Häufig unterschätzt: Die Bedeutung der Handwerker bei der Erstellung gesünderer Gebäude
Handwerkliche Fähigkeiten sind heute genauso wichtig und wertvoll wie digitale Kompetenzen. Leider werden sie vielfach unterschätzt. Das gilt auch für ihre Rolle bei der Erstellung gesünderer Gebäude. Wird sie nicht gestärkt, werden wir die Probleme der Zukunft nicht lösen und auch neue technologische Möglichkeiten nicht nachhaltig nutzen können. Leider entscheiden sich viele junge Menschen nicht für einen handwerklichen Beruf: Tausende Lehrstellen sind unbesetzt, weil die meisten seit Jahren an die Hochschulen drängen. Der „Akademisierungswahn“ führt dazu, dass viele studieren, um dann festzustellen, dass dies doch nicht das Passende für sie ist. Die Gründe sind in der Regel mangelnde Leistung und der Wunsch nach einer praktischen Tätigkeit. Deshalb ist es umso wichtiger, dass schon in den Schulen besser über die Möglichkeiten informiert wird, die diese Berufswahl für sie bringt.
Auch Interessensvertreter der Handwerker müssen das Image ihrer Branche verbessern. So vermittelt der Unternehmer Matthias Krieger interessierten Jugendlichen, was an einem Beruf wie dem Maurer modern, gut und nachhaltig ist. Seine Unternehmensgruppe Krieger + Schramm mit Niederlassungen in Dingelstädt/Eichsfeld, Lohfelden/Kassel, Frankfurt/Main, Berlin und München entwickelt, plant und baut wohngesunde Wohnungsbauprojekte zwischen 10 und 150 Wohneinheiten. Fliesenleger führen hier beispielsweise Service- und Wartungsarbeiten durch, bearbeiten Gewährleistungsthemen, sind an laufenden Wohnbauprojekten beteiligt und werden universell in verschiedenen Gewerken eingesetzt.
Maurer sind keine Dummköpfe, „denn die kann man auf den Baustellen nicht brauchen“, so Krieger. Leider hält sich das Klischee des etwas tumben Handwerkers auf der Baustelle zuweilen noch immer hartnäckig. Dabei ist der Beruf des Maurers heute so viel mehr als Steine aufeinander zu schichten. Denn dieser Beruf hat sich gewandelt und ist mittlerweile hoch spezialisiert und vielfältig. Und in Zeiten des Fachkräftemangels sind die Berufsaussichten sehr gut. Um außerhalb des Tagesgeschäfts die Bindung zu seinen Handwerkern zu erhöhen, veranstaltet die Unternehmensgruppe pro Projekt ein gemeinschaftliches Zusammentreffen außerhalb der Baustelle. Alle anwesenden Handwerker werden mit zum Richtfest für deren Kunden eingeladen. Dadurch wird bei Kunden und Baupartnern das Gefühl verstärkt, dass es sich um ein Gemeinschaftsprojekt aller am Bau Beteiligten handelt.
Dieser Aspekt wird häufig vernachlässigt – einzig Peter Bachmann, Gründer und geschäftsführender Gesellschafter des Sentinel Haus Instituts, verweist in den Medien verstärkt darauf. Zudem werden Handwerker nach dem Konzept für wohngesundes Bauen des Sentinel Haus Institutes geschult (zertifizierte Fachhandwerker). Es bietet Kunden eine garantierte Innenraumluftqualität und ist anhand zahlreicher erfolgreich durchgeführter Praxisbeispiele als Standard belegt. Zu den Schulungsinhalten gehören beispielsweise:
Einfluss von Baustoffen auf die Qualität des Innenraumklimas
gesundheitliche Eigenschaften eines Gebäudes nach dem Sentinel Konzept
„richtiges“ Verhalten auf der Baustelle
Mängelvermeidung und Vorbeugung von Bauschäden
Chancen für Kommunikation, Marketing und Vertrieb
Reduzierung der Haftungsrisiken wegen zu hoher Schadstoffgehalte in Gebäuden
rechtssichere Kommunikation mit Kunden.
Peter Bachmann betont, dass Grundlagenforschung im Labor wichtig und richtig ist - und die Ergebnisse finden in seinem Institut auch Berücksichtigung. Zusätzlich geht es ihm aber auch um die konkrete Umsetzung in Planung, Kalkulation und die Arbeit auf der Baustelle, wo Handwerksmeister eine enorm wichtige Bedeutung haben. Denn sie sind die Ausführenden – und benötigen deshalb auch das entsprechende Grundlagenwissen zur Wohngesundheit in einer verständlichen Sprache, die das Thema greifbar macht. Mit reinem Architektur- und Ingenieurswissen würde dies kaum gelingen.
Gebäude spielen eine zentrale Rolle für unser Wohlbefinden. Täglich erkranken Menschen an ungesunden Gebäuden. Das belegt eine Vielzahl an Studien. Das Bewusstsein für eine gesündere Lebensweise steigt deshalb stetig an. Zudem verlangt die KfW künftig die strengen QNG-Kriterien (Qualitätssiegel Nachhaltiges Gebäude) als Basis für eine Förderung im Neubau (die Fachbegriffe heißen QNG Plus und QNG Premium). „Das sind eindrucksvoll strenge Kriterien für Gesundheit und Nachhaltigkeit auf Produktebene und Hausebene, die man nachweisen muss – sonst gibt es eben keine KfW-Förderung“, so Peter Bachmann. Solche messbaren Qualitätskriterien oder anerkannte Siegel, welche dem Planer, Investor und Handwerker eine Sicherheit geben, werden künftig unerlässlich sein.
Auch Unternehmen sollten für das Thema aufgeschlossen sein. Schon vor Jahren gehörte der Baudienstleister und Projektentwickler Krieger + Schramm zu jenen, die gewohnte Produkte und Prozesse in Frage stellten. Es wurde viel Zeit und Geld in die Verbesserung der schon vorhandenen guten Qualität und Prozesse investiert, mit dem Ziel, immer bessere und gesündere Häuser zu bauen. Noch heute ist das Unternehmen einerseits Partner und andererseits Experte für die praktische Umsetzung des Themas.
Das Handwerk im Zeitalter der Digitalisierung und Handvergessenheit
Wirtschaft und Gesellschaft in Balance: Warum Handwerksberufe mehr Gewicht brauchen
CSR und Digitalisierung. Der digitale Wandel als Chance und Herausforderung für Wirtschaft und Gesellschaft. Hg. von Alexandra Hildebrandt und Werner Landhäußer. SpringerGabler Verlag, 2. Auflage. Heidelberg Berlin 2021.
Gesünder Bauen und Wohnen – Ratgeber für Baufamilien und Renovierer. Hrsg. von Johannes Schwörer und Peter Bachmann. Fachschriften Verlag, Fellbach 2018.
Grundlagenbericht zur Nachhaltigkeit. Der Beginn unserer Reise. Hg. von Krieger + Schramm. Dingelstädt 2021.
Matthias Krieger: Praxiswissen Eigentumswohnung: Was Sie vor dem Kauf einer Neubauwohnung wissen sollten. BusinessVillage Verlag, Göttingen 2020.