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Freigeist - Wer wir sind und was wir tun

Die meisten kennen mich als “Löwe” aus der deutschen Version der US-amerikanischen TV-Show “Shark Tank”, bei uns bekannt als “Die Höhle der Löwen”. DHDL ist jedoch nur ein kleiner Teil meines Lebens: in erster Linie bin ich Technologie-Investor und CEO von Freigeist Capital.

Freigeist ist mein Venture Capital Unternehmen, das ich gemeinsam mit meinen langjährigen Geschäftspartnern Marc Sieberger und Alex Koch nach unserem ersten großen Exit mit ip.labs gegründet habe. Was damals mehr als Spenden-Aktion für die deutsche Startup-Szene begann, ist inzwischen zu meiner wichtigsten Aufgabe geworden. Marc und ich hatten die Idee, 1 Million Euro in zehn starke Gründer zu investieren, um nach unserem Erfolg etwas zurückzugeben. Wir hatten das Geld von Anfang an gedanklich abgeschrieben, denn wir wussten aus eigener Erfahrung, wie viele Risiken auf junge Unternehmen warteten und wie schnell einem diese Risiken in den Anfängen der Unternehmensgründung zum Verhängnis werden können. Wie sich jedoch schnell herausstellte, konnten wir mit unserer Expertise und unserer langjährigen Erfahrung helfen, diese Risiken und Herausforderungen zu überwinden. Das war die Geburtsstunde unseres Investmentfond Freigeist, damals noch unter dem Namen e42.

Inzwischen besteht Freigeist aus einem 10-köpfigen Team. Neben Marc, unserem COO/CFO und Alex, unserem CTO, sind mit Marcel und Niklas zwei Juniorpartner dazugekommen. Alex wird bei den Software- und Technik-Themen von Daniel unterstützt, der schon zu doo-Zeiten mit uns zusammengearbeitet hat. Lena leitet unsere Kommunikation, Agnes unterstützt uns im Bereich Finanzen und Recht und Svea bringt Ordnung in unseren chaotischen Alltag. Unser neuester Zuwachs ist Werkstudentin Jingjing, die als Allround-Talent hauptsächlich Marcel, Niklas und Lena unterstützt.

Was ist der Investitionsfokus von Freigeist?

Wer sich unser Portfolio ansieht, merkt schnell, dass wir kein herkömmlicher VC-Fonds sind. Neben dem Urban Air Mobility Startup Lilium und dem Energiespeicher-Startup Kraftblock gehören auch die Little Lunch-Suppen und Ankerkraut-Gewürze zu unseren Investments. Doch wie kam es eigentlich zu dieser breiten Ausrichtung in zwei so komplett unterschiedlichen Themenbereichen?

Unsere Wurzeln haben wir ganz klar in der Technologie, hier sind wir zuhause, hier liegt unsere Kernkompetenz. Sowohl unsere eigenen ersten Unternehmen wie ip.labs oder doo als auch unsere ersten Investments wie MyTaxi, KaufDa und Wunderlist waren Software-Unternehmen.

Als ich dann 2014 als Investor zu DHDL ging, verließen wir erstmals unsere App- und Software-”Blase”, wenn auch zunächst widerwillig. Nachdem Judith mich von dem ersten gemeinsamen Investment im Lebensmittelsektor - “Little Lunch” - überzeugt hatte, sah ich zunächst nur die Möglichkeit für ein Online Abo-Modell. Doch schon bald stellte sich heraus, dass die Umsätze, die man im Handel erzielen konnte, wesentlich relevanter waren. Also ging ich zusammen mit den Little-Lunch-Gründern von REWE-Einkäufer zu REWE-Einkäufer, um unser Produkt vorzustellen. Bis wir dort in den Regalen standen war es ein langer Weg. Wir mussten viel lernen, aber heute findet man Little Lunch in fast jedem, deutschen Markt.

Auf Little Lunch folgten viele weitere Food-Startups, allesamt Investments aus DHDL. Die Reichweite der Show gibt den jungen Unternehmen eine enorme Starthilfe und von da an haben sie die Möglichkeit, gesund zu wachsen, wie man es am Paradebeispiel Ankerkraut verfolgen kann.

