Natürliches Gegengewicht zur KI: Mega-Intelligenz, Nachhaltigkeit und Gesundheit
"Ich fürchte den Tag, an dem die Technologie unsere menschliche Interaktion übertrifft. Die Welt wird eine Generation von Idioten haben", sagte Albert Einstein.
"Ich fürchte den Tag, an dem die Technologie unsere menschliche Interaktion übertrifft. Die Welt wird eine Generation von Idioten haben", sagte Albert Einstein. Künstliche Intelligenz (KI) gehört bereits seit Jahren zu den wichtigsten Treibern der Digitalisierung - allerdings trägt sie auch dazu bei, dass die Beschäftigung mit der „natürlichen“ Intelligenz immer mehr aus dem Blickfeld gerät. Dabei verdanken wir ihr unsere kognitiven Leistungen. Dem Chaos und der Unordnung der Welt haben die Klugen und Reflektierten schon immer eine eigene Logik entgegengesetzt, die sie selbst geschaffen haben: durch auswählen, sammeln, zerlegen und neu zusammenfügen.
Der Intelligenzquotient gilt vielen als Gütesiegel für die kognitiven Eigenschaften eines Menschen. Als Bewertungsparameter ist er allerdings brisant, weil hier eine objektive Vermessung mit dem individuellen Empfinden zusammentrifft. Intelligenz ist für den Intelligenzforscher Jakob Pietschnig ein Prozess im Gehirn und der IQ keine Leistung an sich, sondern eine Maßeinheit der Fähigkeit. Schon amerikanische Psychologe und Professor für Kognition und Pädagogik Howard Gardner war überzeugt davon, dass die klassischen Intelligenztests nicht ausreichend waren, um diverse Fähigkeiten zu erkennen, die entscheidend für ein erfolgreiches Leben in verschiedenen kulturellen oder beruflichen Kontexten waren. Er schlug eine Auflistung beliebig erweiterbarer Arten von Intelligenz vor, die er als voneinander unabhängig betrachtete. Spätestens seit Erscheinen seines Bestsellers „EQ. Emotionale Intelligenz“ (1995) wurde sein Konzept einer breiten Öffentlichkeit bekannt. Das Buch "Mega-Intelligenz natürliches Gegengewicht zur KI" des Ökonomen Fritz Kröger, Jahrgang 1944, ist ein Plädoyer für einen reflektierten Umgang mit dem Thema und eine wichtige Quelle für jene, die alle Seiten betrachten und nicht nur in Kategorien von Schwarz oder Weiß denken.
Dabei ist Grau zu einem Understatement geworden – auch und gerade in gesellschaftlich schwierigen Zeiten. Die Gründe dafür sind vielfältig: Die Gesellschaft ist so unruhig und unübersichtlich geworden, dass eine Bewegung des Rückzugs dominiert, verbunden mit dem Wunsch nach Beständigkeit und Sicherheit. Deshalb sollte Grau auch die Farbe politischer Verhandlungen sein, weil sie Denk- und Gesprächsräume öffnet. Willy Brandt sagte einmal: „Ich glaube nicht, dass diejenigen Recht haben, die meinen, Politik besteht darin, zwischen Schwarz und Weiß zu wählen. Man muss sich auch häufig zwischen den verschiedenen Schattierungen des Grau hindurch finden.“ Grau fungiert als Diplomat. Das empfinden auch viele Menschen heute, die nicht mehr polar sein, sondern differenzieren und integrieren wollen. Schwarz und Weiß macht das Denken vielleicht bequemer und die Sicht auf die Welt einfacher - aber besser und innovativer ist das nicht.
