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Selbstwert - das Kraftwerk der Seele

Selbst und Wert und Gefühl – diese drei Wörter stehen für eine innere Überzeugung, die für die Lebensführung und die Lebenszufriedenheit eines Menschen bestimmend ist.

Wohl jeder Mensch kann spontan etwas zu seinem Selbstwertgefühl sagen. Jeder scheint sich in irgendeiner Form damit zu beschäftigen. Die meisten Menschen, die mir begegnen, beschäftigt ihr geringes Selbstwertgefühl. Die Aussage, die ich am häufigsten zu diesem Thema höre, ist „Selbstwertgefühl – davon könnte ich mehr gebrauchen!“ . Synonym spricht man ja auch vom Selbstvertrauen, von Selbstsicherheit oder vom Selbstbewusstsein. „Wäre ich doch nur selbstbewusster!“ Wer hat das nicht schon mal gedacht?

Ein niedriges Selbstwertgefühl ist oft körperlich spürbar

Persönlich finde ich den Begriff Selbstwertgefühl am treffendsten, weil am Ende das Gefühl steht, das so viel Macht über einen hat. Dabei ist ein geringes Selbstwertgefühl an sich nicht fühlbar. Fühlbar sind lediglich jene Gefühle, die damit einhergehen, nämlich in erster Linie: Angst und Scham.

Und wie alle Gefühle machen sich auch Angst und Scham auf einer körperlichen Ebene bemerkbar: Kribbeln, Herzklopfen, ein dumpfer Druck im Magen oder in der Brust, Atemnot, Zittern oder sich wie gelähmt fühlen. Solche und ähnliche körperliche Reaktionen lassen uns wissen, dass wir uns im Zustand der Angst oder Scham befinden. Sie zeigen an, dass wir uns gerade zu wenig zutrauen oder meinen, nicht genügend wert zu sein.

Selbstbewusste Menschen haben keine Angst davor, sich zu blamieren

Menschen mit einem geringen Selbstwert leben zumeist in der Defensive. Das heißt, sie sind bestrebt, Fehler zu vermeiden – sie wollen nicht negativ auffallen.

Selbstbewusste hingegen sind bestrebt, ihre Ziele zu erreichen. Sie fokussieren stärker auf ihre Fähigkeiten und weniger auf ihre Schwächen. Sie haben nicht so eine große Angst zu scheitern. Die Angst zu versagen und sich zu blamieren, ist bei vielen Selbstunsicheren handlungsleitend, während die Aussicht auf Erfolg die Selbstbewussten in Bewegung setzt. Damit hängt ursächlich zusammen, dass selbstbewusste Menschen weniger Angst vor einem Misserfolg haben.

Unsichere Menschen verstecken sich manchmal hinter Schutzstrategien, die ihnen langfristig schaden

Menschen mit einem fragilen Selbstwert legen sich im Laufe ihres Lebens Strategien und Überzeugungen zu, die ihnen helfen, möglichst heil durchs Leben zu kommen. Die Strategien, die sie sich erworben haben, um nicht verletzt und vernichtet zu werden, bieten ihnen Orientierung, Schutz und Sicherheit. Ich möchte den Betroffenen weder ihren Schutz noch ihren Stolz nehmen. Sie sind wohlmöglich als Kinder und Jugendliche in einer Umgebung groß geworden, in der ihre Strategien sinnvoll, wenn nicht gar lebensrettend waren. Es ist aber oftmals so, dass ihr erwachsenes Ich diese Strategien gar nicht mehr braucht und sich selbst dadurch bremst.

Der Schritt, den man gehen muss, um diese Schutzstrategien abzulegen und selbstbewusster zu werden, kann anfangs riesengroß erscheinen. Das liegt auch daran, dass er mit Ängsten verbunden ist. Veränderung macht oft so viel Angst, dass man lieber alles bei Alten lässt. Bei solchen negativen Gefühlen meinen wir außerdem manchmal, sie nie wieder ablegen zu können. Das ist falsch: Gefühle – auch negative sind flüchtig.

Was hilft, ist eine zeitgemäße Anpassung der bisherigen Einstellungen und Schutzfunktionen

Was hilft, ist seinen negativen Überzeugungen andere Werte und Einschätzungen entgegen zu setzen: etwas, woran man wirklich glaubt. Auf diesem Weg zu einem stärkeren Selbst müssen wir unsere bisherigen Überzeugungen auch nicht gänzlich verändern, es geht eher um eine Renovierung, um eine zeitgemäße Anpassung der bisherigen Einstellungen und Schutzfunktionen. Unter zeitgemäß verstehe ich, diese an unser Leben als Erwachsener anzupassen. Viele unserer selbstschützenden Strategien waren früher, in unserer Kindheit, sicherlich sehr sinnvoll. Heute könnten wir jedoch auch zu anderen Maßnahmen greifen, die für unsere jetzige Lebenssituation als Erwachsener passender wären. Wer das erkennt, ist auf dem Weg zu einem Selbstwertgefühl.

Kommentare

Stefanie Stahl schreibt über Gesundheit & Soziales, Job & Karriere

Stefanie Stahl ist Deutschlands bekannteste Psychotherapeutin. Ihr Ratgeber „Das Kind in dir muss Heimat finden“ steht seit 2016 auf Platz 1 der Spiegel-Bestsellerliste. Stahl ist eine gefragte Keynote Speakerin. Sie gilt als DIE Expertin, wenn es um Liebe, Bindungsangst und Selbstwertgefühl geht.

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