Klimawandel in der Pflege: Was getan werden muss, damit die Branche nicht ins Schwitzen kommt
Die Klimakrise führt unter anderem dazu, dass künftig Hitzeereignisse häufiger, länger und intensiver auftreten – auch in Deutschland. Doch nicht nur für pflegebedürftige Menschen ist die heiße Zeit beschwerlich und gesundheitlich kritisch, sondern auch für Pflegende selbst. Sie haben vor allem mit folgenden Auswirkungen zu kämpfen:
- Arbeitsverdichtung und Ansteigen des Pflegeaufwands
- Hitzebedingte Gesundheitsstörungen (Kopfschmerzen, Erschöpfung, Schwindel, Übelkeit, Herz-Kreislauf-Probleme)
- Konzentrationsschwierigkeiten
- Weniger Effizenz bei der Arbeit
- Hohe Fehleranfälligkeit
- Personalengpässe im Sommer (die Personaldecke bei hohen Temperaturen angesichts der hohen Belastung dünn)
- vermehrtes Auftreten von aggressivem Verhalten der Bewohnerinnen und Bewohner.
Die folgenden Maßnahmen für Pflegepersonal und die Pflegenden sollten immer zusammengedacht werden.
Technische, organisatorische und personenbezogene Maßnahmen:
- Bessere Steuerung der Arbeitsmenge des Pflegepersonals
- Flexiblere Arbeitszeitmodelle, die eine Schichtanpassung während der Hitzeperioden ermöglichen
- Klimawandel und seine Auswirkungen sollten inhaltlicher Bestandteil von Aus-, Fort- und Weiterbildung sein
- Sicherstellung der Verfügbarkeit von Bedarfsartikeln und Hilfsmitteln für die Pflege (Kühlpacks, Ventilatoren etc.)
- Möglichkeit luftiger, atmungsaktiver Bekleidung und leichter Sommerbettwäsche/-decken und -kissen
- Engmaschige Beobachtung hinsichtlich hitzebedingter Symptome vor allem gefährdeter pflegebedürftiger Personen
- Bestandsprüfung bzw. Bevorratung mit Trinkwasser, Wäsche etc.,
- Vorbereitung von Ernährungskonzepten für Hitzeereignisse (Speiseplan)
- Sicherstellung ausreichende Flüssigkeitsaufnahme unter Berücksichtigung relevanter Vorerkrankungen
- Hitzeaktions – bzw. Hitzeschutzpläne für stationäre und ambulante Pflegeeinrichtungen (enthalten Aussagen zur personenbezogenen Risikobewertung), seit Mai 2024 gibt es Bundesempfehlungen für betriebliche Hitzeschutzpläne
- Hitzeschulungen für Beschäftigte im Gesundheitswesen und in der Pflege im Rahmen ihrer jeweiligen Zuständigkeiten
- Benennung einer Hitzeschutzbeauftragten/eines Hitzeschutzbeauftragten, die/der die Maßnahmen durchführt bzw. initiiert, überwacht und evaluiert
- Regelmäßige Information über Hitzewellen beim Deutschen Wetterdienst (DWD) einholen, der auch regionale Warnungen herausgibt (er unterscheidet in zwei Risikowarnstufen zwischen einer starken Hitzebelastung ab einer gefühlten Temperatur von 32 °C ohne nächtliche Abkühlung und einer extremen Wärmebelastung ab einer gefühlten Temperatur von 38 °C, bei älteren Menschen ab 36 °C) oder Nutzen regionaler Hitzewarnsysteme
- Investitionen in Renovierung und Sanierung mit hitzepräventiven Baumaßnahmen
- Klimaschutz und Hitzeschutz müssen zusammengedacht werden
- Bestmögliche Kühlung der Innenräume (Abschaltung aller nicht notwendigen, wärmeabgebenden Geräte) + Möglichkeiten zur Kühlung des Körpers anbieten (z. B. Arm- und Fußbäder, kalte Wickel oder Auflagen, Ventilatoren)
- Prüfung der Lagerungsbedingungen für (hitzeempfindliche) Arzneimittel
- Lüften in den frühen Morgenstunden und Nutzung von Abschattungen (Vorhänge, Außenjalousien und Rollos)
- Beachtung der Medikation (Hitze kann die Wirkung von Medikamenten oder arzneimittelhaltigen Pflastern beeinflussen)
- Ausstattung mit genügend Personal sowie die Arbeitszeitgestaltung für die vorhandenen Kräfte
- Regelmäßige Überprüfung der Raumtemperatur und ggf. Luftfeuchtigkeit (Einleitung von Maßnahmen zur Senkung der Raumtemperatur und Lüftung in den Bewohnendenzimmern/Wohnbereichen/Aufenthaltsbereichen)
- Sensibilisierung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zum Thema
- Änderungen im Tagesablauf einplanen (z. B. Verlegung von Aktivitäten in die Morgenstunden)
- Konzeptionelle Planung von kühlen Zonen bzw. Erholungsbereichen („Kälte-Inseln“),
- Klärung der personellen Zuständigkeitfür alle Fragen und Abläufe in der Pflegeeinrichtung/dem Pflegedienst.
Weiterführende Informationen:
- Hitzeschutzplan des BMG (PDF)
- WIdO-Versorgungs-Report „Klima und Gesundheit“
- Klimaanpassungsmaßnahmen: Zur Bedeutung des Hitzeschutzes in der Stadtentwicklung
- Planetare Krisen: Chancen und Herausforderungen für das deutsche Gesundheitssystem
- Nachhaltiges Recruiting in der Gesundheits- und Krankenpflege. Interview mit Werner Neumüller
- Gesunde Grenzen: Wie gelingt es Pflegekräften, eigenverantwortlich mit sich selbst umzugehen?
- Endlich Grenzen setzen als Pflegekraft
- Morgenroutine für Pflegekräfte: 12 Tipps für den perfekten Start in Tag
Wer schreibt hier?
Insider für Wirtschaft & Management, Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Internet & Technologie
Als Publizistin, Herausgeberin, Bloggerin und Nachhaltigkeitsexpertin widme ich mich den Kernthemen Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Beim Verlag SpringerGabler habe ich die CSR-Bände zu Digitalisierung, Energiewirtschaft und Sportmanagement herausgegeben sowie "Klimawandel in der Wirtschaft".
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