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Wie vertrauenswürdig ist Joanna Rados? - © Pixabay

Sieben Situationen, in denen klar wird, ob Bewerber·innen vertrauenswürdig sind

Im Vorstellungsgespräch und Lebenslauf zeigt sich jede·r von der besten Seite. Wie Bewerber·innen aber wirklich ticken, ob sie verlässlich und vertrauenswürdig sind, kann man in diesen sieben Situationen herausfinden.

Mal angenommen: Wir gehen auf den Wochenmarkt und fragen den Verkäufer nach den konkreten Anbauverhältnissen der Bio-Äpfel. Irgendwie druckst er herum, redet etwas von absoluter Frische und bestem Preis. Unsere eigentliche Frage zu den Bio-Qualitätsstandards bleibt dabei jedoch unbeantwortet. Nun, wie vertrauenswürdig wäre eine solche Verkaufssituation? In ähnlicher Weise kann es bei der Bewerbung Momente geben, in denen die Vertrauenswürdigkeit des Bewerbers bzw. der Bewerberin zweifelhaft erscheint. Schauen wir uns deshalb sieben Bewerbungssituationen an, in denen Vertrauen besonders wichtig ist.

1. Umgangsformen in Business-Communities

Wie tritt jemand in Business-Communities auf? Welche digitalen Umgangsformen zeigt diese Person? Und mit wem ist ein Bewerber bzw. eine Bewerberin in virtuellen Plattformen verlinkt? Fragen dieser Art können zu einer Einschätzung führen, dass man jemandem eher weniger vertraut. Ein Beispiel: Da antwortet ein Bewerber auf die Statusmeldung einer anderen Person mit einer sehr drastischen, aggressiven Formulierung. Er agiert mit Arroganz und Überheblichkeit, sodass eine weitere Eskalation fast programmiert ist. Im Anschreiben hat sich jedoch genau dieser Bewerber als stets diplomatisch und empathisch präsentiert. Ein solcher Unterschied erzeugt zumindest Irritationen hinsichtlich seiner Vertrauenswürdigkeit.

2. Werden Fragen zur Stellenanzeige gestellt?

Stellenanzeigen sind eine wunderbare Chance, die eigene Leistungsmotivation sowie Kommunikationsfähigkeit zu unterstreichen. Los geht’s mit dem Studium der Anzeige: Welche Prioritäten sind bei den Anforderungen erkennbar? Wenn hierzu gewisse Unklarheiten bestehen – nachfragen lautet das Motto. Ein Beispiel: Vor der eigentlichen Bewerbung fragt eine Bewerberin zunächst via E-Mail nach, welche Rolle die in der Stellenanzeige genannten EDV- und Fremdsprachenkenntnisse im Arbeitsalltag spielen werden. Welches konkrete Leistungsniveau wird hier erwartet? Auf diesem Wege kann die Bewerberin vertrauenswürdig einen wichtigen Soft Skill beweisen. Ihre Kommunikationsfähigkeit zeigt sich nicht nur bei der Auseinandersetzung mit den Prioritäten der Stellenanzeige, sondern auch bei der Hinterfragung von Begriffen: Wie wird beispielsweise Engagement ganz konkret in der betreffenden Firma verstanden? Welche Vorstellungen werden mit dem Begriff Teamfähigkeit beim Arbeitgeber verbunden?

Leistungsmotivation mit klugen Fragen verdeutlichen - © Pixabay
Leistungsmotivation mit klugen Fragen verdeutlichen - © Pixabay

3. Selbstmarketing am Telefon

Es wurde bereits angesprochen: Ein Austausch mit der Firma vor dem Versand der Bewerbungsunterlagen kann die eigenen Soft Skills authentisch hervorheben. Dies kann eindrucksvoll beim sogenannten Telefonat vorab gelingen. Hier kann man nicht nur Kommunikationsfähigkeit beweisen, sondern auch vertrauenswürdiges Selbstmarketing. Wie kann das konkret gelingen? Es geht nicht einfach nur darum, das eigene Profil aufzusagen. Überzeugend ist, wer Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft passend zur jeweiligen Firma vorstellt. Ein Beispiel: Eine Bewerberin sucht eine Stelle im Projektmanagement. Beim Telefonat vorab erklärt sie nicht nur die bisherige Berufspraxis. Nein, sie stellt ausgewählte Erfolge der Vergangenheit dar und zeigt auf, welche Weiterbildung zu innovativem Projektmanagement sie gerade absolviert. Und sie argumentiert in kluger Weise, wie darauf aufbauend eine produktive zukünftige Zusammenarbeit für alle Seiten vorteilhaft ist.

