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Führt Corona zur nächsten Bankenkrise

Die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise für Wirtschaft und Unternehmen sind derzeit noch nicht absehbar. Klar ist, die Wertberichtigungen und damit der Druck auf die Banken werden steigen.

Eine aktuelle Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zeigt, dass vor allem Großbanken die Folgen der Corona-Krise aufgrund ihrer Rolle als Staatsfinanziers zu spüren bekommen könnten. Aufgrund der steigenden Staatsverschuldung könne die Bonität der Länder sinken, was wiederum zu sinkenden Kursen der Anleihen führen würde.

Grundsätzlich sind demzufolge drei Transmissionskanäle des Corona-Schocks auf die Banken beschreib- und unterscheidbar:

  • Rating-Downgrade für europäische Staaten,

  • Strukturelle Effekte

  • Insolvenzen in Corona-betroffenen Branchen

Andere Ausgangslage als zur globalen Finanzkrise

Ein bedeutender Unterschied zur globalen Finanzmarktkrise sei, dass die Bankbilanzen aktuell nicht vernetzt seien. Damals hielten die Banken ähnliche Wertpapiere in ihren Bilanzen, so dass der Wertverlust eines Wertpapieres auch zu Wertverlusten bei ähnlichen Wertpapieren führte.

Da diese Assets zum Marktwert bilanziert werden mussten, übertrugen sich die Wertverluste auf das gesamte Bankensystem. Bei den aktuell befürchteten Insolvenzen sei dies nicht der Fall. Die Verluste aus einer Insolvenz bei einem Unternehmen trügen nur die Kreditgeber des betroffenen Unternehmens. Im Vergleich zur Globalen Finanzkrise wirke die aktuelle Krise dadurch mit einer viel geringeren Geschwindigkeit auf das Bankensystem und sei somit besser einschätzbar.

Mehr zum Thema finden Sie hier: Corona-Pandemie birgt Gefahr einer Bankenkrise

Öffentliche und private Verschuldung bald auf Rekordniveau?

Das Beratungsunternehmen Accenture hat für eine andere Studie die Folgen untersucht und ausgerechnet, dass die europäischen Banken im laufenden Jahr bis zu 415 Milliarden Euro für die Deckung pandemiebedingter Kreditverluste aufbringen müssen. Zur Bewältigung dieser Aufgabe seien bislang 2,4 Prozent der bestehenden Kredite zur Deckung zurückgelegt worden. Dies sei fast doppelt so viel, wie die Institute während der globalen Finanzkrise 2008 abgeschrieben hätten.

In einer zunehmend fremdfinanzierten Wirtschaft stünden die Banken vor der Aufgabe, ihre Kreditbestände zu managen und zeitgleich Entscheidungen über neue Kreditvergaben zu treffen. Weiterhin stellten die Studienautoren fest, dass dadurch ein weltweites Rekordniveau der öffentlichen und privaten Verschuldung erreicht werden könnte.

Analysten prognostizierten, dass diese bis Ende 2020 bis zu 200 Billionen US-Dollar betragen könnte. Bei Erreichen dieses Werts wäre die Rückzahlungsfähigkeit von Unternehmen und Privathaushalten ernsthaft gefährdet.

Zahlreiche Banken seien zu Beginn der Pandemie finanziell so gut aufgestellt gewesen, dass auch erhebliche Kreditverluste aufgefangen werden konnten. Nach Analyse der Studienautoren hielten die weltweit größten Banken Kapitalreserven, die deutlich über den Anforderungen der Aufsichtsbehörden lägen.

4 Empfehlungen für das Kreditmanagement

Die Studie enthält vier Empfehlungen, wie Banken ihre Kompetenzen im Kreditmanagement stärken und ihr Geschäft auf die ausstehenden Herausforderungen vorbereiten können:

  1. Zusammenarbeit mit Aufsichtsbehörden, um unbeabsichtigte Folgen, wie das Ausdünnen neuer Kredite, zu vermeiden bzw. zu minimieren.

  2. Einführung klarer Leitlinien und Transparenz in Bezug auf die Rückzahlung von Krediten.

  3. Gewährleistung einer fairen Behandlung der Kreditnehmer bei klaren Regeln zur Beurteilung der Kreditwürdigkeit der Kunden.

  4. Bilanzrisikomanagement bei gleichzeitiger Beratung von Unternehmen und Privathaushalten zur Bewältigung finanzieller Krisensituationen.

Mehr zum Thema finden Sie hier: Corona-Krise treibt Wertberichtigungen in die Höhe

Zu den Auswirkungen der Corona-Krise auf Banken und Sparkassen finden Sie hier weitere Informationen.

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Dr. Hansjörg Leichsenring schreibt über Finanzdienstleistung, Banken und Sparkassen

Seit über 30 Jahren befasse ich mich beruflich mit Banken und Finanzdienstleistern und berichte als Herausgeber und Autor des Bank-Blogs regelmäßig über aktuelle und grundsätzliche Entwicklungen und Trends rund um Banken und Finanzdienstleister.

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