Dr. Alexandra Hildebrandt

Dr. Alexandra Hildebrandt

für Wirtschaft & Management, Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Internet & Technologie

Natur und Kunst als Triebkraft nachhaltiger Lebens- und Wirtschaftsgestaltung

Dr. Alexandra Hildebrandt

Wirtschaft erfordert permanente Neugestaltung - ihre Dynamik und Komplexität stellen Unternehmen vor große Herausforderungen.

Wie kann es gelingen, offen für neue Wege und Methoden zu bleiben? Vor einigen Jahren wurden die beiden Begriffe „Wirtschaft“ und „Kreativität“ kaum in demselben Zusammenhang verwendet. Doch wir werden kreativ sein müssen, um die ökonomischen, ökologischen, sozialen und kulturellen Herausforderungen unseres Jahrtausends richtig zu meistern. Im Unternehmenskontext wird Kreativität unablässig gebraucht, denn ihre Innovationskraft ist eine entscheidende Kompetenz der Zukunft. Innovation entsteht vor allem an Bruch- und Leerstellen, wo es um Wechselbeziehungen und Übergänge geht. Am besten beobachten lassen sie sich in der Natur. Sie ist die wahre und lebendige Quelle, aus der Kreative schöpfen. Als Heuristiker fördern sie neue und andere Einstellungen und Sichtweisen zu Tage.

Einige Unternehmen mit weitsichtigen Führungsverantwortlichen integrierten Kunst ins Unternehmen und bauten sogar – passend zum Kerngeschäft – eigene Sammlungen auf. „BauArt“ hieß sie vor über zwanzig Jahren bei der heutigen Heidelberg Materials AG (ab 1978 Heidelberger Zement AG, bis 2023 HeidelbergCement AG). Mit dem Wechsel des Führungspersonals, das kein Interesse an Kunst hatte und dies als Kostenfaktor sah, verschwand auch ein Stück Lebendigkeit und Seele des Unternehmens. Im Mittelstand ist Kunst dagegen in vielen Arbeits- und Besprechungsräumen zu finden – oft Lieblingsstücke der Geschäftsführung. Was aber diesen Ansätzen oft fehlt, ist Unmittelbarkeit: die Wahrnehmung der Natur als Lebens- und Gestaltungsraum. Dafür braucht es Begeisterung, Offenheit, Neugier und Entdeckerfreude: Der Begriff hat bei beiden nichts mit Eroberungen zu tun, sondern mit der Art und Weise des persönlichen Erlebens: „Nichts wird mich daran hindern, die Dinge selbst zu entdecken!“ Diese Erfahrung verdankt der Sänger der norwegischen Band a-ha, Morten Harket, einer Blumenwiese vor dem Haus seiner Eltern in Kongsberg. Als er zwei oder drei Jahre alt war, begann er, hier das Leben in all seiner Vielfalt und Schönheit zu entdecken. Vor allem die Insekten um ihn herum faszinieren ihn, schreibt er in seiner Autobiographie „My Take On Me“. Erst, wer sich in die Natur versenken kann, wird in ihr fündig, sieht unablässig Neues und Überraschendes.

„Als ob Kunst nicht auch Natur wäre und Natur Kunst!“ Christian Morgenstern

Leider wird das Thema oft leichtfertig als romantische Naturschwärmerei abgetan. Es braucht deshalb kraftvolle Stimmen, die in Wirtschaft und Gesellschaft gleichermaßen auf Gehör stoßen und ernstgenommen werden. Eine davon ist die Unternehmerin Susanne Klatten: „In der Natur zu sein, heißt ja, die Schöpfung zu spüren. Ich glaube, es gibt auch bei uns digitalisierten Stadtmenschen ein tiefes Bewusstsein, dass wir aus der Natur stammen. Auch wenn unser Alltag ganz anders aussehen mag: Wir sind ein Teil von ihr und können viel von ihr lernen – nicht zuletzt, wie man zu sich kommt.“ Als Unternehmerin sieht sie sich auch als Ermöglicherin.  Sie bereitete den Nährboden für die nachhaltige Verschmelzung von Kunst und Natur. So wurde die Altana Kulturstiftung gGmbH von ihr gegründet und finanziert. Die Geschäftsführung der Stiftung übernahm die Kunsthistorikerin Andrea Firmenich, die mit der Suche eines Areals zur Begegnung von Kunst und Natur beauftragt wurde. In Bayern fündig geworden, wurde 2012 die Stiftung Nantesbuch gGmbH gegründet und aufgebaut. 

