Nachhaltige Veränderungen: Zur Philosophie der kleinen Schritte
Der US-amerikanische Großinvestor und Unternehmer Warren Buffett sagte einmal: "The chains of habits are too weak to be felt until they're too strong to be broken." Das meint in etwa, dass die Ketten der Gewohnheit zu leicht sind, um sie wahrzunehmen, bis sie zu stark sind, um sie zu brechen. Häufig tendieren wir dazu, Veränderungen sofort erzwingen zu wollen – doch wo nur das große Ziel gesehen und sofort gewollt wird, ist das Scheitern oft vorprogrammiert. Die Klugen wissen, dass alles Große mit kleinen Schritten, mit winzigen Veränderungen des eigenen Tuns beginnt und zahlreiche Hürden überwunden werden müssen.
Die Summe dieser kleinen Teile ergibt das große Ergebnis. In Michael Endes Märchenroman „Momo" (1973) entwickelt der Straßenkehrer Beppo im Gespräch mit Momo eine eigene Lebensphilosophie der bedächtigen Schritte: „Man darf nie an die ganze Straße auf einmal denken, verstehst du? Man muss nur an den nächsten Schritt denken, an den nächsten Atemzug, an den nächsten Besenstrich. Und immer wieder nur an den nächsten... Dann macht es Freude; das ist wichtig, dann macht man seine Sache gut. Und so soll es sein."
Auch wenn unsere heutigen Probleme und Herausforderungen durch kleine Schritte und Einzelmaßnahmen nicht gelöst werden können, so sind sie dennoch unverzichtbar, um die Welt zum Positiven zu verändern. Es kommt nur darauf an, klein anzufangen und seine Sache gut zu machen. Dann gelingt es auch, in „Hauptsachen“ voranzukommen. Auch viele kleine und mittelständische Unternehmen arbeiten sich auf diese Weise zu großen Zielen der Nachhaltigkeit vor. Es ist nicht „der eine große Wurf“, mit dem „wir unsere Vision eines nachhaltigen Unternehmens realisieren wollen. Es sind viele kleinen Schritte, mit denen wir uns der Vision annähern – das Ziel klar im Fokus, aber flexibel bei der Wahl des Weges dorthin“, sagt Ulrike Böhm, die beim Druckluftspezialisten Mader in Leinfelden-Echterdingen für das Changemanagement verantwortlich ist.
Damit verbunden ist, wie auch Ulrike Böhm betont, das Thema Agilität. Sie ist vor allem dort gefragt, wo ständig neue Produkte entstehen und Unternehmen schnellstmöglich auf unerwartete Herausforderungen, Ereignisse und Chancen reagieren müssen. „Die Kernkompetenz einer solchen Organisation ist ihre Fähigkeit zur Selbstorganisation. Auch unseren Teammitgliedern wird mehr Freiraum und Verantwortung zur Realisierung der eigenen Ideen gegeben“, so Böhm. Bei komplexen Aufgabenstellungen oder in komplexen Situationen wird eine Lösung nicht durch Nachdenken gefunden, sondern nur durch schrittweises Herantasten “erarbeitet”. Hier wird die Philosophie der kleinen Schritte zur Praxis.
Und jetzt retten wir die Welt: Kleine Geschichten zum großen Wandel
Mehr nicht: Darum sind kleine Schritte sinnvoller als große Klimakonferenzen
Ulrike Böhm: Die Macht der kleinen Schritte. Wie man als mittelständisches Unternehmen zum Klimaretter wird. In: Klimawandel in der Wirtschaft. Warum wir ein Bewusstsein für Dringlichkeit brauchen. Hg. von Alexandra Hildebrandt. Verlag SpringerGabler, Heidelberg, Berlin 2020.