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Nachhaltige „Quandt“ensprünge: Eine Unternehmerdynastie zwischen Tradition und Innovation

Die Quandts sind die mächtigsten Industriellen im Land. Ihre Geschichte ist die eines grandiosen Aufstiegs, aber auch eine von Unglücken und Schicksalsschlägen, die sie nahbar machen, weil sie nicht nur über den Glanz des Reichtums er“scheinen“, sondern wirklich „sind“ und aus ihrem Schatten heraustreten. „Geld bewertet nicht, wer oder was ich bin.“, sagte die Quandt-Erbin Susanne Klatten einmal. Inzwischen liegt die 3. Auflage des Buches „Die Quandts. Ihr Aufstieg, ihre Schuld, ihr Reichtum“ des Journalisten Rüdiger Jungbluth vor. In diesem Werk sind nicht nur sämtliche verfügbare Quellen zusammengetragen und ausgewertet (Familienmitglieder waren auch erstmals zu Interviews bereit), sondern alles ist vereint: die großen Linien der Wirtschafts- und Unternehmensgeschichte, aber auch viele persönliche Nebenstränge, denen es zu folgen lohnt. Die Quandts sind ein Stück von uns allen – und doch eine Welt für sich. Das Buch ist ein unentbehrlicher Wegweiser, sie neu zu entdecken. Die erste Auflage der Familienbiografie „Die Quandts“ erschien 2002. Bereits damals fragte Rüdiger Jungbluth, wie es zu diesem hochkonzentrierten Reichtum kam, wie er sich weiterentwickelt hat, welche Rolle die Vererbung spielt oder welchen Anteil am Erfolg die individuelle Leistung einzelner Familienmitglieder hatte. In der erweiterte Neuauflage widmet er sich aber auch der Frage, wie die Industriedynastie heute dazu beiträgt, dass die deutsche Wirtschaft lebendig bleibt, was sie antreibt – und vor allem, welche Rolle das Thema Nachhaltigkeit spielt.

„Ökologie wird zur Ökonomie des 21. Jahrhunderts“, bemerkt Susannen Klatten. Sie wurde 1962 in Bad Homburg vor der Höhe als Tochter des verstorbenen Industriellen Herbert Quandt und seiner dritten Ehefrau Johanna Quandt geboren. Im August 1960 heiratete Herbert Quandt seine sechzehn Jahre jüngere Sekretärin. Die selbstbewusste Frau war weltoffen, ging als junge Frau allein nach Amerika und sprach fließend Englisch. Es war die dritte Ehe des Industriellen. Aus der ersten gab es eine Tochter, aus der zweiten zwei Töchter und einen Sohn. Mit Johanna Quandt hatte er die Kinder Susanne und Stefan. Als ihr Vater mit 71 Jahren 1982 überraschend starb, erbte sie ein Milliardenvermögen. Susanne Quandt war 19. Ihr Bruder Stefan war 16. Laut Testamentsvollstreckung konnten sie vor ihrem 30. Lebensjahr nicht über ihr Vermögen verfügen. Nach ihrem Abitur studierte sie Betriebswirtschaftslehre an der Universität in Regensburg. Anschließend absolvierte sie ein MBA-Programm an der IMD Business School in Lausanne (Schweiz).

Nach ihrem Studium arbeitete sie zunächst in verschiedenen Bereichen des Unternehmens ihres Vaters. Später war sie als Geschäftsführerin in verschiedenen Familienunternehmen tätig. Heute hält Susanne Klatten rund 21 Prozent an BMW, ihr Bruder Stefan Quandt rund 26 Prozent. Damit gehören den Geschwistern knapp die Hälfte des deutschen Autoherstellers. Ihr Vermögen wird laut "Forbes" auf etwa 24 Milliarden Euro geschätzt. Seit 1997 ist Klatten Mitglied des Aufsichtsrats der BMW AG und seit 2013 dessen stellvertretende Vorsitzende. Sie ist außerdem Mitglied des Nominierungsausschusses, des Prüfungsausschusses und des Strategieausschusses. Zudem hält sie Anteile an der Altana AG, einem Spezialchemie-Unternehmen, das sie 2006 von ihrem Vater Herbert Quandt übernommen hat. Ihr Großvater Günther Quandt hatte es in den in den vierziger Jahren gekauft.

