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© Geralt/Pixabay

„Ich melde mich bei Ihnen.“ Was erwarten wir von unserem Unternehmen? (Teil 1)

Wenn man heute nach den wichtigsten Begriffen sucht, wenn es um die Gewinnung von neuen Mitarbeiter:innen geht, dann stößt man auf Begriffe wie „War for Talents“, „Talent-Acquisition“, „Employer-Branding“, „Mitarbeiterbindung“, „New Work“ und andere.

Wir leben in einer herausfordernden Zeit, in der die Kandidat:innen Gespräche führen. Vor Kurzem habe ich einen Artikel gelesen mit dem Satz „Ich melde mich bei Ihnen“. Dies sagte ein Bewerber einem Unternehmen in einem Vorstellungsgespräch. Auf diesen Satz hatten jahrzehntelang die Unternehmen das Monopol. Wer hätte sich vor zehn, fünfzehn Jahren erlaubt, als Bewerber:in einen solchen Satz zu sagen. Das Aus wäre vorprogrammiert gewesen.

Die Zeiten haben sich geändert – und ganz ehrlich: Ich finde es gut. Jahrelang hätten wir Mut gebraucht, wo wir kleinlaut waren. Verkaufe Dich gut, zeige Dich von Deiner besten Seite und beantworte ja alle Fragen richtig, damit Du eine Chance auf den Job hast. Das Selbstbewusstsein ist zurückgekehrt oder gar wiedererwacht. Die Einstellung „Ich bin etwas wert. Mir und dem Unternehmen“. Ich bin wer und die Firmen können sich glücklich schätzen, mich zu bekommen. Ich leiste eine gute Arbeit, bin ein guter Typ und werde (wieder) geschätzt. So die heutige Ausrichtung. Unternehmen dürfen sich auch gern einmal bei mir bewerben und ich darf ganz offen über meine Wünsche und Forderungen sprechen. Wow, was für eine 180-Grad-Wende im Bewerbungsprozess.

Wir treten nicht nur in ein neues Zeitalter ein, wir sind bereits mittendrin. Unternehmen werden nun mit den Taktiken, Themen und Inhalten konfrontiert, die sie über viele Jahre selbst praktiziert haben. Ein Umdenken ist zwingend erforderlich, um auf diesem Arbeitsmarkt weiterhin zu bestehen und für Bewerber:Innen attraktiv zu sein. Ja, so ist es, die Firmen müssen sich nun für die Kandidat:innen "hübsch" und interessant machen. Und nicht umgekehrt.

Seit fast 20 Jahren begleite und unterstütze ich Menschen, die sich beruflich verändern wollen oder gar müssen. Ich habe viele von Ihnen gefragt, was sie sich von einem Unternehmen, in dem sie arbeiten, wünschen. Was muss ein Unternehmen tun, um eine gute Kraft zu halten. Was bedarf es, damit sich die Belegschaft wohlfühlt und lange im Unternehmen bleibt? Die Antworten, die ich erhielt und sicherlich noch erhalten werde, gebe ich Ihnen in meinem Dreiteiler bekannt. Hier die ersten Aussagen:

Anerkennung und Wertschätzung der Person und Leistung

Hier fällt mir der Satz eines schwäbischen Unternehmers ein, der einmal zu mir sagte: „Ned gschimpft isch globt gnua“ (Nicht geschimpft ist gelobt genug). So lustig das klingen mag, die Realität sieht anders aus. Ein lobendes Wort oder auch einmal Sätze wie: „Schön, dass Sie bei uns sind.“ schaden nicht, zeigen jedoch, wie wertvoll Ihnen Ihre Mitarbeiter:innen sind. Lassen Sie sich etwas einfallen. Die Möglichkeiten hier sind unerschöpflich. Und für Unternehmer und Vorgesetzte hat dies noch einen weiteren, sehr wichtigen Aspekt. Sie müssen sich mit Ihrer Belegschaft beschäftigen und sie kennenlernen. Gehen Sie in die Gespräche, Diskussionen, in den Austausch. Bieten Sie solche Kommunikationsmöglichkeiten offen an. Überzeugen Sie sich selbst von der Power, dem Engagement und dem Fleiß Ihrer Leute. So erfahren Sie, was Ihre Belegschaft wirklich denkt, fühlt und sich wünscht. Werden Sie nahbar, greifbar, erreichbar, sichtbar und ansprechbar. Na, wie wärs?

Übertragung von Verantwortung

Viele Mitarbeiter:innen wollen mehr Verantwortung übernehmen. Die meisten haben das Zeug dazu. Oftmals werden Signale von den Vorgesetzten überhört, teilweise ignoriert. Ein „Seien Sie froh, dass Sie bei uns arbeiten“ ist ein ganz klares no-go. Diese und ähnliche Denkweisen sind nicht nur veraltet, sie sind nicht mehr existent. Wer heute noch so denkt und handelt, kann sich schon einmal geistig von einem Großteil seiner Mannschaft verabschieden und gleich den Gedanken mit aufgeben, neue Kräfte zu gewinnen. Bitte, niemand erwartet, dass Sie die Firmenleitung übertragen, aber jede Reise beginnt mit dem ersten Schritt. Das bedeutet, eine kleine Verantwortung kann ein großes Zeichen für Respekt, Anerkennung und Belobigung sein. Probieren Sie es gern einmal aus.

Verbindlichkeit

Heute versprochen, morgen gebrochen. Oder noch besser morgen schon vergessen. Verbindlichkeit ist sicherlich eine der wichtigsten, ja sogar entscheidendsten Einstellungen, die man als Unternehmer haben kann, Verzeihung, haben sollte, nein haben muss. Wenn eine Arbeitskraft auf mich zukommt, mit einer Idee, einem Vorschlag etc. dann kostet das diese Person enorm viel Kraft und Mut. Wenn Sie diesem Menschen eine Zusicherung machen, dann ist es Ihre Pflicht, diese einzuhalten und umzusetzen. Viele verlieren durch „falsche Versprechen“ ihre Glaubwürdigkeit und Frust, Ärger und nicht selten Resignation machen sich breit. Das kann sich kein Unternehmen der Welt heutzutage mehr leisten. Sind Sie verbindlich?

Weitere Aussagen folgen, und ich rufe Sie, liebe Leser:innen auf, mir zu schreiben und mir Ihre Wünsche, Erwartungen und Forderungen mitzuteilen.

Was erwarten Sie von einem Unternehmen, in dem Sie gern arbeiten wollen?

Ich freue mich auf Ihre Beiträge und werde diese in den folgenden zwei Teilen zu diesem spannenden und aktuellen Thema aufnehmen. Teil 2 folgt nächsten Montag.

Lassen Sie uns etwas verändern, geben Sie meinen Artikeln weiterhin Ihre Stimme. Sprechen Sie Ihr Thema an, Ihre Punkte. Denn Sie sind das wichtigste Kapital im Unternehmen. Vielen Dank.

Ich wünsche Ihnen eine spannende Woche, mit ganz viel positiven Aspekten. Bitte bleiben Sie gesund.

Herzlichst Michael H. Hahl

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MICHAEL HANS HAHL schreibt über Generation 50+, Veränderungsprozesse, Perspektiven im Unternehmen, Markt-/Kommunikationsstrategie

Herzlich Willkommen, ich bin Michael Hans Hahl, Sparringspartner für Prozesse, Matching, Wege und generationsübergreifendes Arbeiten. Seit fast 20 Jahren berate, coache, trainiere und spreche ich über die Themen Karriere, Personal, Jobchancen. Die Generation 50+ liegt mir dabei besonders am Herzen.

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