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Torsten Oestergaard (Geschäftsführer der Globenmanufaktur COLUMBUS) - COLUMBUS

Runde Sache: Globushersteller zwischen Tradition und Innovation

Ich würde auch sagen: Ein zeitgemäßes. Unsere Erde und der Klimawandel stehen im Mittelpunkt dieses Wahlkampfes – sie sind die Herausforderung der kommenden Generationen. Der Globus als Abbild unseres Planeten macht ihn, im wahrsten Sinne des Wortes, begreifbar. COLUMBUS ist es gelungen, Tradition und Innovation mit dem heutigen Zeitgeist zu verbinden. Mit großer Leidenschaft und viel Liebe werden auf mundgeblasenen Kristallglaskugeln Globussegmente mit der Hand ganz traditionell aufkaschiert, und genau diese handwerklichen Meisterstücke setzen die Benchmarks in der modernsten Globustechnik auf der ganzen Welt. Hörerlebnisse über Länder, Menschen und Abenteuer sind digital im Kartenbild gespeichert. Hochwertige Videos lassen Interessierte, in Verbindung mit unserem neuen Entdeckerstift, die Welt so erleben, als wären sie vor Ort. Diese unsichtbare Verbindung zwischen analoger und digitaler Welt machen unsere Globen einzigartig und lassen unsere Visionen Realität werden.

Ja, da haben Sie Recht. Von dem Globus geht fast eine Art Gravitation aus, die mit der Größe des Globus wächst. An unserer MAGNUM Reihe, das sind Großgloben von 60 cm Durchmesser bis hin zu 2 m Durchmesser, kann niemand vorbeigehen, ohne diese Globen zu beachten. Es entsteht unmittelbar eine positive Verbindung zum Betrachter - Begeisterung und Entdeckergeist werden geweckt. Vergangenheit (Wo war ich schon?) und Zukunft (Wo will ich noch hin?) werden schlagartig zum Hier und Jetzt. Ich denke oft beim Zusehen: Hier entstehen Freundschaften! Es hört sich verrückt an, aber dieser Eindruck entsteht wirklich.

Wir beobachten doch in vielen Fällen genau dies: Es gibt eine Gegenbewegung zum Digitalen hin zum Analogen. Schauen Sie sich den Boom im Brettspiel an: Vor Jahren sagte man, dass Spiele irgendwann nur noch digital sein werden. Und das gute alte gedruckte Buch verschwindet ebenfalls nicht. Der Globus, zumal wenn er von Columbus kommt, ist einfach ein schönes Objekt. Ein Leuchtglobus mit edler Armatur ist ein Blickfang und eine Bereicherung für jedes Wohn- oder Arbeitszimmer – beide sind ja im Zeitalter der Pandemie noch wichtiger geworden. Und vergessen wir nicht eine Tatsache: Nur anhand eines Globus kann man die Erde als Ganzes in ihren realen Größenverhältnissen verzerrungsfrei wahrnehmen. Sie können mit Google Earth um die Erde wandern, aber Sie bekommen nie diesen Gesamteindruck.

Es gibt grundsätzlich zwei Herstellungstechniken. Die äußerst preiswerte Maschinenfertigung, bei der das auf einer Plastikfolie gedruckte Globuskartenbild mittels Hitze in eine Halbkugelform gedehnt wird, sowie die traditionelle Kaschiertechnik, bei der feinstes Landkartenpapier mit der Hand auf eine Kugel geklebt wird. Beides klingt einfach, ist es aber nicht. Im ersten Fall ist eine komplexe Technik involviert (die Plastikfolie wäre ja viel zu dünn; also muss sie verstärkt werden, die Halbkugeln müssen ohne Versatz, Blitzer oder unschöne Überlappungen zusammenkommen usw.). Im zweiten Fall braucht die Handkaschiererin (es sind tatsächlich meistens Frauen) viel Erfahrung beim händischen Bekleben. Nach dem Kaschieren wird grundiert, lackiert, getrocknet und montiert. Selbst die Maschinenfertigung benötigt noch eine Menge Handarbeit.

Für uns ist es nicht wichtig, viele Globen zu fertigen. Für uns ist es wichtig, dass jeder COLUMBUS Globus ein Lächeln auf das Gesicht seines neuen stolzen Besitzer zaubert, oder wie ich vorab gesagt habe: einen Freund oder eine Freundin gewinnt. Besonderes aufwändige Globen gehen bei uns in die Abteilung Sonderanfertigungen, die mein Sohn Niklas leitet. Ob nun der Sultan vom Oman, der vermögende Yachtbesitzer oder auch Museen und Bibliotheken außergewöhnliche Globusmodelle wünschen – diese einmaligen Exemplaren werden bei uns in Handarbeit gefertigt. Hier sind höchste Fähigkeiten innerhalb der Kartografie und der Herstellung notwendig, unsere besten Globusbauer arbeiten an erlesenen Stücken schon einige Monate.

Da gibt es sicherlich viele Gründe, die auch ich nicht kenne. Einer ist sicherlich, dass schon immer Globen aus unserem Hause die Benchmark in Sachen Technologie und Ästhetik gesetzt haben. Mit anderen Worten: Neben uns kann der Wettbewerb nur mit “billig” bestehen, und diese Globen kommen meistens aus Asien. Ein billiger, optisch unattraktiver Globus macht aber wenig Freude; er wird am allerersten von einem digitalen Angebot ersetzt.