Der Erfolg beruhte fast ausschließlich auf einem einzigen Mittel, das gegen Magengeschwüre hilft. Da Altana daran nicht anknüpfen konnte, wurde das Pharmageschäft 2006 verkauft. Nur den Chemiebereich behielt der Konzern. Klatten ist auch Gründerin und Geschäftsführerin der Investmentgesellschaft SKion GmbH, die sich auf nachhaltige und innovative Technologien spezialisiert hat. Zudem ist sie ist Mitglied des Aufsichtsrats der SGL Carbon SE (Werkstoffe) sowie Mitglied in den Aufsichtsräten der ALTANA AG, der BMW AG, der SPRIN-D GmbH und der UnternehmerTUM GmbH. Auch ist sie Eigentümerin der Landa Digital Printing, einem Unternehmen, das sich auf die Entwicklung und Produktion von digitalen Druckmaschinen spezialisiert hat. Sie betrachtet sich als „Möglichmacherin“ und plädiert dafür, dass wir Europäer Souveränität anstreben sollten: „technisch und logistisch, nachhaltig und zirkulär.“

Emil Quandt legte 1880 in der brandenburgischen Stadt Pritzwalk mit einer Textilfabrik den Grundstein für den Aufstieg der kommenden Generationen. Mit 17 Jahren belegte Günther Quandt (1881-1954) einen Schnellkurs im väterlichen Betrieb, er konnte weben und spinnen, lernte Walke und Wäsche sowie die Kunst des Tuchfärbens. Mit der Tuchherstellung brachte er es zwar zu Reichtum, doch war er sich auch bewusst, dass diese Branche nicht zu den Wachstumsfeldern der Wirtschaft gehörte. Als der Erste Weltkrieg vorüber war, half er zunächst dem Industriellen August Rosterg vom Wintershall-Konzern dabei, durch eine Vielzahl Übernahmen die deutsche Kaliindustrie zu konzentrieren. Dabei lernte er das Börsengeschäft und die „Eroberung von Unternehmen“ kennen. Günther Quandt Günther Quandt profitierte auch von der Inflation. Er widmete sich Firmen, bei denen die Aktien-Mehrheit im Streubesitz war, und stieß auf die Accumulatoren AG-Fabrik (AFA), die Batterien herstellte (später Varta). Auf der Hauptversammlung 1922 „eroberte“ er für sich und seine Verbündeten vier Sitze im Aufsichtsrat. Das Unternehmen stand bald unter seiner Kontrolle. Die AFA stellte Stromspeicher für Elektrizitätswerke, Straßenbahnen und Grubenlokomotiven her, und versorgte die kaiserliche Marine mit Batterien für ihre U-Boote. In Deutschland kontrollierte das Unternehmen 80 Prozent des Marktes.

Weltweit baute Quandt seine Aktivitäten aus. Nach seiner Rückkehr führte er im AFA-Werk in Berlin-Oberschöneweide die Fließarbeit ein und produzierte Rundfunkbatterien und Starterbatterien. Nach dem Tod seiner ersten Frau Antonie „Toni“, die 1918 an der Spanischen Grippe starb, war der Fabrikant Witwer und kümmerte sich allein um seine beiden halbwüchsigen Söhne: Der jüngere von beiden, Herbert, war stark sehbehindert und wurde von Privatlehrern unterrichtet. Der Ältere, Hellmut, wurde während eines Studienaufenthalts in Paris mit einer Blinddarmentzündung ins Krankenhaus eingeliefert und falsch behandelt. Er starb mit kaum zwanzig Jahren. 2019 lernte der Industrielle auf einer Zugfahrt die 17-jährige Schülerin Magda kennen. Zwei Jahre später wurde sie seine Ehefrau und war schwanger. Neben ihrem Sohn Harald musste sie sich auch um Quandts Söhne aus der ersten Ehe kümmern. Zudem hatte der Unternehmer aus dem Bekanntenkreis drei Jugendliche in sein Haus aufgenommen, die ihre Eltern verloren hatten. Mit 27 Jahren war Magda Quandt nach der Scheidung frei und wollte ihrem Leben einen neuen Sinn geben. Sie fand ihn 1930 an der Seite von Joseph Goebbels, Gauleiter der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) in Berlin.

