Sieben Lücken im Lebenslauf, die Deine Bewerbung nur interessanter machen
Mut zur Lücke! Du hast die Phase zwischen zwei Jobs sinnvoll genutzt? Dann kehre sie bei der Bewerbung nicht unter den Teppich, sondern putze sie fein heraus.
Lücken im Lebenslauf sind wie fehlende Puzzleteile: Sie fallen sofort ins Auge und lassen das Gesamtbild unvollständig wirken. Wie wäre es aber, wenn man diese Leerstelle mit einem eigenen Puzzleteilchen füllt? Einem selbst gebastelten, das vielleicht nicht hundertprozentig passt, ein paar Ecken und Kanten hat, aber so liebevoll, bunt und individuell gestaltet ist, dass es alle anderen Teile überstrahlt.
Erst kürzlich habe ich in einem sozialen Netzwerk einen Beitrag entdeckt, in dem jemand auf kunstvolle Weise einen gezeichneten Wal in seinen Lebenslauf integriert hat, um so seine Ausbildung zum Whale-Watching-Guide hervorzuheben. Früher hätten Arbeitgeber wohl schnell geurteilt: Der hat in dieser Zeit nicht gearbeitet. Doch heute – in Zeiten von Fachkräftemangel und sinnsuchender Gen Z – muss man als Unternehmen fragen: Wie kann unser Unternehmen von den erlernten Fähigkeiten profitieren?
465 Monate durcharbeiten – ist das realistisch?
Laut Definition spricht man von einer Lücke im Lebenslauf, wenn man mehr als zwei Monate nicht beschäftigt war und in dieser Zeit auch keine Weiterbildung gemacht hat. Doch was sind schon zwei Monate im Vergleich zu einer Lebensarbeitszeit von durchschnittlich 465 Monaten in Deutschland?
Zugegeben: Lücken im Lebenslauf können ein Hinweis darauf sein, dass die Kandidatin oder der Kandidat Probleme hatte, eine Anstellung zu finden. Es gibt aber auch etliche andere und manchmal gute Gründe dafür. Deswegen sind Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber – insbesondere im Mittelstand – gut beraten, wenn sie veraltete Vorstellungen vom „perfekten Lebenslauf“ schleunigst und schwungvoll über Bord werfen.
Die Chancen, dass über Lücken im Lebenslauf hinweggesehen wird, steigen aufgrund des Fachkräftemangels. Wo Arbeitgeber früher aussortiert haben, drücken sie heute vielleicht eher ein Auge zu. Bewerberinnen und Bewerbern rate ich dennoch dazu, ihre Lücken im Lebenslauf fein herauszuputzen, anstatt sie unter den Teppich zu kehren**.** Denn sie bieten oft mehr als jede Karrierestation die Möglichkeit, das Profil zu schärfen und die eigene Persönlichkeit herauszustellen.
Manchmal sind es die Lücken im Lebenslauf, die uns den Raum geben, um unser volles Potenzial zu entfalten, anstatt auf der Stelle zu treten.Vanessa Weber
Mein Rat als Arbeitgeberin (deren Lebenslauf zugegebenermaßen lückenlos und geradlinig ist): Wenn Du eine Lücke im Lebenslauf hast, sei ehrlich und transparent damit. Versuch bloß nicht, die Lücke zu vertuschen oder zu verstecken. Im Gegenteil, zeig, dass Du reflektiert und verantwortungsbewusst bist, indem Du erklärst, wie es zu der Lücke kam und wie Du die Zeit genutzt hast. Eine offene Kommunikation schafft Vertrauen.
Die Reise
Nach ihrem Studium hat eine Bewerberin eine längere Auszeit genommen, um eine Weltreise zu machen. In ihrem Anschreiben erklärt sie, dass sie diese Zeit genutzt hatte, um ihre Sprachkenntnisse zu verbessern und interkulturelle Erfahrungen zu sammeln.
Das sieht der Arbeitgeber: Offen für neue Erfahrungen. Lässt sich auf ungewohnte Situationen ein. Hohe Selbständigkeit und Eigenverantwortung.
Die Familienauszeit
Nach einer längeren Tätigkeit im Vertrieb hat ein Bewerber eine längere Pause eingelegt, um sich um seine Familie zu kümmern. In seinem Anschreiben betont er, dass er während dieser Zeit seine Organisationstalente verbessert und seine Fähigkeiten in der Konfliktlösung gestärkt hatte.
