Dr. Alexandra Hildebrandt

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für Wirtschaft & Management, Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Internet & Technologie

Risiko und Chance: Wie sich Unternehmen an den Klimawandel anpassen

© Dr. Alexandra Hildebrandt

Der Klimawandel ist in den letzten Jahren deutlich vorangeschritten. 

Hochwassersituationen, häufigeren Hitzewellen und damit einhergehende Trockenheit sowie Starkregenereignisse und Stürme können auch enorme Herausforderungen für Unternehmen darstellen, die in verschiedenster Weise vom Klimawandel betroffen sind:

  • Steigende Temperaturen verändern Produktionsbedingungen.
  • Extremwetterereignisse können Lieferketten unterbrechen und die Infrastruktur beschädigen.
  • Hitze beeinflusst das Wohlbefinden und die Arbeitsproduktivität von Mitarbeitenden.
  • Der Klimawandel kann die Absatzmärkte von Unternehmen stark beeinflussen.

Es ist deshalb dringlich, sich frühzeitig mit Extremwetterereignissen auseinandersetzen und entsprechende Anpassungsmaßnahmen und Chancen zu ergreifen. Eine rechtzeitige und aktive ⁠Anpassung an den Klimawandel⁠ kann Schäden mindern oder gar vermeiden. Dazu müssen branchenspezifische Strategien und Maßnahmen entwickelt werden. „Nachdem es immer wärmer wird, sind bei uns sogar die Weingärten schon von Überhitzung bedroht“, sagt der österreichische Chocolatier Josef Zotter. Geboren wurde der ausgebildete Koch, Kellner, Konditor und Biobauer 1961 in Feldbach (Österreich). 1987eröffnete er in Graz mit seiner Frau Ulrike eine Konditoreikette, 1999 konzentrierten sie sich am elterlichen Hof in Bergl auf Schokolade, stellten auf fairen Handel und Bio um. Hunderte Sorten hat das Unternehmen inzwischen im Sortiment.  Mittlerweile gehört sein Unternehmen zu den nachhaltigsten in Österreich. Sogar die Harvard Business School lässt ihre Studenten den „Fall Zotter“ studieren. 

Seine Story stellt vieles von dem auf den Kopf, was bislang für erfolgreiche Unternehmer als „notwendig“ galt. 

Sein Lebenswerk bezeichnet er als einen dynamischen Kopfstand „mit aktiver Neigung zu permanenten Kopfgeburten“: Einfälle, die kopfstehen, und die auch gegen Widerstände umgesetzt wurden. Im Zuge des Klimawandels kam ihm und seinem Team die Idee, die Weingärten „natürlich“ zu beschatten. Das spart zugleich Wasser und ist auch gut für die Artenvielfalt von Pflanzen und Insekten. So wurde ein Biotopia-Weingarten entwickelt. Inspiriert wurde er von den Kakobauern, die schon längst das Prinzip der Schattenbäume für guten Kakao ausnützen. Die 1,2 Hektar große Anlage wurde gegenüber seiner Manufaktur in Riegersburg in der Steiermark gepflanzt. „Es wurden Weinzeilen wie gehabt angelegt, aber zwischendrin mit unterschiedlichen Obstbäumen vermischt, was die Sonneneinstrahlung um etwa 20 Prozent reduziert. Damit können wir die Reifezeit der Trauben wieder etwas verlängern und intensivieren und Hitzebrand vermeiden“, sagt der Unternehmer. Außerdem liefern die Obstbäume noch zusätzlich Obst, das zu Saft verarbeitet und zu einem Utopia-Cuvee kultiviert wird. Das geschieht, indem Sekt beispielsweise mit den Fruchtsäften statt Zuckerlösung degorgiert wird. 

So entstand die Spermidin (aus Weizenkeimlingen) mit Natur-Secco Schoko und Natur-Secco. Der Bio-Sekt ist „ein Gegenstück zur Monokultur im Weinbau, also etwas Revolutionäres“, so der Schokohersteller, der es auch bleiben möchte. Wein ist ein Hobby nebenbei und gehört zum „Essbarer Tiergarten“- Projekt, das auf einem biologischen Gesamtkonzept basiert: saubere Böden, sauberes Wasser, die Nutzung von Sonnenenergie, heimisches Obst und Gemüse und artgerechte Tierhaltung. Direktvermarktung im eigenen Restaurant ist ein Teil davon und soll idealerweise zeigen, wie Landwirtschaft und Tierhaltung abseits von industrieller Produktion und Massentierhaltung aussehen kann. Die eigene Landwirtschaft ist 95 ha groß und besteht aus dem Essbaren Tiergarten - direkt bei der Schokoladenfabrik sowie weiteren Flächen in der Nachbarschaft, die als Wechselweiden verwendet werden. „Mit unserer Essbaren Tiergarten-Landwirtschaft verfolgen wir die Vision einer starken, autonomen Landwirtschaft, die mit der dazugehörigen Gastronomie komplett bio-zertifiziert ist. Unsere Tiere leben das ganze Jahr im Freien und können sich nach Belieben in den Stall zurückziehen. Wenn wir Fleisch genießen möchten, müssen wir den Tieren auch einen Lebensraum zugestehen, indem sie sich artgerecht entwickeln können.“

Es wird ein natürlicher Lebensraum für Tiere und Pflanzen geboten.

Pestizide, die sich negativ auf die Biodiversität auswirken, kommen nicht zum Einsatz. Durch den Anbau von Obst und Gemüse vor Ort und die eigene Tierhaltung entstehen keine Transportwege. Auch die Futtermittel für die Tiere werden selbst angebaut oder von Bio-Bauern und gemeinnützigen Vereinen bezogen. Was die Zotter Schokolade GmbH erreicht hat, ist das Ergebnis jahrelanger Bemühungen des Unternehmens, nachhaltig zu wirtschaften. Alles, was hier für deren Herstellung benötigt wird, liefert die Natur. Die Aufgabe des Unternehmens ist es deshalb, die natürlichen Ressourcen der Erde zu schonen und sich aktiv gegen den Klimawandel einzusetzen.

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Wer schreibt hier?

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Freie Publizistin und Autorin, Nachhaltigkeitsexpertin, Dr. Alexandra Hildebrandt

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Als Publizistin, Herausgeberin, Bloggerin und Nachhaltigkeitsexpertin widme ich mich den Kernthemen Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Beim Verlag SpringerGabler habe ich die CSR-Bände zu Digitalisierung, Energiewirtschaft und Sportmanagement herausgegeben sowie "Klimawandel in der Wirtschaft".
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