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Stefanie Gierer & Cynthia Haala

Ist Influencermarketing die größte Veränderung der Branche seit dem Übergang von Offline zu Online?

Interview mit Stefanie Gierer (Junior Content Managerin) und Cynthia Haala (Werkstudentin Content Marketing bei der NEUMÜLLER Unternehmensgruppe).

Unserer Ansicht nach versteht die junge Generation die Funktion von Influencer-Marketing und erklärt sich bereit, die Werbung über diese Plattformen zu konsumieren. Dabei ist es wichtig, dass die User sich ernst genommen fühlen. Transparenz und Authentizität sind hier Schlüsselbegriffe. Jeder kennt es selbst: Wenn große Versprechen gemacht werden und nichts dahintersteht, ärgert man sich. Das spiegelt sich auch im Netz wider, und es entstehen Shitstorms. Wir sind guter Dinge, dass Influencer-Marketing mit den „Digital Natives“ und im digitalen Zeitalter weiterwächst und die Kritiker deshalb nicht dagegen ankommen werden.

Aus unternehmerischer Sicht ist ein Markenbotschafter, der auf positive Resonanz trifft, sehr interessant. Da der Influencer nach vertraglicher Abstimmung für seine Leistung entlohnt wird, besteht in dieser Geschäftsbeziehung kein unmoralisches Verhältnis. Jedoch ergibt sich das Influencer-Marketing nicht nur aus dieser einen Komponente, sondern aus einer Wechselwirkung zwischen Influencern, Unternehmen und Privatnutzern. Jeder ist die Zielgruppe des anderen. Der Markenbotschafter behandelt ein bestimmtes Thema auf seinem Account, wodurch er seine Follower generiert. Die Nutzer teilen die gleichen Interessen, Meinungen oder können sich mit dem Account identifizieren. Deshalb ist die Wahl des Influencers im Hinblick auf seinen Content für Unternehmen sehr wichtig. So kann die Firma sicherstellen, dass die eigene Zielgruppe in der Followerschaft vertreten ist. Dadurch ist die Wahrscheinlichkeit für den Erfolg des Unternehmens sehr hoch, denn die beworbenen Produkte und Dienstleistungen treffen auf die Bedürfnisse, die die Zielgruppe braucht, zu.

Insgesamt ergibt sich für alle Beteiligten ein Nutzen aus dem Influencer-Marketing. Da zusätzlich alle Werbebotschaften sichtbar als Werbung gekennzeichnet werden müssen, sprechen wir hier auch von Transparenz gegenüber den Nutzern. Letztendlich liegt die Frage nach der Moral vor allem im Inhalt der Posts.

Das Influencer-Marketing ist eine von vielen großen Veränderungen, die mit dem digitalen Zeitalter einhergehen. Es eröffnet Unternehmen ganz neue Möglichkeiten und Perspektiven, um das Produkt oder die Dienstleistung zu bewerben. Außerdem bietet die Social-Media-Welt eine Vielzahl an Tools, die Influencer befähigen, das Verhalten der Content-Konsumenten zu beeinflussen.

Hier spielen viele sehr viele Faktoren eine Rolle. Ein erfolgreicher Influencer schafft es, das Vertrauen seiner Follower zu gewinnen. Er baut sich selbst als individuelle Marke im Netz auf, indem er eigenen Content produziert, authentisch ist und regelmäßig oder sogar täglich präsent ist. Er interagiert mit seinen Fans und bereitet seine Inhalte qualitativ auf. Er muss im Allgemeinen alle Mechanismen der Social-Media-Welt beherrschen und offen für neue Trends sein.

Wichtig bei der Zusammenarbeit mit Influencern ist, dass Unternehmen die eigene Zielgruppe in der des Influencers finden. Deshalb muss man sich im Vorfeld genau mit dem Account und dem Thema der Seite befassen. Unsere Zielgruppe bezieht sich auf eine bestimmte Berufsgruppe. Da ist es wichtig, dass der Influencer Themen behandelt, die für diese Berufsgruppe relevant sind.

Bisher betreiben wir Influencer-Marketing im kleinen Stil. Wir lassen unsere Mitarbeitenden zu Wort kommen und bitten um ihre ehrliche Meinung – wenn möglich im Videoformat. Die Authentizität kommt vor allem im Video zum Ausdruck. Wir geben keine Aussagen vor und lassen auch gerne mal spontan in die Kamera sprechen.

Bisher haben wir nicht mit externen Influencern zusammengearbeitet, das ist aber in Planung. Wir möchten gerne über unsere Tochterfirma im medizinischen Bereich, der consil med gmbh, mit Influencern zusammenarbeiten und setzen hier auf Personen im Pflegebereich. An oberster Stelle steht für uns die Authentizität. Unsere Zielgruppe muss die Botschaft ernstnehmen können. Dafür ist es auch wichtig, dass der Influencer sich mit unserem Thema wohlfühlt und dieses gut rüberbringen kann.

Aktuell bedienen wir nur unsere eigenen Kanäle und drehen Videos mit unseren Mitarbeitern, die als interne Influencer agieren. Außerdem bespielen wir unsere Social-Media-Accounts mit Themen, die die Pflegekräfte besonders ansprechen wie beispielsweise Self-Care oder Work & Travel in der Pflege. Hierzu zählt aber auch der lustige Video-Content auf TikTok und Instagram, den die Pflegenden nachempfinden können, da er sich meistens um den Pflege-Alltag dreht.

Wir erwarten in erster Linie Erfolg. Es gibt viele Pflegekräfte, die sich für die Pflege stark machen. Das Netzwerk ist groß und von Vertrauen geprägt. Wir legen den Fokus vor allem auf Erfahrungen und Empfehlungen von Pflege-Influencern. Da wir bei consil med eine transparente und authentische Kultur pflegen, wünschen wir uns das gleiche bei der Zusammenarbeit mit einem Influencer. Gleichzeitig sollte der Inhalt unterhaltsam sein und relevante Themen aus der Pflege aufgreifen.

Auf Instagram sollten sowohl Beiträge für den Feed, als auch Videos für die immer beliebter werdenden Reels gepostet werden. Darunter können die User miteinander interagieren. Bilder, Grafiken und klassische Posts sind vor allem für die informative Aufbereitung der jeweiligen Themen geeignet. Die Posts sollten nicht zu überladen, nutzerfreundlich aufgebaut und ansprechend gestaltet sein. In den Videos können zum einen komplexe Themen einfach dargestellt werden. Zum anderen kann lustiger Content zur Unterhaltung erstellt werden.

Storys eignen sich gut dafür, um tagesaktuelle Einblicke den „Blick hinter die Kulissen“ zu gewähren. Man bekommt so einen authentischen Eindruck vom Unternehmen. Charmant ist hierbei die begrenzte Verfügbarkeit des Inhalts. Der User hat das Gefühl, dass er die Story nicht verpassen darf. Inhaltlich können eigene Posts angeteasert, Schnappschüsse aus dem Unternehmens-Alltag oder Mitarbeiterstimmen gepostet werden. Eine Story fordert die User häufig zur Interaktion auf.

Vielen Dank für das Gespräch.

Kommentare

Dr. Alexandra Hildebrandt schreibt über Wirtschaft & Management, Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Internet & Technologie

Als Publizistin, Herausgeberin, Bloggerin und Nachhaltigkeitsexpertin widme ich mich den Kernthemen Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Beim Verlag SpringerGabler habe ich die CSR-Bände zu Digitalisierung, Energiewirtschaft und Sportmanagement herausgegeben sowie "Klimawandel in der Wirtschaft".

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