Navigation überspringen
article cover
Überforderung ist kein guter Ratgeber - © Getty Images

Karriere-Tipp: Triff keine Entscheidung aufgrund temporärer Gefühle

„Herr Rechsteiner, ich muss den Job absagen – das kann ich aktuell nicht machen. Diese neue Situation verändert einfach alles.“ Langsam, was ist denn überhaupt passiert? So oder so ähnlich kannst du es dir vorstellen, wenn Menschen panisch oder im Schock ihren Traumjob vorschnell absagen.

Ich spreche hier nicht von sogenannten Luxusproblemen, z. B. vier Vertragsangebote zu haben und sich aufgrund von Feinheiten wie kleiner finanzieller Unterschiede nicht entscheiden zu können. Nein, in diesem Fall geht es um besondere, meist private Konstellationen, die oft zu völlig übereilten Entscheidungen und Entschlüssen führen. Doch in den allermeisten Fällen bereuen die Kandidaten diesen Schritt schon nach wenigen Wochen.

Es geht darum, dass Kandidaten ihren absoluten Traumjob zugesagt haben, der super Perspektiven und Entwicklungschancen bietet. Position, Firma, Weiterentwicklung, alles passt und nach einigen Gesprächsrunden sind sich alle Beteiligten einig, dass sie den Weg gemeinsam gehen möchten.

Doch dann passiert etwas Ungeplantes, wie es so oft im Leben ist. Es treten schwierige Momente ein, wie etwa:

a. Tod der (Schwieger-)Mutter,

b. Krankheit der Frau,

c. Unfall der Kinder etc.

Verständlicherweise gerät der Kandidat in eine emotionale Ausnahmesituation und wird von seinen Gefühlen bzw. von dieser Situation überrollt. In dieser oft überfordernden Lebenslage trifft er vorschnell bzw. im Affekt eine Entscheidung, die er später ziemlich sicher bereut. Er fühlt sich nicht in der Lage, genau jetzt die neue Aufgabe zu beginnen und springt raus!

Wie lässt sich das erklären?

Emotionale Taubheit oder auch temporär auftretende Gefühle: (1) (auch emotionale Erstarrung, emotionales Erstarrungssymptom oder Numbing) bezeichnet in der Psychologie einen emotionalen Erstarrungs- oder Taubheitszustand, charakterisiert durch

• eingeschränkte Affektivität,

• deutlich vermindertes Interesse an wichtigen Aktivitäten,

• distanzierte Teilnahmslosigkeit gegenüber der Umwelt und dem eigenen Leben,

• den Verlust positiver Zukunftserwartungen und Sinnperspektive für das eigene Leben.

Betroffene erleben dies als innere Leere, emotionale Abstumpfung, Interessen-, Lust- und Freudlosigkeit. Auch kann es zu einem Gefühl der Entfremdung gegenüber Mitmenschen, der Welt und dem eigenen Leben kommen.

Der Kandidat befindet sich also im Schock, und der Berg der vermeintlich anstehenden Probleme erscheint riesig in dieser Überforderung.

  1. Wende die „90-Sekunden-Regel“ an: Wenn wir in einer besonderen Situation sind – egal was es ist –, sollten wir uns erlauben, die aufkommenden Emotionen ganze 90 Sekunden lang zu beobachten. Einfach innehalten, fühlen, atmen und beobachten, ohne zu bewerten oder zu handeln. Es geht nur darum, wahrzunehmen, was aktuell vor sich geht.

  2. Wende danach die „12 Tage-Regel“ an: Egal wie groß das Problem ist, handle nicht aus deinen Emotionen heraus. Lass dich nicht von deinen Emotionen bestimmen, wenn diese durch eine Art Schock hervorgerufen sind.

  1. Kommuniziere klar und möglichst neutral, was passiert ist.

  2. Nimm dir zwölf Tage Zeit.

  3. Entscheide erst nach Ablauf dieser zwölf Tage, wie es weitergeht.

  4. Danach hast du wieder einen klaren Kopf und kannst aus freiem Willen entscheiden.

Macht das deiner Meinung nach Sinn, in unserem Beispiel einen Top Job nicht einfach vorschnell wegzuwerfen?

Kommentare

Frank Rechsteiner schreibt über Transformation, Recruiting, Mindsets

Frank Rechsteiner ist Inhaber der Hype Group, die auf Executive - Recruiting und Strategieberatung für IT-Unternehmen spezialisiert ist. Als Recruiting Experte, Blogger, YouTuber und Autor gebe ich regelmäßig Recruiting Impulse. Alle weiteren Infos finden Sie unter - https://frankrechsteiner.de/

Artikelsammlung ansehen