Herbert Quandt musste sich Wissen durch Zuhören aneignen. Ursprünglich hatte der Vater geplant, ihm einen großen landwirtschaftlichen Betrieb zu übergeben, doch nach Hellmuts Tod baute er Herbert als Nachfolger auf. Nach Sprachstudien im Ausland und einer Weltreise mit dem Vater fing Herbert im AFA-Werk in Hagen an, dann schickte der Vater ihn in Fabriken in Belgien und England. Der Höhepunkt dieser Lehr- und Wanderjahre war ein fünfmonatiger Aufenthalt in den USA 1932. Am 1. Mai 1933 trat Günther Quandt der NSDAP bei. Später behauptete er, Goebbels habe ihn zu diesem Schritt gezwungen, anderenfalls werde er den Kontakt zu seinem Sohn aus der Ehe mit Goebbels Frau Magda verlieren. Viele Indizien sprechen allerdings dagegen.

Bereits Ende der zwanziger Jahre hatte er die Berlin-Karlsruher Industriewerke übernommen. 1936 nahm dieser Konzern seinen alten Namen Deutsche Waffen- und Munitionsfabriken (DWM) wieder an. Auch die AFA produzierte vermehrt Militärisches. Auf dem Gelände des AFA-Werks in Hannover-Stöcken errichteten Häftlinge 1943 unter Aufsicht der SS ein Konzentrationslager. Es lag in unmittelbarer Nachbarschaft zur Fabrik. Die Todesfälle sind teilweise dokumentiert. Als Personalchef der Pertrix, einer Tochterfirma des Quandtschen Batteriekonzerns AFA, war Herbert Quandt nachweislich für das Schicksal der dort eingesetzten Zwangsarbeiter mitverantwortlich. Gegen Ende des Krieges kümmerte er sich persönlich um den Bau eines Barackenlagers für KZ-Häftlinge, die in Schlesien für eine Quandt-Firma arbeiten sollten. Günther Quandt und sein Sohn Herbert waren allerdings in Berlin in der Firmenzentrale und organisierten von dort aus die industrielle Expansion.

Nach dem Krieg flohen die Quandts aus Berlin. Günther setzte sich nach Bayern ab. Herbert bezog mit führenden Mitarbeitenden ein Ausweichquartier bei Hannover. Harald Quandt war bei Kriegsende in britischer Gefangenschaft in einem Lager in Libyen. Dort erfuhr er aus dem Radio, dass seine Mutter sich und seine sechs Halbgeschwister an der Seite Goebbels im "Führerbunker" umgebracht hatte. Nach Krieg und Gefangenschaft hatte er nichts, woran er anknüpfen konnte – er war ein Mensch der Gegenwart. Herbert Quandt, der seit 1940 Parteimitglied war, durchlief wie sein Vater auch Entnazifizierungsverfahren. Während Herbert rasch als "nicht belastet" eingestuft wurde, zog sich das Verfahren des Vaters über Jahre. Die Amerikaner hatten ihn interniert - er verbrachte eineinhalb Jahre in Haft. Mit anwaltlicher Hilfe gelang es ihm schließlich, eine Einstufung als "Mitläufer" zu erreichen.

Dies bildete die Grundlage für den 2007 ausgestrahlten NDR-Dokumentarfilm „Das Schweigen der Quandts“ von Eric Friedler. Durch diesen Fernsehfilm geriet die Familie in der deutschen Öffentlichkeit unter Druck. Sie beauftragte den Bonner Neuzeithistoriker Joachim Scholtyseck, ihre Geschichte vor und während der NS-Zeit wissenschaftlich aufzuarbeiten. Die Quandts gewährten ihm einen Zugang zu den Akten ihres Archivs, die sie vorher streng unter Verschluss gehalten hatten. Drei Jahre später legte er ein Buch mit dem Titel „Der Aufstieg der Quandts. Eine deutsche Unternehmerdynastie“ vor. Präsentiert wurden neue Belege und Beweise für die Verstrickung der Familie Quandt in das NS-Unrecht. Aufgrund der neuen Erkenntnisse des Buches unterstützten die Quandts dann mit 5,4 Millionen Euro den Gedenkort Niederschöneweide, wo 500 weibliche KZ-Häftlinge für die Batteriefabrik Pertix arbeiteten. Es war ein „produktives Vermögen, über das die Quandts auch nach dem Krieg gebieten konnten: Batteriefabriken, Kalischächte, Metallbetriebe“ (Rüdiger Jungbluth).

