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Nachhaltigkeit und Elektromobilität: Chancen und Herausforderungen im Überblick

Ein nachhaltigerer Lebensstil hat für die europäischen Verbraucher 2023 oberste Priorität – unabhängig von Alter und Geschlecht. Das belegt eine repräsentative Umfrage, die das Meinungsforschungsunternehmen Civey im Auftrag von Hyundai durchgeführt hat. Befragt wurden 2.617 Personen in Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien und Spanien.

  • Die Befragten im Alter zwischen 50 und 69 Jahren zeigten mit 54 Prozent die größte Bereitschaft, nachhaltiger zu handeln, gefolgt von den 35- bis 49-Jährigen mit 48 Prozent und den 18- bis 34-Jährigen mit 42 Prozent.

  • Frauen (49 Prozent) ist Nachhaltigkeit geringfügig wichtiger als Männern (47,5 Prozent).

  • 48 Prozent der Teilnehmer planen, bei ihren Haushaltseinkäufen auf Nachhaltigkeit zu achten.

  • 37 Prozent der Befragten erwarten, dass sie ihr Haushaltsbudget in diesem Jahr kürzen werden.

  • Die Bedrohung durch den Klimawandel und die angestrebte Abkehr von nicht erneuerbaren Energiequellen haben den „Umstieg auf Elektromobilität“ mit der „Reduzierung des Haushaltsbudgets“ gleichgestellt. Europaweit erwägen 37 Prozent der Befragten den Umstieg auf Elektromobilität (einschließlich Elektroautos und E-Bikes).

  • Die emissionsfreie Mobilität ist in der jüngeren Generation am stärksten ausgeprägt. Bei den 18- bis 34-Jährigen sowie bei den 35- bis 49-Jährigen ist dies die am zweithäufigsten erwartete Veränderung des Lebensstils. 39 Prozent der beiden Altersgruppen erwarten, dass sie 2023 auf E-Mobilität umsteigen werden.

  • Im Ländervergleich war Deutschland der einzige Markt, in dem die Befragten den Umstieg auf Elektromobilität an die erste Stelle setzten – vor der Nachhaltigkeit an zweiter Stelle.

Elektromobilität ist angesichts steigender CO2-Emissionen durch Verbrennung von Diesel- und Benzinkraftstoffen sowie knapper werdender fossiler Energieressourcen eines der wichtigsten Schlüsselthemen für eine integrierte Klima-, Energie- und Mobilitätsstrategie. Mit dem Megatrend wird auch die Digitalisierung im Fahrzeug- und Mobilitätssektor insgesamt vorangetrieben. Die Optimierung von Schnittstellen ist sowohl fahrzeug- als auch verkehrsseitig relevant für die Gestaltung intermodaler Wegeketten, die Kommunikation zwischen Fahrzeugen untereinander ebenso wie zwischen Fahrzeug und Infrastruktur.

  • Sie kann fossile Kraftstoffe für mobile Anwendungen langfristig ersetzen und so (vor allem in Verbindung mit erneuerbaren Energien) einen Beitrag zum Klima- und Umweltschutz leisten.

  • Sie erhöht vor allem in Großstädten und Mega-Cities durch ihre lokale Emissions- und Lärmfreiheit die Lebensqualität in urbanen Ballungsräumen.

  • Es lässt sich die Nachhaltigkeit des Energiesystems verbessern, wenn Unternehmen erneuerbare Energien und Elektromobilität effektiv in ihre Systeme einbinden.

  • Die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Automobilwirtschaft hängt von folgenden Faktoren ab:

  • Leistungsfähigkeit

  • Kosten für Schlüsseltechnologien

  • Kooperation der Akteure in Forschung, Wirtschaft und Politik.

