Dr. Alexandra Hildebrandt

Dr. Alexandra Hildebrandt

für Wirtschaft & Management, Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Internet & Technologie

“New Sustainable Work ist das neue New Work”

Pixabay

Weltveränderung braucht Selbstveränderung

In einer immer komplexer werdenden und von Krisen geprägten Welt ist es dringlich, dass in Unternehmen das Verständnis von Nachhaltigkeit vertieft wird – allerdings nicht nur von außen (ESG-Wissen, EU-Regularien, Berichtspflicht etc), sondern auch von innen: So können die Sustainable Development Goals (SDGs) der Vereinten Nationen nicht ohne die Anwendung der Inner Development Goals (IDGs) nicht vollständig umgesetzt werden. Die IDGs betonen die Bedeutung der persönlichen Entwicklung und der Ausbildung innerer Kompetenzen, die für das Gelingen der SDGs wesentlich sind. Der Fokus liegt dabei auf der individuellen menschlichen Entwicklung. Zu den Kompetenzen und Qualitäten, die erforderlich sind, um die äußeren Ziele einer nachhaltigen und gerechten Gesellschaft zu erreichen, gehören u.a. emotionale Intelligenz, ethische Führung, Resilienz, Achtsamkeit sowie kollaborative Fähigkeiten. Die Förderung von IDGs erfordert einen integrativen Ansatz, der Bildung, Arbeitsplatzpraktiken und die breitere Gesellschaft umfasst. Vor diesem Hintergrund braucht auch der Begriff News Work ebenfalls eine Ergänzung.

“New Sustainable Work ist das neue New Work.” Dr. Maria Hoffacker

Es handelt sich dabei um keine weitere HR-Säule – vielmehr geht es darum, ökologische Nachhaltigkeit, soziale Verantwortung und ökonomische Nachhaltigkeit in die Gesamtstrategie und ins Kerngeschäft von Unternehmen zu integrieren. Dazu gehören:

  • Förderung von nachhaltigen Arbeitserfahrungen
  • Berücksichtigung der Bedürfnisse der Belegschaft
  • Verantwortungsvolle Beschäftigungspraktiken
  • Nutzung von Co-Creation als eine Form der Zusammenarbeit, bei der Kunden gezielt in Prozesse miteinbezogen werden
  • Gewährleistung des richtigen Maßes an Eigenverantwortung
  • Engagement und intrinsischer Motivation seitens der Führung, sich wie ein Sozialunternehmen zu verhalten
  • Berücksichtigung der Gesundheit und des Wohlbefinden der Mitarbeitenden
  • Aspekte des Human Capital Managements (z. B. Maßnahmen zur Steigerung der Diversität)
  • Berücksichtigung von Future Skills: analytisches und kreatives Denken, Führungskompetenzen (Beginn bei der Selbstführung), Neugier, Fähigkeiten zur Selbstwirksamkeitserlangung (Belastbarkeit, Flexibilität und Agilität, Motivation und Selbstbewusstsein sowie Neugier und lebenslanges Lernen), Technologiekompetenz.
  • Kontinuierliche Kommunikation
  • umfassendes Leistungsspektrum
  • Nachhaltige Lern- und Entwicklungsmöglichkeiten für Mitarbeitende
  • Verankerung von Nachhaltigkeit im Kerngeschäft
  • Berücksichtigung der individuellen Umstände
  • Förderung einer nachhaltigen Unternehmenskultur
  • Ermöglichung zukunftsfähiger Veränderungen
  • Umsetzung von Versprechen anhand messbarer Ergebnisse
  • Zielgerechte Vision, die die Geschäfts-, Nachhaltigkeits- und Personalstrategie unterstützt
  • Verankerung von Wohlbefinden und Inklusion in Arbeit, Belegschaft und Arbeitsplatz und das weitere Ökosystem (Schwerpunkt Entwicklung der Mitarbeitenden, der Sinnhaftigkeit der Arbeit).

Dr. Maria Hoffacker widmet sich diesen Aspekten in ihrem Buch „Nachhaltigkeit beginnt im Kopf“ und fragt, wie es uns gelingen kann, unsere Gehirne so zu vernetzen, dass wir unsere Lebensgrundlagen erhalten. 

Die Autorin arbeitete als Meeresbiologin, Umweltmanagerin, Wissenschafts- und TV-Redakteurin, Autorin, Unternehmerin und Dozentin für Biologische Psychologie. In ihrem Buch kombiniert sie Methoden der modernen Gehirnforschung mit neuem agilem Management. Es wird gezeigt, wie unsere Emotionen und kognitiven Verzerrungen unser Denken und Handeln im Bereich Nachhaltigkeit beeinflussen. Eine Kernfrage ist, wie wir unsere Glaubenssätze und unser Mindset ändern können, um nachhaltiges Handeln zu fördern. Es werden verschiedene Maßnahmen, Strategien und Werkzeuge vorgestellt, um Organisationen dabei zu unterstützen, ihre Mitarbeitenden für das Thema zu begeistern und eine umweltbewusste Unternehmenskultur zu schaffen. Dafür braucht es vor allem Dünger fürs Gehirn wie Dankbarkeit, Emotionen, Freude und Optimismus. Allerdings ist das ein nie endender Prozess – hinzukommt, dass Unternehmen mit zahlreichen Herausforderungen konfrontiert sind. Dazu gehören:

