Navigation überspringen
article cover

New Workspaces: Der Weg zurück aus dem Homeoffice?

Wie bitte, „New Workspace“? Wieder ein neuer Begriff. Was sich früher Büro oder Arbeitszimmer nannte, bekommt im New-Work-Vokabular eine ganz neue Konnotation …

Das wollte ich genauer wissen – und habe beim New-Workspace-Experten und Dark-Horse-Workspaces-Geschäftsführer Erkan Karakoc nachgefragt: Wie entwickelt man Arbeitsräume, die Menschen glücklich(er) und Unternehmen erfolgreich(er) machen?

New Workspaces sind das „Next Level“ von New Work

„Mit dem Begriff New Workspace meinen wir eine Umgebung, die unterstützt, dass wir uns wohlfühlen und die beste Infrastruktur und emotionale Grundlage schafft, um gute Arbeit zu leisten“, erklärt mir Erkan in unserem Gespräch. Workspaces sind also nichts weiter als ein Layer von New Work – und dabei weitaus mehr als nur ein Raum mit Interieur.

In seinem aktuellen Buch „New Workspace Playbook“ von Dark Horse Workspaces eruiert der Fachmann, wie Räume, Möbel und Flächen dabei helfen, Unternehmen erfolgreich und Menschen glücklicher zu machen – und was es darüber hinaus noch braucht. Das ist umso interessanter als die Orte, an denen wir arbeiten, inzwischen häufig auch die Orte sind, an denen wir leben.

Macht KI unsere Offices noch leerer als Corona?

Durch KI können heutzutage weniger Menschen deutlich mehr Arbeit leisten als zuvor. Kein Wunder, dass viele Unternehmen ihr Personal in Rechts- und PR-Abteilungen, Compliance und Controlling drastisch reduzieren. Fakt ist: Wir haben seit der Pandemie hierzulande inzwischen einen Office-Leerstand von rund 25 Prozent. Büros, in denen früher 300 Leute arbeiteten, zählen jetzt im Schnitt nur noch 60 Menschen vor Ort.

Während sich manche Unternehmen darum bemühen, ihre Workforce wieder in die Büros zu bekommen, verstehen andere, dass es einfach eine Angleichung der Flächen braucht. Workspace-Experte Erkan sieht die Lösung bereits vor sich: „Die Flächen, die heute gebraucht werden, sind kleiner als zuvor. Um diese optimal auszunutzen, braucht es einen Mix aus festen und Flex-Desk-Mitarbeitern mit smarten Softwarelösungen“, erklärt er und ergänzt: „Innerstädtisch leer werdende Räume können jetzt von Unternehmen belegt werden, die ursprünglich in die Peripherie gegangen sind. Sie können es sich jetzt wieder leisten, sich in den Innenstädten einzumieten.“

Beyond Space: Mitarbeiterzufriedenheit steigern!

Natürlich gilt das nur für die Büro- und Denkarbeiter in unserer Gesellschaft. Der Begriff Workspaces umfasst jedoch einiges mehr. Es geht darum, die Zufriedenheit der Mitarbeiter zu steigern – eine „sekundäre Kennzahl“, die nicht zwangsläufig als KIP und in Euros messbar ist, doch entscheidend zum Unternehmenserfolg beitragt. Heute wissen wir: wer zufrieden arbeitet, kann besser performen und wirtschaften. Hierfür spielen Architektur und Unternehmensidentifikation eine entscheidende Rolle: 2-Personen-Büros mit Gang in der Mitte haben heute nicht mehr denselben Appeal wie ein offenes Raumkonzept, das man von Coworking-Spaces und New-Work-Arbeitsumgebungen moderner Unternehmen kennt.

Unsere Arbeitsumgebung hat enormen Einfluss auf unsere Arbeit

Dazu gehören längst nicht nur coole Möbel, sondern noch etwas viel Wichtigeres: sich zeigen zu dürfen als der, der man ist. „Bei Airbnb können Mitarbeiter ihre Räume mit Möbeln aus ihren Heimatländern ausstatten und so einen Teil ihres kulturellen Backgrounds preisgeben“, erzählt mir Erkan, der für seine dreiteilige Playbook-Buchserie Räume in Unternehmen wie Zalando, der Deutschen Bahn bis zu Native Instruments in Berlin fotografiert hat.

