Hilfe, mein Chef ist eine Mogelpackung!
Wo Chef draufsteht, muss noch lange kein Chef drin sein. Viele Angestellte sind heute führungslos unterwegs, denn sie haben Chefs, die keine sind. Diese 10 Pseudo-Chefs sind weit verbreitet – vielleicht ist Ihrer auch dabei? Unten erfahren Sie, wie Sie aus solchen Mogelpackungen wieder echte Chefs machen – vorausgesetzt, Sie wünschen sich einen richtigen Chef als Chef.
Pseudo-Chefs: Diese 10 Chef-Typen braucht kein Mitarbeiter
Das ist der Klassiker unter den Pseudo-Chefs. Sie werden hoch befördert zum Boss, haben aber eigentlich überhaupt keine Lust auf diesen Job. Mitarbeiter führen und ihr Team entwickeln sind für sie lästige Pflichten. Viel lieber möchten sie sich wie früher tief in ihre Themen stürzen und fachlich arbeiten. Beförderte Chefs sind besonders dort anzutreffen, wo berufliche Entwicklung Automatismus ist. Wer lange genug gute Arbeit leistet, wird irgendwann zum Chef ernannt. Und wer schlägt für die Karriere schon solch ein Angebot aus?
Das ist die tägliche Arbeitsdevise dieser Chefs. Oft gepaart mit dem Glauben, selbst der beste Experte seines Faches zu sein. Kontrolletti-Chefs müssen stets über alles informiert sein und legen besonderen Wert auf eine saubere Dokumentation. Entscheidungsspielräume bei Mitarbeitern werden auf ein Minimum reduziert, um sicher die Kontrolle zu behalten. Betreibt auch Ihr Chef kleinteiligstes Mikromanagement, dann haben Sie es womöglich mit exakt diesem Kontrolletti-Chef zu tun.
Diese Chefs müssen ständig im Scheinwerferlicht stehen und lieben den lauten Applaus. Rampensau-Chefs, die vor allem sich selbst am nächsten sind. Je häufiger sie die Gelegenheit bekommen, sich im besten Schein zu präsentieren, umso besser. Sie nehmen die grandiosen Ideen ihrer Mitarbeiter auf und verkaufen sie als die Eigenen. Sie sonnen sich im Schatten ihres Teams. Sie umgeben sich lieber mit einflussreichen Menschen als mit ihren Mitarbeitern, schließlich sind sie ständig auf dem Sprung nach oben zum nächsten Job - für noch mehr Ruhm, Macht und Status.
Für Mitarbeiter gibt es nichts Schlimmeres als Chefs, die aus Furcht vor Fehlern lieber keine Entscheidungen treffen als klar zu sagen, wo es lang geht. Probleme werden erst klein und anschließend schön geredet, bevor sie fein säuberlich unter den Teppich gekehrt werden. Hauptsache, niemand ihrer Chef-Kollegen oder gar das Management bekommt Wind davon, dass es überhaupt Probleme gibt. Angsthasen-Chefs sind große Meister darin, Entscheidungen in ihr Team zurück zu delegieren. Keine Verantwortung zu übernehmen ist ihre treue Versicherung im Beruf.
Dies sind Chefs, die gut gebettet auf ihren Pöstchen sitzen und dort friedlich in Ruhe gelassen werden. Neues geht an ihnen vorbei, schließlich ist bekannt, dass ihre besten Zeiten der Vergangenheit angehören. Sie zählen die Jahre bis zum Tag ihrer Befreiung aus dem Job. Jetzt sind auch mal die Jungen dran und müssen sich beweisen, also bloß nicht einmischen, auffallen oder zu laut „Hier!“ rufen, wenn es um Aufgaben und Veränderung geht. Aushalten zum Durchhalten ist ihr Ziel.
