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König Ludwig II.: Seine Flügeladjutanten, Bodyguards und Geheimdienste

2021 erwarb der renommierte Ludwig-II.-Sammler Sepp Schleicher den Nachlass eines Flügeladjutanten von König Ludwig II. von Bayern. Es handelte sich um Briefe von Major Karl Theodor von Sauer, die dieser seiner Frau Clara schrieb und darin interessante Informationen aus seiner Tätigkeit als Flügeladjutant bei Ludwig II. berichtet. Die Briefe waren bis dato unbekannt und unerforscht – und sind deshalb eine Sensation. Erstmals stellen der bekannte Ludwig-II.-Biograf Alfons Schweiggert und der Ludwig-II.-Experte Sepp Schleicher in diesem Buch nicht nur den Flügeladjutanten Karl Theodor von Sauer vor, sondern alle sieben Flügeladjutanten, die den Monarchen in seinem kurzen Leben begleiteten. Auch Ludwigs II. Geheimdienstpläne werden vorgestellt.

So glaubt man allgemein. Aber immer wieder lässt sich Unbekanntes aus dem Leben dieses faszinierenden Königs entdecken. Und so eine unbekannte Seite von König Ludwig II. schildern Sie in einem neuen Buch, das im Frühjahr 2025 im Verlag Battenberg-Gietl erscheint. Ja, in dem Buch „König Ludwig II. Flügeladjutanten, Bodyguards, Geheimdienste“, das ich gemeinsam mit dem Ludwig II.-Sammler Sepp Schleicher verfasst habe, werden erstmals die ständigen Begleiter König Ludwigs II. vorgestellt.

Zum einen waren das in den Schlössern und bei seinen Ausflügen zu den Berghütten vor allem Lakaien und Kammerdiener. Kontakte hatte er auch zu seinen Kabinett- und Hofsekretären, die allerdings nur von Zeit zu Zeit zu Vorträgen von ihm empfangen wurden. Im Grunde waren es aber nur ganz wenige Personen, die sich in der Nähe Ludwigs aufhielten, da er am liebsten ungestört sein wollte.

Das waren vor allem seine Flügeladjutanten, denen der König nicht nur täglich von früh bis spät Aufträge erteilen konnte, sondern die ihn angeblich bei Gefahr auch schützen sollten. Sie wichen dem König nicht von der Seite und waren seine persönlichen Assistenten. Als engste Vertrauenspersonen waren sie für sein persönliches Wohl verantwortlich und zu absoluter Verschwiegenheit verpflichtet.

2021 entdeckte der renommierte Ludwig-II.-Sammler Sepp Schleicher den Nachlass eines ehemaligen Flügeladjutanten Ludwigs II. und konnte ihn erwerben. Es handelte sich um 185 Briefe von Major Karl Theodor von Sauer, die dieser in den Jahren 1863 bis 1872 an seine Frau Clara schrieb und darin von seiner Tätigkeit als Flügeladjutant berichtete. Die Briefe enthalten alltägliche und intime Eindrücke über seinen Herrn Ludwig II. Sie waren bisher unbekannt und unerforscht. In zweijähriger Arbeit entzifferte Schleicher die Briefe, in denen man dem Alltagsleben des Königs so nahe kommt wie sonst selten.

Die einmaligen Zeitdokumente befassen sich mit der Kronprinzenzeit Ludwigs II., seiner erzwungenen Teilnahme an den Jagden in Berchtesgaden, sie berichten über seine allzu frühe Thronbesteigung, über dessen enthusiastische Freundschaft mit Wagner und seine gescheiterte Verlobung mit Herzogin Sophie. Sie handeln aber auch von seinen vielen Hoffnungen und Enttäuschungen, vermitteln interessante Eindrücke der beiden Kriegen 1866 und 1870/1871, erzählen von des Königs beginnender Bauleidenschaft, über dessen Freundschaften mit Paul von Thurn und Taxis und später zu Richard Hornig. In diesen Briefen entfalten sich die Gedanken und Aktivitäten eines Flügeladjutanten und zeigen, wie eng Ludwig II. mit diesen Personen verbunden war.

Insgesamt sieben Flügeladjutanten begleiteten den Monarchen in seinem kurzen Leben als dessen persönliche Begleiter und Assistenten, die bislang großenteils unberücksichtig geblieben sind. Mit ihrem Wirken befasst sich nun erstmals ein eigenes Buch.

Wie viele Politiker und Herrscher gerade in der Mitte des 19. Jahrhunderts sah sich auch Ludwig II. von Attentätern bedroht. Trotzdem standen ihm keine eigene Leibwächter oder Bodyguards zur Verfügung, die für diese Aufgaben ausgebildet und bereit waren, sein Leben zu schützen und im Ernstfall auch das ihre für ihn hinzugeben. Nein, Ludwig II. hatte keine eigenen Leibwächter, Bodyguards oder Personenschützer. Wohl deshalb gab es Bestrebungen des Königs, einen Geheimdienst einzurichten, ähnlich wie das heute der Fall ist, wo weltweit agierende Geheimdienste Informationen von außen-, sicherheits- und wehrpolitischer Bedeutung gewinnen und sich auch mit der Abwehr von sicherheitsgefährdenden oder geheimdienstlichen Tätigkeiten fremder Mächte befassen.

Zwischen 1869 und 1883 beabsichtigte Ludwig tatsächlich einen Geheimbund oder Geheimdienst einrichten zu lassen, dem er den Namen „Coalition“ gab. Es waren bereits einige Mitglieder berufen, darunter Stallmeister Hornig, der Stadtrichter Dr. Schmidt, Oberleutnant Johann Krahl, Generalleutnant Wilhelm Krane und Oberleutnant Wilhelm Reisenegger. Als Vorbild diente dem König eine russische Geheimorganisation, die den Schutz des Zaren zu gewährleisten hatte.