Zudem braucht es die richtigen Konzepte, Analysen und Methoden. Elektrobetriebene Fahrzeuge werden sich vor allem in Märkten durchsetzen, in denen ihre spezifischen Vorteile genutzt werden: kleine Fahrzeuge für den innerstädtischen Verkehr sowie Elektroroller oder Leichttransporter für den innerstädtischen Lieferverkehr. Fast jeder große Automobilproduzent hat in den letzten Jahren Elektroautos entwickelt. Der Investor Frank Thelen beklagte allerdings 2016, dass er als Deutscher ein amerikanisches Auto fahren muss: „Weil es kein deutsches Elektroauto gibt, das den Namen verdient. Die deutschen Autohersteller haben es ja nicht mal hinbekommen, in ihrem eigenen Land eine Infrastruktur mit Ladestationen aufzubauen. Ein US-Startup, nämlich Tesla, muss in Deutschland eine solche Infrastruktur errichten.“ Als Gründe für diesen Zustand nannte er das Mindset: Viele Unternehmenschefs definieren sich vor allem über ihre Funktion: „Die sitzen auf Vorstandsetagen mit fünf Sekretärinnen vor der Tür, die die Wirklichkeit draußen halten. Status wird weiterhin höher bewertet als das Machen und Tun.“ Er plädierte schon vor Jahren dafür, dass wir in Deutschland zu einer Mentalität kommen sollten, die der von Jeff Bezos oder den Google-Gründern entspricht: „Sag mir, was mich morgen töten wird, dann mache ich es vorher selbst groß.“

Es reicht nicht, darauf zu warten, dass Entwicklungen (Thelen verwendet das Symbol der Wellen) vorübergehen, denn die nächsten sind schon mit voller Wucht auf dem Weg. Es kommen härtere Tage, auf die Unternehmen vorbereitet sein müssen. Wer sich heute noch fest im Sattel glaubt, kann morgen rasch hinweggespült werden. Was uns in Deutschland leider häufig fehlt, ist die Fähigkeit, groß zu denken und die Welt zu verändern. Lieber optimiert das Land der Ingenieure in kleinen Schritten – in der Vergangenheit hat uns das weit gebracht. Die Zukunft aber kann mit alten Denkweisen und Werkzeugen nicht gestaltet werden. Doch wie gelingt es, dieses große Denken in die Köpfe unserer Ingenieure zu bekommen? Eine Studie des Fraunhofer ISI aus dem Jahr 2015 „Elektromobilität weltweit: Baden-Württemberg im internationalen Vergleich“ kam zu dem Schluss, dass dem Autobauer-Bundesland Baden-Württemberg ein uneinholbarer Rückstand droht, falls das Land weiterhin seinen Schwerpunkt auf konventionelle Fahrzeugtechnik legt. Die chinesische Regierung hat bereits vor längerer Zeit gesetzliche Maßnahmen für den Umgang mit Batterien für Elektrofahrzeuge beschlossen.

So werden Hersteller verpflichtet, Batterien so zu produzieren, dass Informationen über Ladekapazität und Inhaltsstoffe transparent gemacht werden. Außerdem müssen unbrauchbare Batterien dem geordneten Recycling zugeführt werden. Damit ist China der Europäischen Union einen deutlichen Schritt voraus. Das Öko-Institut hat die EU aufgefordert, verbindliche Maßnahmen für die nachhaltige Entwicklung der Elektromobilität und ihrer Batterietechnik zu beschließen. Dazu gehören ambitionierte Ziele für das Sammeln, die Zweitnutzung und das Recyceln gebrauchter Antriebsbatterien sowie spezifische Ziele für die Rückgewinnung strategischer Schlüsselrohstoffe (z. B. Lithium, Kobalt und Nickel). Zudem sieht das Öko-Institut dringenden Regelungsbedarf, um gebrauchte Antriebs-Batterien aus Elektrofahrzeugen als stationäre Batterien wiederzuverwenden. Damit der Umbau solcher Batterien nachhaltig erfolgen kann, müssen qualifizierte und standardisierte Tests und Arbeitsverfahren eingeführt werden, die mögliche Gefahren wie Brandrisiken, Ausgasung gefährlicher Stoffe oder tödliche Stromschläge vermeiden sollen.