„Grautöne sind im logischen Denken nicht vorgesehen. Dabei besteht das soziale Leben der Menschen untereinander im Wesentlichen aus Grautönen", bemerkt auch Fritz Kröger in seinem Buch. Der Autor promovierte 1973 über soziale Macht und arbeitete bis 2009 als Management Consultant in Europa, den USA, Asien und Australien. Mit Büchern wie „After the Merger“ und „Merger Endgames“ setzte er Maßstäbe in der Literatur zu Unternehmensfusionen. Kröger lebte und arbeitete in einer Welt der rationalen Entscheidungen und kritisiert, dass der westliche Kulturkreis unter einem reduktionistischen Intelligenzverständnis leidet: „Intelligenz ist die Fähigkeit zum logischen Denken.“ Diese Definition prägt uns und unser Denken von frühester Kindheit und führt zu weitreichenden Konsequenzen für unser Bewusstsein, unsere Gesundheit und unsere Gesellschaftsstrukturen.
Die Grenzen unseres heutigen Intelligenzbegriffs:
massiver Anstieg von Depressionen
explodierende Gesundheitskosten
unbeherrschbare Krankheiten
Erschöpfung natürlicher Ressourcen
Umweltschäden.
Nachhaltiger Erfolg kann nur gelingen, wenn Intelligenz jenseits der Logik einbezogen und auch das Herz der Menschen erreicht wird. Es braucht gleichermaßen die Vorzüge des klaren Denkens und der natürlichen Intelligenz, die auch eine wichtige Voraussetzung für moralisch gefestigte Führungspersönlichkeiten ist. Kröger belegt, dass unsere Intelligenzpotentiale weit umfassender sind als wir es uns vorstellen können. Das zeigt er in seinem Konzept der Mega-Intelligenz, das ein natürliches Gegengewicht zur KI darstellt. Gezeigt wird, wie die Aktivierung unserer natürlichen Fähigkeiten nicht nur das eigene Bewusstsein erweitern, sondern auch konkrete Lösungen für globale Herausforderungen wie den Klimawandel oder eine verantwortungsvolle Steuerung der KI ermöglicht. Es geht darum, unsere digitale Gesellschaft so zu gestalten, dass vor allem nachhaltige Vorteile aus ihr gezogen und - wie beim Umweltschutz - die negativen Folgen reduziert werden.
"Große strategische Entscheidungen sind in der Regel 'Bauchentscheidungen' mit einem hohen Anteil an Irrationalität", sagt Kröger, dessen Beispiele die Ergebnisse des Sammelbandes "Bauchgefühl im Management" bestätigen. In beiden Publikationen wird auch belegt, dass sich viele Manager und Führungskräfte zwischen Gefühl und Verstand gefangen fühlen. Sie wollen auf ihr Bauchgefühl vertrauen, können aber nicht loslassen, weil ihnen oft vermittelt wurde, dass es besser ist, auf das zu vertrauen, was sie von außen steuert. Der „Autopilot-Modus“ unterdrückt ihr Bauchgefühl. Vieles aus dem Buch erinnert auch an den Rat von Steve Jobs, der in einem Doktorandenseminar an der Stanford University (nachdem bei ihm Leberkrebs diagnostiziert worden war) folgenden Rat gab: „Haben Sie den Mut, Ihrem Herzen und Ihrer Intuition zu folgen." Er setzte nicht auf systematische Analyse, sondern auf das Bauchgefühl: „Man muss auf etwas vertrauen - auf seinen Bauch, das Schicksal, das Leben, Karma oder was auch immer. Dieser Ansatz hat mich nie im Stich gelassen und alles, was in meinem Leben wichtig war, bewirkt." Kopf und Bauch, Logik und Irrationales gehören zusammen. Erst diese Verbindung sorgt dafür, unsere Urteilsfähigkeit zu schärfen, um klare Entscheidungen treffen zu können.
Zukunft benötigt ein starkes Selbstwissen und einen Zugriff auf die eigenen inneren Ressourcen (Gesundheit). Verantwortung zu übernehmen und sich auch täglich mit sich selbst auseinanderzusetzen, ist genauso wichtig wie die Beschäftigung mit unserem Planeten. Einen wichtigen Teil des Buches nimmt deshalb die Beschäftigung der Schulmedizin und deren Fehlentwicklung ein:
Konzentration auf Symptome und nicht auf die Ursachen der Krankheiten
isolierte Therapie von Einzelbereichen des Körpers ohne Verknüpfung untereinander
Negierung der Psyche als überwiegende Ursache von Krankheiten
Negierung des Immunsystems
Therapie durch physische oder pharmazeutische Intervention mit Nebenwirkungen.