Wir alle in der Familie lieben unseren COLUMBUS und tun nur das, was dem Verlag nützt. Die Partnerschaft mit der Familie Fleissner ist ein großer Gewinn für beide Seiten. Wir haben die gleichen Ziele und Visionen. Und glücklicherweise passen diese auch mit denen unserer Kunden zusammen. Unsere gemeinsam entworfenen Kinder-Globen für KOSMOS sind ständig ausverkauft. Die COLUMBUS Globen nehmen nach wie vor im Markt die führende Stellung ein. Und um mit der Produktion der Spielfiguren für den Kosmos-Klassiker „Catan“ hinterherzukommen (ein Beispiel für die gelungene Zusammenarbeit beider Häuser), läuft die Maschine auch nachts und am Wochenende. Deswegen schlief ich im Sommer einige Wochen im Wohnmobil neben der Firma. Schließlich übernachtet Elon Musk ja auch bei Tesla. Beide Seiten sind sehr zufrieden.

Alles begann mit einem Geschäftsgespräch zwischen mir und Michael Fleissner. Wir hatten den Plan, Kindergloben für KOSMOS herzustellen. KOSMOS hatte einige Zeit zuvor die Kartografie-Abteilung von Bertelsmann übernommen, und so entstand der Gedanke, dass aus einer einmaligen Kooperation mehr entstehen könnte. Zwischen uns entstand eine Freundschaft. Auf Wanderungen durchs Donautal und bei Motorradtouren entwickelten wir Ideen. Für uns war außerdem die internationale Vertriebskraft des KOSMOS-Verlags interessant. Und so kam es letztlich doch zum Zusammenschluss der beiden Familien.

Ein Familienunternehmen beruht auf den Prinzipien Verantwortung, Tüchtigkeit und Persönlichkeit. In einem Familienunternehmen geht es immer auch um die Art, wie man zusammenarbeitet, das kollegiale Miteinander, den Blick auf den Menschen. Die persönliche Beziehung hat großes Gewicht, sowohl innerhalb des Unternehmens als auch außerhalb. Und wenn andere Unternehmen ähnlich „ticken“ und die Inhaber sich verstehen, bedarf es einfach nur eines „Ja, ich will!“, und man kann die Kooperation starten. Klar geht es immer auch darum, dass Familienunternehmen in der Regel kleiner sind und über Kooperationen eine größere Marktmacht erzielen. Irgendwie muss man ja den Giganten dieser Welt trotzen.

Kosmos ist seit Jahren in den USA sehr erfolgreich. Die Kontakte, die helfen, Spiele und Experimentierkästen zu vermarkten, können wir 1:1 nutzen für unsere Globen, besonders im Kinderbereich. Bei den aufwendigeren handgemachten Globen, die es auch bisher schon im amerikanischen Markt gab, entwickeln wir gemeinsam Strategien, wie wir vertrieblich stärker werden können. Hier reden wir über ganz andere Zielgruppen.

Wir wollen in allen drei Bereichen wachsen, in denen wir derzeit schon aktiv sind: Globenproduktion, Spritzguss und Konfektionierungsdienstleistung. In den beiden Letzteren helfen wir KOSMOS beim Erreichen seiner ehrgeizigen Ziele. Im Bereich Globus wollen wir weltweit noch stärker werden und insbesondere unsere handkaschierten Globen positionieren. Wir können uns auch vorstellen, dass wir uns über den Globus hinaus mehr mit Kartografie und Atlanten beschäftigen. Besonders begeistert widmen wir uns der Einzelanfertigung von Globen nach besonderen Kundenwünschen. Und nicht zu vergessen unser Leitspruch: In jedes Kinderzimmer dieser Welt ein Kinderglobus von Columbus!

Torsten Oestergaard ist Geschäftsführer der Globenmanufaktur COLUMBUS. Als sein Urgroßvater Paul Oestergaard im Januar 1909 in Berlin den Columbus Verlag gründete, legte er damit das Fundament für eine Familiendynastie von „Globusmachern“, die über 100 Jahre später zu den Marktführern der Branche gehören würde. Er wählte für sein Unternehmen den Namen COLUMBUS. Nach dem Krieg begann die Firma neu bei Stuttgart. 1993 zog sie nach Krauchenwies. Der Kosmos-Verlag übernahm 2017 die Mehrheit an der Globusmanufaktur Columbus, die als älteste noch produzierende Globusmanufaktur der Welt gilt. In ihrer Globusmanufaktur entstehen in Handarbeit Weltkugeln aller Art: aus Acrylglas, mit Lederbezug oder aus Kristallglaskugeln, besetzt mit Swarovski-Steinen. Auf dem US-Markt ist der einzig relevante Wettbewerber die Firma Replogle.

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Dr. Alexandra Hildebrandt schreibt über Wirtschaft & Management, Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Internet & Technologie

Als Publizistin, Herausgeberin, Bloggerin und Nachhaltigkeitsexpertin widme ich mich den Kernthemen Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Beim Verlag SpringerGabler habe ich die CSR-Bände zu Digitalisierung, Energiewirtschaft und Sportmanagement herausgegeben sowie "Klimawandel in der Wirtschaft".

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