Die Food-Startups aus DHDL sind ein wichtiger Bestandteil unseres Portfolios und mir ist kein erfolgreicheres vergleichbares Food-Cluster in Deutschland bekannt. Es macht große Freude zu sehen, wie wir mittlerweile effektiv helfen können und es eine echte Familie geworden ist. Ich spreche auf den wichtigsten Branchen-Events und habe ein gutes Netzwerk im LEH aufgebaut. Dennoch sehen wir unsere Zukunft in erster Linie im Technologiebereich. Zwar bekommt man davon in der Öffentlichkeit nicht so viel mit, da die mediale Präsenz nicht so stark ist, doch wir schauen uns fast täglich neue, disruptive Tech-Unternehmen an. Wir fokussieren uns auf die Technologien, die ich in meinem Buch Startup-DNA als “Baukasten der Zukunft” aufgeführt habe.

Startup-DNA: Hinfallen, Aufstehen, die Welt verändern. Die Autobiografie
Startup-DNA: Hinfallen, Aufstehen, die Welt verändern. Die Autobiografie

Neben den Klassikern wie Mobility, DLT, KI, 5G, IoT, 3D-Printing, VR&AR, Robotics und Quantum Computing schauen wir uns aber auch Projekte in den Bereichen Aerospace, CleanTech, Erneuerbare Energien und New Material Science an. Wir suchen in all diesen Bereichen nach Cutting Edge Technology, die ein zentrales weltweites Problem löst und damit unser Leben einfacher und besser und unsere Welt nachhaltiger macht.

Warum wir uns auf Deep-Tech fokussieren

Wir sind fest davon überzeugt, dass es langfristig nur mit Hilfe von Technologie-Innovationen möglich sein wird, ein nachhaltiges und umweltschonendes Leben auf unserer Erde zu führen. Sanktionen führen zu nichts, wie man anhand der aktuell laufenden Klimadebatte unschwer erkennen kann. Was wir brauchen, sind emissionsarme und langfristig gesehen emissionsfreie Transportmittel, keine Fahrverbote in Innenstädten. Anstatt Messgeräte zu manipulieren, um irgendwie unterhalb der vorgeschriebenen Schadstoffgrenzen zu bleiben, sollten wir alles daran setzen, Verbrennungsmotoren durch E-Motoren oder andere Alternativen zu ersetzen. Aber die Umwelt alleine reicht dem Großteil der Bevölkerung nicht als Grund, um etwas zu ändern. Also müssen diese E-Motoren nicht nur grüner, sondern im idealfall auch günstiger und leistungsstärker als andere Alternativen sein, um zusätzliche Anreize zu schaffen. Mit Tesla ist dies einem US-amerikanischen Unternehmen bereits gelungen. Es wird Zeit, dass Deutschland hier nachzieht. Die Welle der E-Mobilität haben wir trotz unserer führenden Position in der Automobilindustrie leider verpennt, aber die nächste große Disruption steht bereits in den Startlöchern: Urban Air Mobility. Die emissionsarmen, elektrisch betriebenen, als “Flugtaxis” bekannten Jets sind nicht nur umweltfreundlich, sondern sie werden auch die Wohn- und Verkehrssituation in Großstädten entlasten und bieten somit zusätzliche Anreize. Unser Portfolio-Unternehmen Lilium aus München ist in diesem neu entstehenden Markt nach unserem Kenntnisstand technologisch führend. Schon bald werden wir in der Lage sein, für Strecken von bis zu 300 km den Lilium Jet zu nutzen und es wird uns nicht mehr kosten als eine Taxifahrt. Möglich wird dies allein durch technologische Innovationen.

Um die Energiewende zu realisieren, braucht es ebenfalls technologische Innovationen. Der Umstieg auf erneuerbare Energien muss sowohl für Anbieter als auch für Verbraucher ökonomisch sinnvoll sein. Wir haben mit Kraftblock in den ersten ökologisch und ökonomisch sinnvollen Energiespeicher investiert, der zu einem zentralen Baustein der Energiewende werden könnte, indem er die volatile Energieproduktion durch Wind und Sonne vom Energieverbrauch abkoppelt, so das Netz entlastet und damit den breiteren Einsatz erneuerbarer Energien erst ermöglicht.

Es sind diese 10x-Sprünge, die wir mit unserem Kapital und unserer Expertise fördern wollen, um endlich wieder einen europäischen Tech-Champion mit aufzubauen. Das ist unser großes 10-Jahres-Ziel und ja, es ist sehr ambitioniert aber wir glauben an das enorme Potenzial der Technologien, auf die wir uns konzentrieren und an unseren Investitionsansatz.