Diese Kritik verbindet ihn mit Christine Bergmair, der Gründerin des Gesundhaus i-Tüpferl, einem Zentrum für Gesundheit in Steindorf. Sie lehnt die Schulmedizin allerdings nicht ab, sondern integriert sie mit naturheilkundlichen und therapeutischen Aspekten. Berufen und Unternehmen aus Gesundheit, Sozialem und Medizin werden hier unter einem Dach vernetzt, so dass eine interdisziplinäre Zusammenarbeit und ganzheitliche Patientenbegleitung gewährleistet ist. Es geht ihr vor allem um eine Weiterentwicklung der modernen Medizin sowie das Umdenken im Gesundheitswesen.
So finden auch hier immer mehr Gesundheits- und Sportangebote im Freien statt (Yoga, Tanz, Laufgruppen). Die Natur war auch wesentliches Element der Realisierung: ökologischer Holzbau mit höchster Energieeffizienz, Energie aus Hackschnitzel, die in direkter Nachbarschaft erzeugt werden, langlebige hochwertige Baustoffe, regionale Baufirmen und ein großzügiger Park mit naturnaher Gestaltung. Ziel ist eine Heilwirkung, die zugleich ein Gefühl der Verantwortung für unsere Lebensgrundlagen bewirkt (Herstellung einer Balance). Viele Gesundheitsangebote wie osteopathische Medizin, Heilpädagogik, systemische Selbstintegration, Meditation, Traumahilfe und ganzheitliche Medizin und Naturheilkunde und Themen spielen auch eine wichtige Rolle im Buch von Fritz Kröger, der ebenfalls für eine grundlegende Neuausrichtung der medizinischen Denkstrukturen plädiert und dafür, dass medizinische Fachdisziplinen eng miteinander kommunizieren sollten. Dies setzt allerdings – wie bei der Meditation - die Öffnung der Intelligenz für eine neue Aufklärung voraus. Er selbst widmet sich heute einer nachhaltigen Land- und Forstwirtschaft und engagiert sich für eine Pflege und Kultivierung der Mega-Intelligenz.
Fritz Kröger: Mega-Intelligenz natürliches Gegengewicht zur KI. Eine neue Auklärung. Edition Estrany. Berlin 2025.
Die depressive Gesellschaft: Wie der Raubbau an der Seele gestoppt werden kann
Bauchgefühl im Management. Die Rolle der Intuition in Wirtschaft, Gesellschaft und Sport. Hg. von Alexandra Hildebrandt und Werner Neumüller. SpringerGabler Verlag 2021.
Christine Bergmair: Zukunftssicheres Umsetzen von Entwicklung und Gesundheit im Kontext von SDG 11 am Beispielprojekt i-Tüpferl. In: Zukunft Stadt: Die globale und lokale Bedeutung von SDG 11. Wie die sozialökologische Transformation in Wirtschaft und Gesellschaft gelingen kann. Handlungsempfehlungen – Chancen – Entwicklungen. Hg. von Alexandra Hildebrandt, Matthias Krieger und Peter Bachmann. SpringerGabler. Berlin, Heidelberg 2025.
CSR und Digitalisierung. Der digitale Wandel als Chance und Herausforderung für Wirtschaft und Gesellschaft. Hg. von Alexandra Hildebrandt und Werner Landhäußer. 2. Auflage. SpringerGabler Verlag, Heidelberg Berlin 2021
Jakob Pietschnig: Intelligenz: Wie klug sind wir wirklich? Ecowin Verlag bei Benevento Publishing Salzburg – München 2021.
Dick Swaab: Unser kreatives Gehirn. Wie wir leben, lernen und arbeiten. Droemer Knaur GmbH & Co. KG, München 2016.