vorreiter“).
- Heimische Unternehmen punkten besonders im Bereich Klima- und Treibhausgasbilanzierung. Hier konnten sie durchschnittlich die höchsten Werte erzielen. Jedoch sind die Verbesserungsmaßnahmen ausbaufähig.
- Auch zu Nachhaltigkeitsmanagement, Unfallraten sowie Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen der Mitarbeitenden zeigen Unternehmen verstärkt Transparenz und nennen quantitative Ziele und Angaben.
- Verbesserungsbedarf besteht bei den Themen Biodiversität, ESG-Kriterien in der Management-Vergütung sowie in den Angaben zu Mitarbeitenden mit Behinderung.
- Der Sektor Technologie, Medien & Telekommunikation (TMT) geht mit durchschnittlich 40 Prozent der zu erreichenden Punkte als beste Branche hervor (energieintensive Industrien erzielten deutlich weniger). Schlusslicht ist die Branche Transport und Logistik mit durchschnittlich 18 Prozent.
- Analyse der Nachhaltigkeitsberichte: Im Jahr 2022 veröffentlichten 51 Unternehmen oder 32 Prozent erstmalig Kennzahlen zur Konformität ihrer wirtschaftlichen Steuertransparenz: Die Mehrheit der österreichischen Unternehmen äußert sich außerhalb der verpflichtenden Angaben in ihren finanziellen Berichten nicht oder nur oberflächlich zu ihrem Umgang mit Steuern. Werden sie thematisiert, so äußern sich Unternehmen hauptsächlich zu Themen wie Steuerstrategie und Steuer-Risikomanagement. Eine kleine Anzahl teilt sogar länderbezogene Informationen über die Steuerzahlungen des Berichtsjahres mit seinen Stakeholdern. Im internationalen Vergleich sind österreichische Unternehmen hier noch recht zurückhaltend, doch lässt sich allerdings ein Trend zu mehr Steuertransparenz erkennen. haftlichen Aktivitäten mit der Taxonomie.
- Branchensieger: Die Top-Performer nach Industrien: Finanzdienstleister: Raiffeisen Bank International AG (RBI); Infrastruktur und Bauwesen: Wienerberger AG; Metallverarbeitung, Maschinenbau und KFZ: Rosenbauer International AG; Energie und Versorgungsunternehmen: OMV AG; Nahrungs- und Genussmittel, Getränke: Ottakringer Getränke AG; Papier und Holz: Mondi AG; Pharma und Chemie: Lenzing AG; Technologie, Medien und Telekommunikation (TMT): Zumtobel Group AG; Transport und Logistik: Österreichische Post AG; Sonstige: NOVOMATIC AG.
Weiterführende Informationen:
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- ESG, Chancengleichheit, Kommunikation: Viele Familienunternehmen vernachlässigen dringliche Zukunftsthemen
- Fehlende Klimastrategien und Expertise: Aufholbedarf im deutschen Mittelstand
- Um sich klimaneutral aufzustellen, benötigen viele Unternehmen mehr Zeit
- Wichtige Akronyme und EU-Direktive im Kontext des Green Deal: Was bedeuten CS3D, CSRD, SFDR?
- EU-Taxonomieverordnung: Vor welche Herausforderungen sind Unternehmen gestellt?
- Klimaneutralität in der Industrie. Aktuelle Entwicklungen – Praxisberichte – Handlungsempfehlungen. Hg. von Ulrike Böhm, Alexandra Hildebrandt, Stefanie Kästle. Springer Gabler Verlag, Heidelberg, Berlin 2023.
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