Auch ein Paket an Daimler-Aktien zählte zum Familienbesitz. Obwohl er das Rentenalter längst erreicht hatte, machte sich Günther Quandt mit großem Einsatz an den Wiederaufbau. Herbert Quandt begann in den fünfziger Jahren, BMW-Papiere zu kaufen. Anders als Daimler war das Unternehmen schlecht gemanagt und wirtschaftlich erfolglos. Harald Quandt war mit Herberts Aktienkäufen auf gemeinsame Rechnung nicht einverstanden, so dass Herbert seinen BMW-Plan von einem bestimmten Punkt an auf eigene Kosten weiterverfolgte. Zugeschrieben wird ihm vor allem die „Rettung von BMW“ (Mercedes wollte die Münchner Autoforma übernehmen): Er vergrößerte in einer Krise dieses Unternehmens 1959/1960 Jahre seinen Aktienbesitz und übernahm dort aus dem Hintergrund die industrielle Führung. Obwohl er weder in den Vorstand noch in den Aufsichtsrat des Unternehmens eintrat, wirkte Quandt an der Sanierung des Unternehmens mit, war aber nicht der größte Geldgeber des Unternehmens (die Mittel zu Sanierung kamen vom Freistaat Bayern und den Banken). Dabei kam ihm, so Jungbluth, sein gutes Verhältnis zum damaligen Bundesverteidigungsminister und CSU-Politiker Franz Josef Strauß zugute. BMW produzierte damals auch Triebwerke für Starfighter-Kampfflugzeuge.

Im September 1967 war Harald Quandt auf dem Weg zu seiner französischen Ferienvilla mit dem Flugzeug abgestürzt. Der 45-Jährige hinterließ eine Witwe und fünf minderjährige Töchter Katarina Geller (geb. 1951), Gabriele Quandt (geb. 1952), Anette May-Thies (geb. 1954, Colleen-Bettina Rosenblat (geb. 1962), Patricia Halterman (1967-2005). Es kam zu einem erbitterten Trennungskampf zwischen Herbert Quandt und seiner Schwägerin Inge und deren Beratern: Inge Quandt verband sich mit dem Sportjournalisten Rainer Günzler, der das unternehmerische Wirken Herbert Quandts kritisierte. In mehreren Schritten wurde das Industrieimperium aufgeteilt: Herbert übernahm BMW und Varta, die Erben Harald Quandts erhielten vier Fünftel der Beteiligung an Daimler-Benz. Im November 1974 verkauften beide Familienzweige ihre Aktienpakete an das Scheichtum von Kuwait. Elf Jahre später, am Heiligabend 1978, verloren die Quandt-Mädchen auch ihre Mutter Inge Quandt, die nur 50 Jahre alt wurde. Ihr zweiter Ehemann legte sich am folgenden Tag neben seine tote Frau - und erschoss sich.

  • Dominanz des Denkens in „Kategorien von Besitzvermehrung“ (Joachim Scholtyseck über Günther Quandt)

  • Hitlers Angriffskriege ermöglichten den Quandt-Firmen eine starke Expansion

  • Unternehmerischer Gestaltungswille machte an moralischen Grenzen nicht halt

  • Streben nach Einfluss und Macht (Günther Quandt): Aufbau der Verbindungen zu den mächtigsten Männern, die dabei halfen, den wirtschaftlichen Einfluss auszudehnen, er hatte eine führende Rolle in der Rüstungsindustrie

  • Alles Private musste sich stets dem Geschäftlichen unterordnen.

  • Bauchgefühl: Richtige Intuition für den Wert und die Entwicklung von Aktion (Günther Quandt); auf die Frage, ob er den Sieg Donald Trumps so erwartet habe, antwortete der Ex-BMW-Chef Harald Krüger damals in der Süddeutschen Zeitung: „Mein Bauchgefühl hatte mir schon vorher einen Tipp gegeben, so war es übrigens auch beim Brexit.“; Prüfung des eigenen Bauchgefühls und Eindrucks im Team (Susanne Klatten)

  • Kultur der Bescheidenheit: Unauffälligkeit und Diskretion, keine eitle Zurschaustellung des Reichtums

  • Chancenblick und Gespür für gute Geschäfte (Günther Quandt) sowie für die Gelegenheiten der Expansion