  • Neue Arbeits- und Geschäftsmodelle
  • Bedürfnisse und Fähigkeiten des Einzelnen mit der Qualität der Arbeitsplätze in Einklang zu bringen
  • Einbindung der Nachhaltigkeitsthemen in die Berichts- und Kommunikationsanforderungen
  • Entstehung neuer Berufsbilder und mit ihnen andere Formen der Beschäftigung
  • Dekarbonisierung der Weltwirtschaft
  • Fachkräftemangel
  • Digitalisierung und künstliche Intelligenz
  • Verantwortung für ESG- und Nachhaltigkleitsfortschritte und -Ergebnisse
  • steigende Nachfrage nach Flexibilität
  • Psychische Gesundheit am Arbeitsplatz
  • sich verändernde wirtschaftliche Interessen
  • Krisen und globale Herausforderungen wie Klimawandel, soziale Ungleichheit und politische Spannungen, schwindende Ressourcen und Umweltverschmutzung
  • Änderungen wirtschaftspolitischer Rahmenbedingungen
  • Gesellschaftliche und ökologische Risiken (kritische Pfadabhängigkeit)
  • Gestiegende Stakeholder-Erwartungen (Mitarbeitende, Verbraucher, Investoren, politische Entscheidungsträger und die Gesellschaft)
  • Transformation hin zu einer klimaneutralen Wirtschafts- und Lebensweise.

Veränderung ist für Maria Hoffacker „das Neue Normal“.

Ihr interdisziplinäres Wissens- und Erfahrungsspektrum fließt in neue innovative Denkansätze und Transformationskonzepte ein - weg vom Fächerdenken hin zum vernetzten Denken. Als einer der Väter gilt der Biochemiker, Systemforscher, Umweltexperte Frederic Vester, der auch ecopolicy® entwickelt hat - ein Spiel, das von Malik Management vertrieben wird. Es gehört zum Casual Game-Genre und ermöglicht Jugendlichen, Erwachsenen, Managern und Politikern, sich spielerisch in den Umgang mit Komplexität einzuarbeiten, sich auf Basis des vernetzten Denkens mit komplexen Systemen und der damit verbundenen hohen Dynamik auseinanderzusetzen und an nachhaltigen Lösungen für die Zukunft zu arbeiten. Dadurch wird auch das Verständnis für die ökologischen, wirtschaftlichen und sozialen Zusammenhänge geschärft. Dass es auch im Buch ausführlich erwähnt wird, hat auch damit zu tun, dass es zugleich zeigt, wie Lernprozesse im Gehirn ablaufen und von welchen Emotionen sie abhängen. „Mit diesem Wissen fällt es uns wesentlich leichter, Vorhaben richtig umzusetzen und auch Ängste zu bewältigen. Dabei macht es einen Unterschied, ob wir etwas komplett Neues lernen wollen oder ob es schon erste Ansätze und damit Anknüpfungspunkte gibt“, so Hoffacker. Das Buch ist zugleich ein Plädoyer für unsere natürliche Intelligenz, denn gerade im Zeitalter der künstlichen Intelligenz „ist es entscheidend, dass wir die Entwicklung unserer biologischen Intelligenz nicht vernachlässigen und mindestens genauso viel Energie in diese investieren.“ Wir müssen wieder lernen, wirklich Mensch zu sein und unser biologisches Potential richtig und nachhaltig zu entfalten. Wichtige Impulse dafür liefert dieses Buch, weil es – im Sinne der Nachhaltigkeit, die in der Natur beginnt - „lebendiges“ Wissen vermittelt. Im Sinne von Goethe: „Grau, teurer Freund, ist alle Theorie, / Und grün des Lebens goldner Baum.“ Doch auch der Spaß und die Lebensfreude kommen bei ihr nicht zu kurz, denn auch sie sind Dünger fürs Gehirn. Ein einfaches Lebenskonzept zum nachhaltigen Erfolg gibt in diesem Zusammenhang schon Heinrich Heine mit seiner Forderung zum unaufgeregten „Mensch bleiben“:

„O lass nicht ohne Lebensgenuss

Dein Leben verfließen!

Und bist du sicher vor dem Schuss,

So lass sie nur schießen.

Fliegt dir das Glück vorbei einmal,

So fass es am Zipfel.

Auch rat‘ ich dir, bau dir dein Hüttchen im Tal

Und nicht auf dem Gipfel.“

Auch Maria Hoffacker ist sich sicher, dass nur nachhaltigen Erfolg hat, wer auch eine positive Stimmung verbreitet. Das tut sie im in ihrem Buch auch durch den Verweis auf Das Rheinische Grundgesetz, das viel stärker und näher am Menschen ist als so manche Unternehmensleitlinien.

Weiterführende Informationen:

  • Maria Hoffacker: Nachhaltigkeit beginnt im Kopf. Die Macht der Hirnforschung für die Unternehmenskultur nutzen. Haufe Group. Freiburg, München, Stuttgart 2024.
  • Bauchgefühl im Management. Die Rolle der Intuition in Wirtschaft, Gesellschaft und Sport. Hg. von Alexandra Hildebrandt und Werner Neumüller. SpringerGabler Verlag 2021.
  • Klimaneutralität in der Industrie. Aktuelle Entwicklungen – Praxisberichte – Handlungsempfehlungen. Hg. von Ulrike Böhm, Alexandra Hildebrandt, Stefanie Kästle. Springer Gabler Verlag, Heidelberg, Berlin 2023.

Wer schreibt hier?

Dr. Alexandra Hildebrandt
Dr. Alexandra Hildebrandt

Freie Publizistin und Autorin, Nachhaltigkeitsexpertin, Dr. Alexandra Hildebrandt

für Wirtschaft & Management, Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Internet & Technologie

Als Publizistin, Herausgeberin, Bloggerin und Nachhaltigkeitsexpertin widme ich mich den Kernthemen Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Beim Verlag SpringerGabler habe ich die CSR-Bände zu Digitalisierung, Energiewirtschaft und Sportmanagement herausgegeben sowie "Klimawandel in der Wirtschaft".
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