Stiftung Kunst und Natur ist seit 2021 der neue Name der bisherigen Stiftung Nantesbuch. 

Die gemeinnützige Institution möchte mit Kunst und Natur Gemeinschaft stiften, Menschen aus verschiedenen Welten zusammenbringen (zum Beispiel durch Wanderkonzerte, Ausstellungen, Literatur-Festivals oder Kinoabende in Hof und Scheune). Der Natur widmet sich die die Stiftung mit Blick auf lebendige Böden und Artenvielfalt. In Nantesbuch in Oberbayern wird ein großes Naturgelände und ein interdisziplinären Veranstaltungsort unterhalten (auch im Hinblick auf Landschaftspflege ist Nantesbuch ein Vorbild), das Museum Sinclair-Haus in Bad Homburg wird als Ausstellungshaus für Kunst und Natur genutzt. Die Stiftung möchte lokal an ihren beiden Standorten sowie in einer überregionalen Öffentlichkeit mit ihren Themen wirken. Programme, Veranstaltungen, Ausstellungen, Ideen und Projekte der Stiftung Kunst und Natur an ihren beiden Standorten sind unter einem neu gestalteten gemeinsamen Dach zusammengefasst: www.kunst-und-natur.de. Von hier gelangen die Besucher auf die beiden Standortseiten www.nantesbuch.de und www.museum-sinclair-haus.de. Um ihre Themen möglichst vielen Menschen über den lokalen Zusammenhang hinaus zugänglich zu machen, gibt es auch das digitale Journal Kunst und Natur. Dass ein solcher Ansatz inspirieren und nachhaltig in die Gesellschaft wirken kann, steht außer Frage.

Doch wie gelingt es, dass auch Impulse von außen in die Stiftungen getragen werden?

Vielleicht lässt sich dies verknüpfen: So wird im nächsten Jahr ein Fachbuch beim Wissenschaftsverlag SpringerGabler erscheinen, das sich der globalen und lokalen Bedeutung von SDG 11 widmet: „Städten und Gemeinden kommt für die lokale Übersetzung und Umsetzung der Agenda 2030 besondere Bedeutung zu. Kunst und Kultur machen sie zu lebendigen und anregenden Lebensräumen. Die Bewahrung des kulturellen Erbes hat zu Recht ihren Platz in den Zielen für eine nachhaltige gesellschaftliche Entwicklung“, sagt die Künstlerin Helga Berg (Dooremans), die sich gemeinsam mit Bernhard Schröder mit dem Thema „Kunst für nachhaltige Entwicklung – ungenutztes Potenzial?“ beschäftigt: „Warum findet die Kunst der Gegenwart keine Erwähnung? Welches Potenzial verschenken wir, wenn wir die Kunst der Gegenwart nicht viel stärker in den Fokus einer nachhaltigen insbesondere urbanen Entwicklung rücken?“

Auch der Künstler Gregor Hildebrandt beschäftigt sich mit der Bedeutung von Kunst und Nachhaltigkeit im Kontext von SDG 11 – sein Beitrag zeigt, wie Kunst dazu beitragen kann, jetzt ins Handeln zu kommen. Alfons Schweiggert verweist darauf, dass sich auch schon Persönlichkeiten der Vergangenheit im 19. und frühen 20. Jahrhundert (z.B. König Ludwig II. von Bayern, Kaiserin Elisabeth von Österreich und der Tragikomiker Karl Valentin) mit Aspekten von SDG 11 befassten - so mit Natur- und Umweltschutz und einer gesunden Lebensweise. Sie scheuten sich auch nicht, Kritik an einer verfehlten Kunst- und Kulturpolitik zu üben und sich für die Bewahrung einer intakten Lebenswelt einzusetzen. Allen Beteiligten geht es wie der Stiftung Natur und Kunst um eine zukunftsweisende, nachhaltige Gestaltung der Gesellschaft, die die Gesetzmäßigkeiten der Natur erkennt, respektiert und schützt. Stiftungen wie diese könnten dazu beitragen, dass Worte buchstäblich heraustreten in die Welt und lebendig werden durch Begegnungen, Ausstellungen und Veranstaltungen.

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Wer schreibt hier?

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Freie Publizistin und Autorin, Nachhaltigkeitsexpertin, Dr. Alexandra Hildebrandt

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Als Publizistin, Herausgeberin, Bloggerin und Nachhaltigkeitsexpertin widme ich mich den Kernthemen Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Beim Verlag SpringerGabler habe ich die CSR-Bände zu Digitalisierung, Energiewirtschaft und Sportmanagement herausgegeben sowie "Klimawandel in der Wirtschaft".
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