  • Diskretion bei Vorgehensweisen in der Wirtschaft: Agieren hinter den Kulissen und Perfektionierung des Systems (Günther Quandt); die vier Töchter Harald Quandts haben unbemerkt von der Öffentlichkeit ihre Anteile an den Finanzfirmen in den vergangenen Jahren ganz oder teilweise auf ihre Nachkommen übertragen

  • Gründliches Durchdenken (auch im Hinblick auf Zukunftstechnologien und KI)

  • **Ehrlichkeit:**Als Susanne Klatten 2008 aufgrund der Gigolo-Affäre in die Schlagzeilen geraten ist, als sie ein Mann erpresste, stand sie den Skandal und Gerichtsprozess mit Würde durch und lernte aus ihren Fehlern

  • Formung einer Einheit aus den unterschiedlichen Firmen (Günther Quandt)

  • Erfolg und Eigenständigkeit des Unternehmens beruhen auch darauf, dass die wichtigsten Anteilseigner alle wegweisenden Weichenstellungen und Entscheidungen im Aufsichtsrat persönlich mit treffen

  • Erneuerung und Beweglichkeit des Familienbetriebs (Umbau in Etappen)

  • Expansion der Unternehmen bei gleichzeitiger Konzentration

  • Sie haben sich als Generalisten niemals an eine einzige Branche gebunden

  • Erfolgreicher Wechsel der Geschäftsfelder (von Tuchen und Akkumulatoren über Dünger und Waffen bis zu Autos und Arzneimitteln, zu Windrädern und Kohlenstofffasern) sowie Erschließung neuer Geschäftsfelder

  • Strategische und werthaltige Investitionen für nachhaltige Innovationen: Susanne Klatten nahm Altana /heute ein Familienunternehmen): „Das Thema Wasser lag mir am Herzen, innovative Werkstoffe, Nachhaltigkeit, Windkraft.“

  • Wirtschaftliche Kompetenz gepaart mit familiärer Tradition

  • Kontinuierliche Suche nach innovativen Lösungen: neue Perspektiven, überdenken konventioneller Ansätze

  • Nachhaltigkeit (Denken in Generationen): Was Emil Quandt erarbeitet hatte, sollten seine Söhne fortführen: Schon vor dem Ersten Weltkrieg übertrug er einen Großteil seinea Vermögens auf seine Nachkommen; Günther Quandt verwaltete sein Unternehmen fast drei Jahrzehnte erfolgreich, portionierte es und gab es an die Nachkommen weiter: Herbert sollte die Beteiligungen im Batterie-, Auto- und Kalibereich managen, der technisch begabtere Harald übernahm die Aufsicht über die Metallbetriebe mit dem Schwerpunkt DWM, die nun Industrie-Werke Karlsruhe hießen; Herbert Quandt übernahm von seinem Vater das Bestreben, noch zu Lebzeiten alles so zu regeln, wie es für die Nachkommen und den Unternehmensbesitz am besten war (er fand seine älteste Tochter Silvia mit nichtunternehmerischem Vermögen ab und übertrug den Kindern aus der zweiten Ehe die Mehrheit am Batteriekonzern Varta. Für seine Frau und die gemeinsamen Kinder war das BMW-Vermögen vorgesehen); Johanna Quandt hat zwischen 2003 und 2008 einen Großteil der BMW-Anteile an die nächste Generation verschenkt; Susanne Klatten leitete einen Generationenwechsel bei ihrer Beteiligungsgesellschaft SKion ein: Seit Juli 2024 überträgt sie die Anteile an ihre drei Kinder (ein Übergang, in dem sie können „hineinwachsen“ können und sie „herauswächst“ (die drei Kinder sammelten in Klattens Family Office bereits Erfahrung und werden seit längerem auch in alle wichtigen Entscheidungen einbezogen)

  • Natur, Umwelt und Klimaschutz: Susanne Klatten stieg mit 24 Prozent beim Windkraftunternehmen Nordex ein und kaufte 22 Prozent der Aktien von SGL Carbon; mit der Stiftung Kunst und Natur verfolgt Susanne das Ziel, das Bewusstsein für den Wert von Kunst und Natur zu schärfen und zu erweitern - die gemeinnützige Institution entwickelt und pflegt ein weitläufiges Naturgelände in Oberbayern und ergreift vielfältige Maßnahmen zur Renaturierung der Wald-, Wiesen- und Moor-Landschaft; 2016 startete sie die SKala-Initiative, die bundesweit etwa 100 gemeinnützige Organisationen fördert, zudem ist sie Gründerin der gemeinnützigen SKala-Initiative und der Phineo gAG, die sich für soziale Wirkung und Nachhaltigkeit einsetzt, auch ist sie Mitglied des Kuratoriums der Stiftung Nantesbuch und der Stiftung 2° – Deutsche Unternehmer für Klimaschutz