4. Lücken im Lebenslauf?!

„Sie haben da eine Lücke im Lebenslauf! Wie können Sie mir das erklären?“ Solche Situationen sind im Vorstellungsgespräch nicht auszuschließen, obgleich sich Firmen zunehmend auf die Stärken von Bewerbern kümmern. Nun, wenn also nach einer Lücke gefragt wird, so muss das trotzdem kein Drama sein. Wichtig ist: Wie wird dieser Abschnitt im Lebenslauf erklärt bzw. begründet? Ein Beispiel: Jemand wurde betriebsbedingt gekündigt und diese Person versuchte, ein Start-up zu gründen. Das ging irgendwie nicht lange gut und dann folgte die Neuorientierung zur erneuten Festanstellung. Es wäre nun jedoch unsinnig, die Start-up-Erfahrung völlig unter den Tisch zu kehren. Vertrauenswürdig ist, die Lehren und Erkenntnisse aus dieser Zeit als wertvolle Erfahrungen für zukünftige Herausforderungen darzustellen.

5. Resilienz beim Vorstellungsgespräch per Webcam

In den Bewerbungsunterlagen lässt sich viel zur eigenen Belastbarkeit erzählen. Die Frage ist: Was davon ist authentisch? Beim Vorstellungsgespräch via Webcam kann jedoch schnell die Maske fallen. Gerät eine Person unmittelbar unter Stress, wenn die Technik zur Videoübertragung streikt? Wie kann man sich auf solche Prüfungssituationen vorbereiten, um vertrauensvoll zu erscheinen? Wichtig ist, dass man lösungsorientiert vorangeht und nicht aus der Ruhe kommt. Fehler passieren. Technik streikt gern mal. Software funktioniert nicht immer problemlos. Hier heißt es: Ruhe bewahren und gemeinsam nach einer Lösung suchen. Resilienz zeigen, denn diese wird auch später am Arbeitsplatz benötigt. Wer hierbei jedoch Formulierungen wie „Solche technischen Probleme passieren immer nur mir!“ oder „Es war klar, dass ausgerechnet bei mir die Software nicht funktioniert“ verwendet, um sich als Opfer zu präsentieren, ignoriert die Chance, sich als belastbarer Problemlöser, als resiliente Problemlöserin vorzustellen.

Lösungsorientiert auftreten - © Pixabay
Lösungsorientiert auftreten - © Pixabay

6. Mini-Aufgaben im Vorstellungsgespräch

Papier ist geduldig, und digitale Texte sind es auch. Von daher ist stets die Frage: Bringt jemand tatsächlich die fachlichen Kompetenzen mit, die im Lebenslauf aufgelistet wurden? Firmen nutzen in solchen Fällen gern praxisorientierte Mini-Aufgaben im Vorstellungsgespräch. Wichtig hierbei: Motiviert diese Herausforderung annehmen. Niemand ist perfekt. Aber wir können versuchen, engagiert über jede Bewerbungshürde zu springen. Ein Beispiel: Mitten im Vorstellungsgespräch wird einer Bewerberin übermittelt, dass sie eine Zusatzaufgabe – passend zum zukünftigen Arbeitsalltag – bearbeiten soll. Sie hat fünf Minuten Zeit, um zum konkreten Problemfall Lösungen zu formulieren. Vertrauenswürdig ist die Bewerberin dann, wenn sie nicht einfach nur die Aufgabe motiviert angeht, sondern ihre in Anschreiben (sofern vorhanden) und Lebenslauf vorgestellten fachlichen Stärken eindrucksvoll unter Beweis stellt.

7. Nach der Bewerbung ist vor der Bewerbung!

Der Arbeitsvertrag ist unterzeichnet – jetzt kann nichts mehr schiefgehen? Weit gefehlt! Die Probezeit wartet als letzte Hürde, denn hier gilt es, sich zu beweisen bzw. vorzustellen. Vertrauen spielt auch diesmal eine zentrale Rolle: Wie integrieren wir uns in die neue Firma? Wie gelingt es, ein produktives Teammitglied zu werden? In diesem Sinne ist nach der Bewerbung vor der Bewerbung. Oder, wie seht ihr das? Welche Beispiele fallen euch ein, wenn es um die Vertrauenswürdigkeit bei Bewerbungen geht?

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Dr. Branko Woischwill schreibt über Job & Karriere, Wirtschaft & Management, Internet & Technologie, Personalwesen

Consultant | Lehrbeauftragter | Beststeller-Autor

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