  • Bewältigung der negativen Folgen immer knapper werdender Ressourcen, des Klimawandels und des Umweltschutzes sowie der zunehmenden Feinstaub-und Lärmbelastung

  • Wandel der Bevölkerungs- und Siedlungsstruktur

  • steigendes Mobilitätsbedürfnis von Wirtschaft und Gesellschaft

  • Entwicklung der Batterien mit den essentiellen Rohstoffen Lithium und Kobalt

  • Verbesserung der Sicherheit, Lebensdauer und Wirtschaftlichkeit sowie Recycling der Batterien

  • Berücksichtigung der Wechselwirkungen zwischen dem technologischen Fortschritt und dem Rohstoffbedarf in die Technologieplanungen

  • Prüfung des Recyclingpotentials.

Der Aufbau einer Beladungsinfrastruktur ist nach Meinung der Forscher beim Fraunhofer ISI finanzierbar, weil der überwiegende Teil der Beladung daheim, an Arbeitsplätzen oder in öffentlichen Parkhäusern geschieht. Hier sind Stromanschlüsse kostengünstig zu installieren. Ausschlaggebend für den Erfolg der Elektromobilität ist aber nicht nur die Anzahl der Elektrofahrzeuge, sondern die Qualität dieses Gesamtsystems. Dabei müssen Ladeinfrastruktur, ein intelligentes, intermodales Verkehrssystem sowie überzeugende Fahrzeugangebote Hand in Hand gehen. Das Bindeglied ist die Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT), die beispielsweise das Laden an privaten und öffentlich zugänglichen Ladepunkten und die Kommunikation der Elektrofahrzeuge mit intelligenten Stromnetzen oder Smart Homes steuert. Erst, wenn die Voraussetzungen für Vernetzung und Automatisierung geschaffen und mit den Vorteilen der Elektromobilität zusammengebracht werden, entsteht die Mobilitätswende.

Die METRO hat in einem bereits 2016/2017 erarbeiteten Mobilitätskonzept jene Aufgabenfelder definiert, „in denen auch die Klimawirkungen und Einflüsse auf unsere Gesellschaft und unser tägliches Leben verbessert, fokussiert und moderiert werden sollen“, sagt Olaf Schulze Director Energy Management der METRO. Es ist auf fünf Dimensionen angelegt. In all diesen erscheint Elektromobilität als ein Megatrend - verbunden mit dem „Ausbau der erneuerbaren Stromerzeugung als eine maßgebliche Lösung zur Erreichung der Luftreinhaltungsziele in den Städten und dichten Besiedlungen, hier in Deutschland, unserem Europa und auch in vielen Teilen der Welt.“ Das Unternehmen ist auch Gründungsmitglied der 2017 gegründeten EV∗100 Electric Vehicles Initiative der Climate Group, in der sich international agierende Unternehmen zusammengeschlossen haben, um die Elektromobilität im Alltag bis 2030 einzuführen. „Das Unternehmen verpflichtete sich zur Einführung von Elektromobilität in Service- und Dienstleistungsverträgen, zur Errichtung von Elektroladestationen für Mitarbeiter und zur Errichtung und zum Betrieb von Elektroladestationen für Kunden“, sagt Olaf Schulze, Director Energy Management der METRO. Hier ist die Mobilität Teil der Energiestrategie, soweit es um Elektromobilität geht. Daraus entstand ein Round Table, in dem alle wesentlichen unternehmerischen Mobilitätsbetreiber vertreten sind. Ziel ist es, den Wandel der Mobilität zu betreiben und vor allem Best Practices zu initiieren und zu teilen. Wichtig ist allerdings, dass Elektromobilität und andere alternative Antriebe nicht nur vorhanden sind, sondern auch energie- und kosteneffizient sowie unkompliziert sind – und zwar flächendeckend.

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Dr. Alexandra Hildebrandt schreibt über Wirtschaft & Management, Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Internet & Technologie

Als Publizistin, Herausgeberin, Bloggerin und Nachhaltigkeitsexpertin widme ich mich den Kernthemen Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Beim Verlag SpringerGabler habe ich die CSR-Bände zu Digitalisierung, Energiewirtschaft und Sportmanagement herausgegeben sowie "Klimawandel in der Wirtschaft".

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