Da gab es zum einen Ludwigs zunehmende Furcht vor der Sozialdemokratie. Kutschfahrten in den Englischen Garten in München unternahm er deshalb nur unter Polizeischutz. Doch auch die Gendarmen waren keine ausgebildeten Bodyguards. Der König befürchtete auch eventuelle Verschwörungen und seine drohende Entmachtung. Mit den Jahren wuchs seine Angst vor möglichen Attentaten. Als Warnung dienten ihm geglückte Anschläge etwa auf Zar Alexander bzw. Attentatsversuche auf Kaiser Franz Joseph, Bismarck und Kaiser Wilhelm I. Deshalb wollte Ludwig sein Königreich Bayern von einem Netzwerk dieser „Coalition“ überziehen lassen.

Die „Coalition“ sollte den Schutz des Königs gewährleisten und die durch die Stärkung Preußens hervorgerufene Rangminderung des bayerischen Königs und Bayerns verhindern. Sie sollte die Idee des absolutistischen Königtums vor zunehmendem Verfall bewahren und in der Bevölkerung neu verfestigen. Deshalb wollte der König die Presse überwachen lassen und die Verbreitung von Gerüchten unterbinden, die gegen ihn gerichtet waren. Stattdessen sollte die Presse beeinflusst werden, vermehrt königstreue Artikel zu veröffentlichen. Der Einfluss der von Preußen bezahlten Redakteure und Korrespondenten sollte reduziert und dem König feindlich gesinnte Personen und Vereine aus dem Verkehr gezogen werden.

Der „Coalition“ gelang es in immerhin 14 Jahren nie, sich richtig zu entfalten. Außer Informationen an den König über die öffentliche Meinung und die Zuleitung sparsamer Tätigkeitsberichte an ihn blieb sie relativ erfolglos, so dass es bereits 1875 zu einem ersten Erliegen des Geheimbundes kam und 1883 zu einem vollständigen Erlöschen. Ludwigs II. Versuch, eine „geheime Privatpolizei“ zu installieren, wurde übrigens als wahnwitziges Vorhaben und damit als untrügliches Symptom seiner geistigen Erkrankung gewertet.

Ja, Ludwigs II. Tod wäre bei einem ausreichenden Personenschutz sicher zu verhindern gewesen. Aber nicht nur das vom König in einer „Gegenproklamation“ aufgerufene bayerische Volk verweigerte die Hilfe, sondern ebenso Ludwigs Lieblingsvetter Prinz Ludwig Ferdinand, dem der König einen Hilferuf sandte. Auch die herbeigerufene Feuerwehr und Gendarmerie versagten in Neuschwanstein, und das angeblich aufständische Volk zog sich kleinlaut zurück. Selbst Ludwigs letztem Flügeladjutanten Graf Dürckheim-Montmartin gelang es nicht, den König vor seinem Ende zu bewahren. Und glänzte nicht auch die Gendarmerie-Patrouille im Schlosspark Berg durch Untätigkeit? Ebenso unterblieb aus rätselhaften Gründen die Pfleger-Begleitung beim letzten Spaziergang. An die 33 Personen sollen an einem Fluchtvorhaben mitgewirkt haben, aber ebenfalls ohne Erfolg. Das Thema „Ludwig II. und seine Flügeladjutanten, Bodyguards, Geheimdienste“ verdient jedenfalls erheblich mehr Aufmerksamkeit als dies bisher geschehen ist. Und das erfolgt in dem Buch „König Ludwig II. Seine Flügeladjutanten, Bodyguards, Geheimdienste“.

Auf YouTube erzählt Sepp Schleicher mehr darüber.

  • Alfons Schweiggert und Sepp Schleicher: König Ludwig II. Flügeladjutanten, Bodyguards, Geheimdienste. Der phantastische Briefschatz des Carl Theodor von Sauer. Regenstauf 2025.

  • Die große König-Ludwig-II.-Glocke auf der Maxhöhe in Berg am Starnberger See. Berg 2001

  • Edgar Allan Poe und König Ludwig II. Anatomie einer Geistes-freundschaft. St. Ottilien 2008

  • König Ludwig II. – Deine Treuen. Bayerns König Ludwig II. –Vereine und –Verehrer. St. Ottilien 2011

  • Schweiggert, Alfons/Adami, Erich: Ludwig II. Die letzten Tage des Königs von Bayern. München 2014

  • Der Mann, der mit Ludwig II. starb. Dr. Bernhard von Gudden, der Gutachter des bayerischen Königs. Husum 2014 Bayerns unglücklichster König. Otto I. der Bruder Ludwigs II. München 2016

  • Ludwig II. und die Frauen. München, 2016 Ludwig II. Ein König zwischen Gerücht und Wahrheit, München 2011

  • Ludwig II. und sein Paradies am Starnberger See. Schloss Berg –Possenhofen – Roseninsel, München 2017 Der Ludwig II.-Prozess. Die Schuldigen an der Königskatastrophe, München 2022

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Dr. Alexandra Hildebrandt schreibt über Wirtschaft & Management, Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Internet & Technologie

Als Publizistin, Herausgeberin, Bloggerin und Nachhaltigkeitsexpertin widme ich mich den Kernthemen Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Beim Verlag SpringerGabler habe ich die CSR-Bände zu Digitalisierung, Energiewirtschaft und Sportmanagement herausgegeben sowie "Klimawandel in der Wirtschaft".

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