Das sieht der Arbeitgeber: Verantwortungsbewusst. Empathisch. Flexibel.
Das eigene Unternehmen
Nach mehreren Jahren im Marketing hat sich eine Bewerberin entschieden, ein eigenes Start-up-Unternehmen zu gründen. In ihrem Anschreiben erklärt sie, dass sie die Erfahrung nutzt, um ihre Kenntnisse in den Bereichen Business Development, Finanzen und Teamführung zu erweitern.
Das sieht der Arbeitgeber: Innovativ. Risikobereit. Ergreift die Initiative.
Der Sprachkurs
Nach ihrem Studium ist bei einer Bewerberin eine Lücke im Lebenslauf entstanden, da sie einen Sprachkurs absolviert hat, um ihre Sprachkenntnisse zu verbessern. In ihrem Anschreiben betonte sie, dass sie diese Zeit genutzt hatte, um ihre Fremdsprachenkenntnisse zu verbessern und interkulturelle Kompetenzen zu erwerben. Diese Fähigkeiten halfen ihr später bei ihrer Arbeit im internationalen Marketing.
Das sieht der Arbeitgeber: Investiert Zeit und Mühe. Lernbereit. Kann auch in internationalen Teams arbeiten.
Das Ehrenamt
Ein Bewerber hat nach einer langjährigen Tätigkeit im Projektmanagement beschlossen, sich ehrenamtlich zu engagieren und eine gemeinnützige Organisation zu unterstützen. In seinem Anschreiben hebt er hervor, dass er in dieser Zeit seine Fähigkeiten im Teammanagement und der Projektplanung verbessert hat, während er gleichzeitig anderen half und etwas Gutes für die Gemeinschaft tat.
Das sieht der Arbeitgeber: Setzt sich ein. Teamfähig. Soziale Kompetenzen.
Die Krankheit
Aufgrund von gesundheitlichen Problemen ist einer Bewerberin eine Lücke im Lebenslauf entstanden. Im Anschreiben ihrer Bewerbung stellt sie heraus, wie wichtig es für sie war, wieder in den Beruf zurückzukehren und dass sie während ihrer Auszeit hart an ihrer Genesung und Rehabilitation gearbeitet hat. Sie bekräftigt zudem, dass sie bereit war, sich neuen Herausforderungen zu stellen, um sich wieder in den Arbeitsalltag integrieren zu können.
Natürlich wünsche ich niemand, dass er diese Lücke im Lebenslauf angeben muss. Wenn dies jedoch der Fall ist, hilft ein selbstbewusster Umgang damit.
Das sieht der Arbeitgeber: Widerstandsfähig. Entschlossen. Arbeitet hart für Ziele.
Die Sinnsuche
Eine Bewerberin hat sich nach dem Auszug ihrer erwachsenen Kinder entschlossen, sich persönlich weiterzuentwickeln. Bei der Bewerbung geht sie darauf ein, dass die Auszeit zur Selbstreflexion genutzt hat, und um sich klar zu werden, was sie im Leben noch erreichen will.
Das sieht der Arbeitgeber: Kann sich selbst Ziele setzen. Bereit, sich weiterzuentwickeln. Lässt sich auf neue Herausforderungen ein.
Es ist wichtig zu verstehen, dass eine Lücke im Lebenslauf nicht das Ende Deiner Karriere bedeutet. Heutzutage gibt es schier unendliche Möglichkeiten, Deine Fähigkeiten und Kenntnisse zu verbessern, sei es durch Weiterbildungen, Praktika oder ehrenamtliche Tätigkeiten. Nutze die Zeit, um Neues zu lernen oder vorhandene Skills auszubauen.
Denk daran, dass jeder und jede von uns einmal eine Herausforderung im Leben meistern muss. Eine Lücke im Lebenslauf kann auch eine Chance sein, um zu wachsen und sich weiterzuentwickeln. Wenn das Leben dich auf die Probe stellt, zeige ihm, was du draufhast.
Ich wünsche Dir viel Erfolg auf Deinen Wegen und Umwegen!
Chance oder Schande – wie beurteilst Du Lücken im Lebenslauf? Diskutiere mit mir in den Kommentaren.