Klimaanpassungsmaßnahmen: Zur Bedeutung des Hitzeschutzes in der Stadtentwicklung
Städte und Kommunen sind besonders vom Klimawandel betroffen.
Vor allem dicht bebaute Stadtteile mit geringem Anteil an Grün- und Freiflächen und wenig Schatten heizen sich bei Hitze tagsüber stark auf und kühlen nachts kaum ab. Das beeinträchtigt auch die menschliche Gesundheit - vor allem Kleinkinder, ältere Menschen, Obdachlose und Außenbeschäftigte sind betroffen. Stadtentwicklung und Bauwesen müssen deshalb Gebäude, Wohnumfeld und Grünflächen nachhaltig anpassen. Auch die Speicherung von Wasser in der Stadt gewinnt zunehmend an Bedeutung, denn es geht darum, in Zeiten von Trockenheit das urbane Grün besser zu versorgen und den Kühleffekt zu nutzen. All das ist für Städte und Kommunen nicht nur planerisch, sondern auch finanziell eine herausfordernde Aufgabe. Dazu gehören:
- Klimafreundliche Hitzeschutzlösungen (z.B. außenliegender Sonnenschutz) für bestehende und neue Gebäude, Orte des sozialen Lebens wie Stadtplätze, Spielplätze, Schulhöfe sowie Bushaltestellen müssen verschattet werden, um ihre Nutzung bei Hitze zu ermöglichen
- Schaffung einer klimaaktiven grünen Infrastruktur für Verschattung und Verdunstungskühlung (z.B. kleine Grünflächen im Wohnumfeld, Innen- und Hinterhofbegrünung sowie mehr Grün an Gebäuden)
- Klimaangepasste Siedlungs- und Infrastrukturentwicklung
- Umbau von Marktplätzen und Innenstädten, so dass der Stadtraum auch in Hitzesommern genutzt werden kann.
Viele Kommunen reagieren bereits: Dazu gehören die Erweiterung von städtischem Grün, Baumpflanzaktionen, Entsiegelung von Flächen, Umsetzung einer wassersensiblen Stadtentwicklung und Verschattung. Immer mehr Bauherren setzen auf Dach- und Fassadengrün sowie hitzeangepasstes Bauen. Ihre Umsetzung muss von Bund, Ländern und Kommunen, Bürgerinnen und Bürgern sowie von Unternehmen und Interessenvertretern als Gemeinschaftsaufgabe verstanden werden. Dafür braucht es ein abgestimmtes Handeln. Im August 2023 traf sich deshalb Bundesbauministerin Klara Geywitz mit Vertreterinnen und Vertretern aus Kommunen zum Thema. Im Fokus standen Maßnahmen an den Gebäuden, im öffentlichen Raum, über mehr Grün, Schwammstädte und Entsiegelung. Das Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (BMWSB) arbeitete anschließend an einer Strategie zum Hitzeschutz in der Stadtentwicklung.
Nun hat Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) eine Hitzeschutzstrategie vorgelegt, um vor allem Städte vor drohenden Hitzestaus zu bewahren.
Zu den Vorschlägen gehören dem Bericht zufolge beispielsweise Sonnensegel für Spielplätze. Die Strategie umfasst aber auch Vorschläge für Änderungen am Baugesetzbuch, um Hitzeschutz und Wassermanagement zu fördern und Kommunen mehr Handlungsspielraum bei der Umsetzung zu geben. Das Bauministerium möchte künftig nur noch dann Geld für die Städtebauförderung freigeben, wenn diese den Klimaschutz mitdenken und nachweisen. So sollen beispielsweise Asphaltflächen entfernt werden, damit Wasser auf natürliche Weise in den Boden sickert. Dies füllt den Grundwasserspeicher auf und vermeidet Überflutungen. Für das Handlungsfeld Stadtentwicklung wird im Kontext der Fortschreibung der Deutschen Anpassungsstrategie an den Klimawandel 2.0 diskutiert, wie Ziele, Indikatoren und Maßnahmen für die Leistungen des städtischen Grüns zur Hitzevorsorge und die Umsetzung einer wassersensiblen Stadtentwicklung konkretisiert werden können. Das gilt auch für das Handlungsfeld Raumplanung durch die Entwicklung eines Monitoringsystems zur Klimaanpassung in der Regionalplanung. Für das Handlungsfeld Gebäude werden im Cluster Infrastruktur Ziele und Maßnahmen zum Schutz von Bewohnerinnen und Bewohnern entwickelt. Vorbeugende Klimaanpassungsmaßnahmen von Welterbestätten (Kultur und Naturerbe) werden im Cluster der übergeordneten Ziele thematisiert.
Das BMWSB unterstützt auch mit seinen verschiedenen Förderprogrammen eine bessere Lebensqualität in den Kommunen.
Die Neubauförderung mit dem „Qualitätssiegel Nachhaltiges Gebäude“ (QNG) fördert ebenfalls bauliche Hitzeschutzmaßnahmen. Voraussetzung für die Vergabe ist ein Nachweis der Erfüllung allgemeiner und besonderer Anforderungen an die ökologische, soziokulturelle und ökonomische Qualität von Gebäuden. Das Qualitätssiegel wird nach einer Zertifizierung im Auftrag des Bundesbauministeriums durch unabhängige Stellen vergeben. Seit März 2023 werden die Siegelvarianten sowie die Gewährleistungsmarkensatzungen als auch die Siegeldokumente (Handbuch QNG mit Anlagen und weiteren referenzierten Dokumenten) zum Herunterladen über "Service" auf www.qng.info zur Verfügung gestellt.
Weiterführende Informationen:
- Kommunale Klimaanpassung in Deutschland: Worauf es jetzt ankommt
- Blau-grüne Infrastrukturen: Strategische Planungsansätze zur Klimawandel-Anpassung
- Die Bedeutung von Gärten und Parkanlagen für eine klimaresiliente Entwicklung
- Unternehmen, Städte und Kommunen: Die wichtigsten Maßnahmen bei der Klimawandelanpassung
- Nachhaltige Entwicklung in den Kommunen: Warum jetzt vor Ort investiert werden muss
- Gärtnern für den Klimaschutz
- Gesunde und nachhaltige Quartiersentwicklung als wichtiger Beitrag zu SDG 11
- Klimaneutralität in der Industrie. Aktuelle Entwicklungen – Praxisberichte – Handlungsempfehlungen. Hg. von Ulrike Böhm, Alexandra Hildebrandt, Stefanie Kästle. Springer Gabler Verlag, Heidelberg, Berlin 2023.
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