Dieser Typ Chef treibt seine Mitarbeiter in den Wahnsinn. Gestern war es noch A, heute gilt B. Gestern war Schnelligkeit wichtig, heute Genauigkeit. Wie das Fähnchen im Wind ändern Larifari-Chefs ihre Sichtweisen und Meinungen, leiden an chronischem Gedächtnisverlust und machen sich ihre Welt, widde widde wie sie ihnen gefällt. Viele von ihnen sprudeln ständig voller neuer Ideen und schütten diese ungefiltert in ihre eh schon völlig orietierungslos überlasteten Teams.
Ein Alptraum für jedes Team, das sich einen starken Chef wünscht. Doch statt sich für Team-Themen auch nach oben stark zu machen und den eigenen Mitarbeitern den Rücken zu stärken, hängen diese Jammer-Chefs lieber nörgelnd bei ihren Schäfchen ab, verschwören sich gegen die bösen, dummen anderen Chefs und ihre Teams und schmieden Pläne, wie sie es zusammen schaffen, nicht gemeinsam unterzugehen.
Dieser Typ Chef ist die wortwörtliche Mogelpackung. Es steht Chef drauf, doch innen drin ist nichts als heiße Luft. Sie entfalten ihre Wirkung, solange ihre Mitarbeiter den Schwindel nicht bemerken. Wer fest genug daran glaubt, er habe einen Chef, der hat auch einen. Doch fliegt der Zauber auf, etwa wenn es um die Übernahme von echter Verantwortung geht, dann zerplatzt die Seifenblase und übrig bleibt ein Team, das seinen Chef ohne Substanz nicht länger ernst nehmen kann.
Viele Mitarbeiter glauben, dass ihnen ihre permanent durch Abwesenheit glänzenden Chefs große Spielräume einräumen und sie einfach in Ruhe arbeiten können. Doch wenn sie ihn brauchen, ist er nicht nur freitags nie da. Chefs, die per SMS kurz vor dem nächsten Boarding die drängendsten To-Dos übermitteln, nur sonntags abends Zeit für einen kurzen Call haben, sich wichtig auf Konferenzen rumtreiben und die Abwesenheitsnotiz zur Standardeinstellung geworden ist. Hauptsache, das Team hat alles und sich selbst im Griff.
Je mehr Chefs über neue Formen der Führung in der Arbeitswelt von Morgen lesen, umso stärker entwickeln sie ihre Kuschel-Qualitäten. Aus den alten Patriarchen und autoritär Mächtigen wird nun der beste Kumpel ihrer Mitarbeiter. Der Chef als Kollege, wertschätzend auf Augenhöhe, verständnisvoll und mitfühlend. Entschieden wird im Team nur noch demokratisch, Harmonie geht vor Konflikt. Samthandschuhe werden zum wichtigsten Equipment zeitgemäß kuscheliger Führung. Schließlich hat sich herumgesprochen, dass diese Generation Y sofort den Job wechselt, sobald es auch nur etwas ungemütlich wird.
Wieviel Pseudo-Chef darf's sein?
Es ist Ihre Entscheidung, ob Sie als Mitarbeiter oder ganzes Team daran arbeiten und somit auch Zeit investieren möchten, Ihrem Chef in Sachen Führung auf die Sprünge zu helfen. Schließlich werden Sie hierfür ja nicht bezahlt. Und vielleicht mögen Sie auch die eine oder andere Seite an Ihrem Nicht-Chef und wünschen sich sogar, dass es genau so bleibt.
Na klar, es ist sympathisch und verbindet, wenn der Chef mal mit dem Team gemeinsam jammert. Es ist entspannt zu wissen, dass der Chef auf Reisen ist und nicht in der nächsten Sekunde mit neuen Ideen um die Ecke kommen kann. Es ist beruhigend, darauf zu vertrauen, dass der Chef alle Ergebnisse kontrolliert, bevor sie die große Runde machen. Und für das Team kann es überaus vorteilhaft sein, ihren Promi-Chef in der ersten Reihe zu haben.