Wie wir arbeiten

Wenn wir uns ein neues, potentielles Investment im Deep-Tech-Bereich anschauen, landet dieses zunächst auf Alex’ Schreibtisch. Er beherrscht die Regeln der Physik, Chemie und Elektrotechnik und kann sich sehr schnell und tief in komplexe, technische Gebiete einarbeiten. Er nimmt die Technologie hinter dem Produkt komplett auseinander und stellt sicher, dass z.B. das Flugzeug, was uns gerade “gepitched” wird, tatsächlich fliegen kann. Wenn Alex an die Technologie glaubt, prüfen Marcel und Niklas das Marktpotenzial und Marc steigt tief in die Legal- und Finanzthemen ein. Ich prüfe, ob sich das Projekt operativ umsetzen lässt und versuche ein Gefühl dafür zu bekommen, ob das Gründerteam zu uns passt und wir vernünftig zusammenarbeiten können. Am Ende setzen wir uns mit allen zusammen an einen Tisch und diskutieren, bis wir gemeinsam eine Entscheidung treffen. Nur, wenn alle Partner von dem Unternehmen überzeugt sind, unterbreiten wir ein Angebot, einzusteigen.

Dann folgt eine sehr intensive Zeit, in der wir im täglichen Austausch mit den Gründern stehen, die weitere Strategie entwickeln, Meilensteine festlegen, das Team aufbauen, unser Netzwerk aktivieren, die nächsten Finanzierungsrunden planen und den Gründern rund um die Uhr mit Rat und Tat zur Seite stehen. Diese Anfangsphase ist natürlich von Unternehmen zu Unternehmen unterschiedlich und auch stark abhängig davon, in welchem Stadium sich das Unternehmen befindet. Insgesamt sind wir jedoch sehr tief ins Geschehen unserer Portfolio-Firmen involviert und unsere Gründer wissen, dass sie uns zu jeder Tages- und Nachtzeit kontaktieren können, wenn sie unsere Unterstützung brauchen.

Als Seed-Investor sind wir darauf spezialisiert, Unternehmen in sehr frühen Phasen zu entdecken und auf eine Series A Finanzierung vorzubereiten. Denn bevor bei einer ersten größeren Finanzierungsrunde über 10 Millionen Euro frisches Kapital zusammen kommen, so wie es bei Lilium der Fall war, muss eine Menge Vorarbeit geleistet werden. Wir sehen unsere Kernkompetenz darin, herausragende Gründer mit verrückten, teilweise größenwahnsinnigen Ideen an einen Punkt zu bringen, an dem andere VC-Fonds das Potenzial erkennen und bereit sind, größere Checks zu schreiben.

Wieso haben gerade wir das Potenzial dazu, einen Tech-Champion mit aufzubauen?

Was macht uns zu dem deutschen VC-Investor, der von sich behaupten kann, dass er in den nächsten 10 Jahren einen Tech-Champion mit aufbauen wird? Wir sind ein kleines Team mit verhältnismäßig wenig Kapital. Aber wir investieren unser eigenes Geld, was es uns ermöglicht, unabhängig und frei zu entscheiden. Unser Anspruch ist es, nach der “First Principle” Theorie zu investieren, so wie wir es auch bei Lilium getan haben. Das bedeutet, dass wir unsere Chancen nicht danach berechnen, ob etwas schon mal gemacht wurde oder wie nah jemand bisher daran gekommen ist, sondern, ob es physikalisch möglich ist und wir an das Team glauben. Als Alex zu uns sagte, dass der Lilium-Jet fliegen kann und wir von den vier herausragenden Gründern begeistert waren, haben wir investiert - entgegen aller Bedenken, die uns von Bekannten und der gesamten VC-Szene zugerufen wurden. Alle haben uns für verrückt erklärt. Heute fragen alle, ob sie einsteigen können.

Wir haben das große Glück, finanziell unabhängig zu sein und können so mit höherem Risiko und mehr Geduld investieren. Und wir tun dies aus Passion: Gewinn interessiert uns nur, um noch mehr Geld in “verrückte” Gründer zu investieren. Das ist in meinen Augen ein entscheidender Vorteil und der Grund, warum ich so zuversichtlich bin, dass wir unseren 10-Jahres-Plan erreichen werden. “Der Weg ist das Ziel” und die ersten Schritte waren die schönsten meines Lebens:

Los geht’s!

Kommentare

Frank Thelen schreibt über Startups, Tech, Innovation, Venture Capital

Ich baue seit knapp 30 Jahren Technologie- und Design-getriebene Unternehmen auf. Mit Freigeist Capital investiere ich in frühphasige Deeptech-Unternehmen wie Lilium Aviation. Seit 2021 bin ich CEO von 10xDNA Capital Partners. 10xDNA bietet Investoren Fonds mit Technologie-konzentrierten Portfolios

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