  • Umsichtige und erfolgreiche **Personalauswahl:**Verjüngung bei BMW: Herbert Quandt setzte 1970 auf den 41-jährigen Eberhard von Kuenheim, der in den folgenden drei Jahrzehnten für eine glänzende Entwicklung bei BMW verantwortlich war

  • Reichtum als Verpflichtung und Verantwortung

  • Resilienz: Susanne Klatten will für BMW „die Beweglichkeit bewahren, die Resilienz, die Kompetenz, wenn es etwa um Technologien und Antriebsarten geht."

  • Die Präsenz der Großaktionäre gibt dem Unternehmen BMW Sicherheit und Stabilität, die andere Autohersteller nicht haben

  • Langfristige **Strategien:**In den 1990er Jahren war BMW erneut in der Krise. Das Unternehmen hatte 1994 den britischen Autobauer Rover gekauft - die Großaktionärin Johanna Quandt bewahrte Ruhe und stand zum Unternehmen. Sie verkaufte ihren Anteil nicht

  • Optimale finanztechnische Strukturierung der Firmenreiche

  • Freude an Transformation (Susanne Klatten): Das Unternehmen versteht sich auf das Anpassen und Verändern ebenso gut wie auf das Bewahren.

  • Strategische Weitsicht

  • Rückbesinnung auf traditionelle **Werte:**Gabriele Quandt (2011): „Jeder weiß inzwischen, daß Wertvorstellungen etwas wichtiges sind und dass sie wichtiger sind als ein Profit.“ 1994 wurde der Verein Children for a better World gegründet - er setzt sich seither die Programme für Kinder und Jugendliche um, im Jahr 2007 initiierten Dr. Florian Langenscheidt und Gabriele Quandt die Gründung der Stiftung Children for a better World mit dem Ziel: die langfristige und dauerhafte finanzielle Förderung des gleichnamigen Vereins; Johanna Quandt war eine der großen Förderinnen der Goethe-Universität Frankfurt (mit einem zweistelligen Millionenbetrag half sie bei diversen Vorhaben aus)

  • Engagement für den Nachwuchs und die Zukunft der deutschen Wirtschaft: 2002 gründete Susanne Klatten die UnternehmerTUM GmbH, um Tech-Startups aus dem Hochschulbereich zu unterstützen.

  • Kultur der **Zurückhaltung:**Öffentliche Statements gibt es nur, wenn es dem unternehmerischen und gesellschaftlichen Engagement (Stiftungen) dient.

  • Rüdiger Jungbluth: Die Quandts. Ihr Aufstieg, ihre Schuld, ihr Reichtum. 3., aktualisierte und erweiterte Auflage. Campus Verlag. Frankfurt, New York 2024.

  • Wie die Dekarbonisierung der Automobilindustrie gelingen kann

  • Karl-Heinz Büschemann und Joachim Käppner: Die Chefin. In: Süddeutsche Zeitung (6.9.2015), S. 3.

  • Christoph Elflein und Tanja Treser: Quan(d)ensprung einer Erbin. In: FOCUS 11( 2009), S. 121.

  • „Man muss sich eine gewisse Nüchternheit bewahren“. Interview mit Susanne Klatten. In: Süddeutsche Zeitung (11./12.11.2023), S. 21.

  • Wer würde denn mit uns tauschen wollen? In: manager magazin (Juli 2019), S. 31.

  • Katrin Sache: Was für eine starke Frau. In: BUNTE 19 (2011), S. 39.

  • Joachim Scholtyseck: Der Aufstieg der Quandts. Verlag C.H. Beck, München 2011.

Kommentare

Dr. Alexandra Hildebrandt schreibt über Wirtschaft & Management, Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Internet & Technologie

Als Publizistin, Herausgeberin, Bloggerin und Nachhaltigkeitsexpertin widme ich mich den Kernthemen Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Beim Verlag SpringerGabler habe ich die CSR-Bände zu Digitalisierung, Energiewirtschaft und Sportmanagement herausgegeben sowie "Klimawandel in der Wirtschaft".

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