„Wenn man seine Kultur im Arbeitsraum integrieren darf, führt das dazu, dass man sich wirklich begegnet“, erklärt Erkan: „Der Workspace wird dann zum verbindenden Faktor.“ Auch von Ernest & Young kennt er dieses Prinzip: „Deren Mitarbeiter bestimmen die Ästhetik im Raum selbst. Das fördert immens ihr Wohlbefinden und die Identifikation mit ihrer Umgebung und dem Unternehmen.“

New Workspaces erlauben, dass man sich persönlich einbringen kann

Die Wechselwirkung von Architektur von Kultur ist also ein wichtiger Bestandteil für die „neuen Räume“ und es wird zunehmend wichtig, dass sich Menschen nicht nur rein mit ihrer Arbeit beschäftigen, sondern sich auch persönlich einbringen dürfen und sollen. Das sorgt für ein harmonisches Miteinander.

Wie aber schafft man das? „Am besten geht man nutzerzentriert vor“, so der Tipp von Workspace-Experte Karakoc: „Es geht darum zu verstehen, wie und was der Einzelne arbeitet sowie auch mit wem und zu welchen Zeiten.“ Ist das Verständnis für die Phasen der Arbeit da, lassen sich bedürfnisorientierte Räume nach Baukastensystem entwickeln – beispielsweise Ruheräume, Räume für Einzelarbeit, Teamarbeit und Socializing.

„Der Trend zum Work-Life-Blending ist unumkehrbar“

Zu dieser Bedürfnisorientierung gehört auch Work-Life-Blending, denn viele von uns sind heute mit ihrer Arbeit sowohl im Büro als auch im Homeoffice zuhause. Der Produktivität tut das gut – nicht nur durch die ersparten Wegzeiten, sondern auch, weil wir unsere Arbeitszeit tagsüber selbst einteilen und die Tätigkeiten unserem Alltag und Biorhythmus anpassen können.

Problematisch wird es nur dann, wenn es viel Abstimmung mit dem Team und Verbindung zum Unternehmen und Kollegen braucht. Klar, dass Berufsfelder wie Erzieher, Kassierer oder Fluglotsen da aus dem Raster rausfallen. Für alle Andern gilt: Es gibt nicht den einen, richtigen Ansatz. Arbeiten Leute im Homeoffice konzentrierter? Im Büro dafür innovativer? Natürlich macht es auch einen Unterschied, ob man als alleinlebender Single oder im Familienkontext von zuhause aus arbeitet.

Wir müssen eine hybride Arbeitskultur herstellen!

Was ich aus dem Gespräch mit Erkan mitnehme: Der Arbeitgeber muss das Optimum und feste Arbeitszeitpunkte bestimmen. Das Spektrum reicht dabei von der unternehmensorientierten Forderung „Alle zurück ins Office“ bis zum arbeitnehmerorientierten Votum für 100 Prozent Homeoffice. Eine hybride Arbeitskultur erscheint uns nach vielfältigem Abwägen als beste Variante mit Blick auf die Performance. So kann Unternehmenskultur erlebt, auf- und ausgebaut werden – und das Individuum steht dennoch im Fokus.

Wer mehr darüber wissen will, wie New Workspaces funktionieren, findet das komplette Interview jetzt in meinem Podcast „Unboxing New Work“.

Kommentare

David Hillmer schreibt über Agiles Arbeiten, Entrepreneurship

David Hillmer ist Gründer von HelloAgile, einer Beratung für agiles Arbeiten mit Sitz in Wiesbaden und Dozent für Entrepreneurship an der Hochschule Fresenius. HelloAgile fokussiert sich auf Training & Beratung für agiles Arbeiten außerhalb der Softwareentwicklung.

Artikelsammlung ansehen