Dr. Alexandra Hildebrandt

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für Wirtschaft & Management, Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Internet & Technologie

Gestaltung statt Verwaltung: Wie Städte und Kommunen eine nachhaltige Entwicklung sicherstellen können

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Städte und Kommunen nehmen eine zentrale Rolle bei der Gestaltung sozialer, ökologischer, ökonomisch-digitaler und demografisch-kultureller Transformation ein. Nur, wenn sie hier gelingt, wird sie auch auf Landes-, Bundes- und Europaebene umgesetzt. Doch sie sind vor zahlreiche Herausforderungen gestellt. Dazu gehören:

  • Update des Bildungssystems
  • gerechte Daseinsvorsorge
  • Umbau des Energiemarktes
  • transparente Digitalisierung
  • Sicherung des Friedens
  • inklusive Gesellschaft
  • funktionierende Gesundheitsversorgung
  • Konsequente Klimaneutralität
  • neue Mobilitätskonzepte
  • Resilienz und Zukunftsfähigkeit
  • lebenswerte Städte und Kommunen
  • umfassender Umweltschutz.

Vor allem die öffentliche Verwaltung als Schnittstelle der politischen Führung und der Stadtgesellschaft spielt bei der gesellschaftlichen Wende eine wichtige Rolle. 

Hier hat sich teilweise allerdings eine hinderliche Überregulierung eingeschlichen, die sich in umständlichen bürokratischen Abläufen, Gewohnheiten und Anforderungen zeigt (Kommissionen und Ausschüsse, Funktionen und Zuständigkeiten dominieren oft Inhalte und Aufgaben). Um sich zu modernisieren, muss sie sich allerdings selbst transformieren und öffnen, um frischem Wind hineinzulassen. Dafür braucht es entsprechende Maßnahmen wie die „große Kokreation“ (Jascha Rohr), die Zivilgesellschaft, Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Wissenschaft nachhaltig miteinander verbindet. Dabei geht es um die „Gestaltungsmacht der Vielen“. Der Bundesverband für Wohnen und Stadtentwicklung e. V. publizierte kürzlich einen Beitrag von Raban Daniel Fuhrmann über die Idee einer „transformationsfitten“ Verwaltung.

Erforderliche Maßnahmen für eine umfassende Kultur- und Strukturveränderung der Verwaltungen

  • Bürgerbeteiligungsprojekte: Einbeziehung der Bürgerinnen und Bürger in den Transformationsprozess
  • Bewusstsein für die Risiken von Klimaschutzhandeln im Vergleich zu Nichthandeln
  • Entwicklung von Mechanismen, um die Effekte der eingeleiteten Veränderungen zu überwachen und ggf. Anpassungen vorzunehmen
  • Schaffung neuer Möglichkeiten der Mitgestaltung durch die Stadtgesellschaft
  • Optimierung bestehender Strukturen und Prozesse in Verwaltung und Politik
  • Schaffung organisatorischer Rahmenbedingungen (Entwicklung einer Satzung und die Implementierung neuer Kommunikationsstrukturen innerhalb der Verwaltung)
  • Verwaltungen sollten sich als selbsttransformierendes System verstehen, das die internen Prozesse sowie die Interaktion mit der Stadtgesellschaft neugestaltet (Ausbildung agiler Teamstrukturen)
  • Kontinuierliche Evaluation und Anpassung der Veränderungsprozesse
  • Ersetzung traditioneller Verwaltungslogiken durch neue, partizipative und kollaborative Ansätze, die die Verwaltung und ihre Beziehung zur Gesellschaft nachhaltig verändern
  • Optimierung bzw. Verstetigung der transsektoralen Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Verwaltungsebenen, Politik, Wirtschaft, Zivilgesellschaft.

Eine Organisationskultur lässt sich allerdings nicht von heute auf morgen verändern. Zugleich haben verwaltungen feste Strukturen, die der Dynamik naturgemäß entgegenstehen. Um sich einem immer schneller verändernden Umfeld anzupassen, braucht es eine nachhaltige Symbiose zwischen Ordnung und kreativer Zerstörung. Um mit den Entwicklungen Schritt zu halten, wäre eine integrale Sicht (Helikopterperspektive) vonnöten, weil nur dadurch Einzelergebnisse und Betrachtungen zugeordnet werden können, ohne das Ganze aus dem Blick zu verlieren.

Was es im Einzelnen braucht:

  • Bereitschaft, über parteipolitische Grenzen hinweg zu arbeiten
  • Übersetzung von Absichten in konkrete Handlungen
  • Nachhaltigkeitsbewusstsein (politische Entscheidungsprozesse sind oft von Parteipolitik und kurzfristigen Interessen)
  • transformative Prozesskompetenz
  • Transformationsfitness 
  • Fähigkeit zur Selbsttransformation.

Weiterführende Informationen:

  • Transformation wird vor Ort gestaltet 
  • SDG 11: Chancen und Herausforderungen für Städte und Kommunen 
  • Fuhrmann, Raban D. (2022): Wandel gestalten. Do It Yourself Arbeitsmaterialien zur selbständigen Projekt-, Organisations- und Demokratieentwicklung. 2. vollständig überarbeitete und ergänzte Auflage, im Auftrag des Umweltbundesamts, Berlin und Konstanz.
  • Fuhrmann, Raban D. (2021): Transformation gestalten durch Demokratieentwicklung, in: Faix, Tobias/Künkler, Tobias: Handbuch Transformation. Ein Schlüsselkonzept zum Verständnis des Wandels von Kirche und Gesellschaft. Neukirchener Verlag, Neukirchen.
  • Klimaneutralität in der Industrie. Aktuelle Entwicklungen – Praxisberichte – Handlungsempfehlungen. Hg. von Ulrike Böhm, Alexandra Hildebrandt, Stefanie Kästle. Springer Gabler Verlag, Heidelberg, Berlin 2023.
  • Rohr, Jascha (2023): Die große Kokreation: Eine Werkstatt für alle, die nicht mehr untergehen wollen. Murmann, Hamburg.

Wer schreibt hier?

Dr. Alexandra Hildebrandt
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Freie Publizistin und Autorin, Nachhaltigkeitsexpertin, Dr. Alexandra Hildebrandt

für Wirtschaft & Management, Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Internet & Technologie

Als Publizistin, Herausgeberin, Bloggerin und Nachhaltigkeitsexpertin widme ich mich den Kernthemen Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Beim Verlag SpringerGabler habe ich die CSR-Bände zu Digitalisierung, Energiewirtschaft und Sportmanagement herausgegeben sowie "Klimawandel in der Wirtschaft".
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