Sie sehen, jeder meiner 10 Pseudo-Chefs hat für seine Mitarbeiter und das Team auch etwas Gutes. Treten jedoch die beschriebenen Eigenschaften oder Verhaltensweisen in den Vordergrund und prägen die Zusammenarbeit dauerhaft, dann werden Sie es höchst wahrscheinlich als persönliche Belastung, frustrierend und als Hürde empfinden, um motiviert und gesund gute Arbeit zu leisten.
Echter Chef statt Mogelpackung: So ist für Sie mehr Chef drin
Machen Sie sich bewusst, was konkret Sie sich als Mitarbeiter gerne mehr, weniger oder anders von ihrer Führungskraft wünschen. Vielleicht sind es regelmäßige Besprechungen unter vier Augen? Oder klarere Meinungen und Entscheidungen? Stärkeres Vertrauen und größere Entscheidungsspielräume? Mehr Anerkennung und Wertschätzung Ihrer Leistungen? Eine gerechtere Verteilung von Aufgaben oder ein Nein, wenn die Nachbarabteilung mal wieder Arbeit über den Zaun wirft? Oder was ist es genau, das Sie sich in Zukunft anders von Ihrem Chef oder Ihrer Chefin wünschen?
Schaffen Sie zunächst für sich oder innerhalb des Teams genau diese Klarheit über Ihre Erwartungshaltung, bevor Sie vorwurfsvoll ins Chef-Büro rennen und ihm ein "Chef, so geht es nicht weiter!" an den Kopf werfen. Je konkreter Sie benennen können, warum Ihnen dies so wichtig ist und wie es sich auf Ihre oder die Leistungen des gesamten Teams positiv auswirken wird, umso besser kann Ihr Chef Ihre Sichtweisen und Emotionen verstehen und umso leichter wird es ihm fallen, über sein bisheriges Verhalten nachzudenken und sich zu entscheiden, daran etwas zu verändern.
Führung ist keine Einbahnstraße. Chefs und Mitarbeiter sind zusammen verantwortlich, an guter Zusammenarbeit zu arbeiten.
Ja, aber ist es nicht viel zu gefährlich, den eigenen Chef zu kritisieren?, denken Sie womöglich in diesem Moment. Nunja, dann halten Sie am besten die nächsten Monate oder Jahre stillschweigend aus, bis Ihr Chef endlich gelernt hat, was gute Führung ausmacht oder Sie setzen darauf, dass er irgendwann selbst das Handtuch schmeißt und sich mit einem neuen Chef alles zum Guten wendet. Und vielleicht haben Sie ja auch das Glück, dass schon morgen Ihr neuer Traumjob inklusive Traumchef vom Himmel fällt und Sie Ihrem unfähigen Boss die Kündigung aussprechen können.
Es ist Ihre Entscheidung, denn Führung ist keine Einbahnstraße. Auch Sie haben die Möglichkeit, Gestalter einer guten Zusammenarbeit zu sein. Meine Erfahrung aus der Arbeit sowohl mit Mitarbeitern als auch mit Führungskräften ist, dass viele Chefs sehr dankbar sind, Feedback zu ihrem Führungsverhalten von Mitarbeitern zu erfahren. Denn auch Chefs werden nicht als perfekte Vorgesetzte geboren und wissen oftmals nicht, was genau ihren Mitarbeitern bei der Arbeit wichtig ist. Hier können und dürfen Sie Aufklärungsarbeit leisten. Wenn Sie Lust haben, dann füllen sie die alte Mogelpackung mit neuem Leben, damit auch für Sie in Zukunft wieder mehr Chef drin ist.
Was ist Ihre Meinung als Mitarbeiter? Ist Ihr Chef noch zu retten? - __Und falls Sie selbst Chef sind: Kennen Sie vielleicht selbst einen dieser 10 Chef-Typen und was macht für Sie gute Führung aus?