New Food Economy: Wie die Digitalisierung unsere Koch- und Esskultur revolutioniert
Die Corona-Pandemie trägt entscheidend dazu bei, dass die eigene Küche wieder mehr in den eigenen Fokus gerät, denn im Lockdown sind Restaurants, Cafés und Kantinen ganz oder teilweise geschlossen. Auch das Interesse an Hightech-Geräten, die sich nahtlos ins Leben einpassen und miteinander vernetzt sind, ist stark angestiegen.
„Smart Kitchen“ behalten mit Sensoren alles im Blick, und alltägliche Aufgaben werden automatisiert. Als offener Mittelpunkt des Wohnens prägen sie inzwischen vielerorts das gesamte Zuhause. Viele Unternehmen sprechen sogar von einer steigenden Produktionsnachfrage. Besonders Hersteller, die teure Geräte anbieten, profitieren von diesem Trend. Häcker Küchen hat im Geschäftsjahr 2020 beispielsweise mit 646 Millionen Euro ein Umsatzplus von 4,9 Prozent erzielt (2019: 616 Mio. Euro). „Erfreulich ist auch die positive Entwicklung bei den firmeneigenen Einbaugeräten von Blaupunkt und h│tech. Dies basiert zum einen auf der positiven Nachfragesituation und den Investitionen der Konsumenten in den Bereichen Haus und Küche. Auch wurden 94 neue Arbeitsplätze geschaffen“, sagt Markus Sander, Geschäftsführer Vertrieb, Marketing und Controlling.
KI ist mittlerweile für alle Unternehmen ein wichtiges Thema.
„Was wir heute mit Künstlicher Intelligenz bezeichnen wird Basistechnologie. Damit entstehen ganz neue Möglichkeiten etwa in der Produktionsplanung, bei der Optimierung von Abläufen und Prozessen, in der Produktion selbst. Aber auch das Kundenverhalten verändert sich“, sagt der Wirtschaftsjournalist Olaf Deininger, der gemeinsam mit Hendrik Haase das Buch "Food Code" geschrieben hat. Darin zeigen sie, wie neue digitale Technologien (z.B. Lieferung per App, smarte Kühlschränke) nicht nur unsere Lebensmittel, sondern auch das Lebensmittelhandwerk und unsere Esskultur verändern. Unsere Gesellschaft befindet sich nach Deininger gerade am Übergang zur künstlichen Intelligenz, deshalb sollte er jetzt reguliert werden. Allerdings braucht es dazu eine gesellschaftliche Debatte und eine Verständigung über die gewünschten Ziele.
Überall fallen mehr Daten an, und unser Verhalten in der Küche prägt die Algorithmen mit: „Digital gesteuerte und vernetzte Robotik, preiswert verfügbare vernetzte Sensorik, digital rückverfolgbare Produkte und Rohstoffe, digital gesteuerte, automatisierte Lieferketten, umfassende Vorhersage- und Prognosesysteme sind dabei, sich in allen Bereichen zu etablieren. Überall entstehen Daten, die permanent in Echtzeit verarbeitet werden.“
„Food Code“ - die wichtigsten Ergebnisse:
• Daten werden künftig ein wichtiger Rohstoff werden und ihre Aktualität, ihre Verfügbarkeit und ihre Aufbereitung ein wichtiger Erfolgsfaktor für alle Unternehmen.
• Nachhaltigkeit, Lieferanten- und Produktions-Transparenz, digitale Kundenservices und Kundenkommunikation, Daten- und Identitätsschutz, digitales Empfehlungsmanagement, Community-Gedanke werden stetig an Bedeutung gewinnen.
• Transparenz in der Lieferkette wird in Zukunft unabdingbar sein (digitale Darstellung bzw. Nachweis der gesamten Wertschöpfungskette)
• Wer Kunden künftig nicht über das Smartphone erreichen kann, wird im Markt kaum mehr mithalten können.
Weiterführende Informationen:
Bastian Bäumer: Zur Bedeutung der digitalen Infrastruktur im Prüflabor eines Küchenherstellers. In: CSR und Digitalisierung. Hg. von Alexandra Hildebrandt und Werner Landhäußer. Springer-Verlag Berlin Heidelberg. 2. Auflage 2021.
Caspar Busse und Paulina Würminghausen: Ferien in der Küche. In: Süddeutsche Zeitung (20./21.2.2021), S. 21.
Blaupunkt-Geräte im Test. INTERN. Das Magazin für Häcker-MitarbeiterInnen. Nr. 36 (November 2020), S. 29.
Alexandra Hildebrandt und Claudia Silber: Küchen-Kultur und Lebensart: Warum Verantwortung nicht zwischen Herd und Kühlschrank aufhört. Amazon Media EU S.à r.l. Kindle Edition 2018.
Gisela Rehm und Markus Sander: Nachhaltigkeit und Digitalisierung in der Küchenbranche. In: CSR und Digitalisierung. Hg. von Alexandra Hildebrandt und Werner Landhäußer. Springer-Verlag Berlin Heidelberg. 2. Auflage 2021.
Marten Rolff: Neues vom Robokoch. In: Süddeutsche Zeitung (20./21.2.2021), S. 60.
Olaf Deininger und Hendrik Haase: Foodcode – Wie wir in der digitalen Welt die Kontrolle über unser Essen behalten. Verlag Antje Kunstmann, München 2021.