Soziale Teilhabe im Alter: Wie werden wir leben und wohnen?
Das Wohnumfeld trägt auch im Alter maßgeblich dazu bei, dass Selbstständigkeit und soziale Teilhabe erhalten bleiben. Früher lebten ältere Generationen vorwiegend zu Hause und wurden von der Familie bis ins hohe Alter mitversorgt. Heute sind immer mehr Menschen vor dem Hintergrund des demografischen Wandels von Pflegebedürftigkeit betroffen. Diese Entwicklung erfordert ein Umdenken sowie eine Einbeziehung der Menschen vor Ort an lokalen Entwicklungsstrategien, um später bezahlbaren Wohnraum vorhalten und rechtzeitig Vorbereitungen treffen zu können.
Umgang mit eigenen Immobilien: Leibrente (die Eigentümer verkaufen ihre Immobilie, bleiben aber in der Regel bis ans Lebensende mietfrei wohnen und erhalten Monat für Monat eine Rente), Teilverkauf, Umbau des Obergeschosses in eine bezahlbare Mietwohnung, Umkehrhypothek (die Eigentümer beleihen ihre schuldenfreie Immobilie), Umwandlung von Ferienwohnungen in einen Altersruhesitz, Wohnrecht (Wohnrecht auf Lebenszeit, lebenslanges Wohnrecht)
Mehrgenerationenhaus / Mehrgenerationenwohnen
Betreutes Wohnen (barrierearme, barrierefreie oder sogar rollstuhlgerechte Wohnungen)
Pflegeheim / Altersheim (gemieteter Wohnraum, Verpflegung, Pflegeleistungen je nach Pflegegrad sowie ein Freizeitangebot)
Seniorenresidenz/„Seniorenstift“ (Pflegeheime oder Anlagen des Betreuten Wohnens für den gehobenen Lebensstil, die häufig einen hotelähnlichen Charakter haben
Service-Wohnen (verbindet eine seniorengerechte Wohnung mit einem Angebot an unterschiedlichen Dienstleistungen: Hausnotruf, Wohnungsreinigung, Wäschedienst, Menübringdienst, Fahrdienste etc.; da der Begriff „Service-Wohnen“ nicht geschützt ist, wird er dennoch häufig auch mit dem Betreuten Wohnen gleichgesetzt.
Altersgerechte Umbauten
„Wohnen für Hilfe“ (ältere, alleinstehende Menschen können Auszubildende oder Studierende bei sich aufnehmen - die Jungen bekämen den dringend benötigten Wohnraum, die Älteren Unterstützung und Sozialkontakt)
Selbstverwaltete Wohngemeinschaften (Senioren-WG / Alters-WG / Pflege-WG)
Wohnungstausch
Zuhause barrierefrei/seniorengerecht wohnen (bleiben).
Regionale Angebote tragen dazu bei, die Familie als Rückgrat und die soziale Mitte unserer Gesellschaft zu stärken. Wohnen im Alter ist auch ein wichtiges Thema in der Gemeinde Steindorf und im hier ansässigen Gesundhaus i-Tüpferl. Die Zahl der älteren Menschen wird in den kommenden Jahren auch in dieser Region weiter ansteigen. Um den Wünschen und Bedürfnissen der Betroffenen künftig gerecht zu werden, sollen beispielsweise in einem Workshop (siehe unten) aktuelle und zukünftigen Bedarfe in Steindorf und Umgebung diskutiert und Maßnahmen für die zukünftige Entwicklung der Seniorenarbeit entwickelt werden. Ziel ist es auch hier, älteren Menschen länger ein selbstständiges, selbstbestimmtes und sozial eingebundenes Wohnen im Alter zu ermöglichen. Das Projekt wird von der Koordinierungsstelle „Wohnen im Alter“ StMAS begleitet. Ansprechpartnerin ist Christine Bergmair, die auch das Gesundhaus i-Tüpferl leitet. Hier greifen die Themen ineinander, denn „ein koordiniertes Fallmanagement im Quartier erkennt frühzeitig potenzielle Gesundheits- und Versorgungsprobleme und greift präventiv ein, bevor Krankenhausaufenthalte oder Langzeitpflege nötig werden.“ Als fester Bestandteil der Organisationsstrukturen wird Nachhaltigkeit in allen Prozessen von Anfang an mitgedacht und dafür konkrete Ziele mit den Netzwerkpartnern emzwickelt. Dazu gehören: Politik und Kommune, Landkreis und Gesundheitsregion Plus, A3 Regio Wirtschaft, Wittelsbacher Land Verein, Universitäten (Augsburg, Eichstätt, Hochschule Kempten), Universitätsklinik Augsburg, innovative Wirtschaftsunternehmen und Organisationen, Ärzte, Therapeuten, Pädagogen, Pflege und Sozialunternehmen.
Risiken werden durch Assessments erkannt: „Quartiersbasierte Versorgungsschecks, Bürgerbegegnungen und regelmäßige Assessments ermöglichen eine frühzeitige sozialraumorientierte Intervention und Prävention von Langzeitpflege sowie Krankheiten, bevor sie sich verschlimmern und stationäre Versorgungssettings erforderlich werden“, so die Gesundheitsexpertin. Bergmair verweist allerdings auch auf die Bedeutung der interdisziplinäre Betreuungsteams im Quartier: So arbeiten Ärzt:innen, Pflegedienste, Physiotherapeut:innen und Sozialarbeiter:innen eng zusammen, um die Patient:innen in ihrem Wohnumfeld individuell zu betreuen und krisenresilient zu sein. Dadurch wird auch gewährleistet, dass die Lebensqualität im ländlichen Raum erhalten bleibt und sich die Region nachhaltig weiterentwickeln kann. Mit dem Konzept „Selbstbestimmt im Alter“ werden auch Krankenkassen zukunftsweisende Lösungen geboten.
Förderung des Bewusstseins für eigenverantwortliches Handeln in der Gesundheitsvorsorge.
Verbesserung der Kommunikation zwischen Leistungserbringern, Krankenkassen und Patienten mit einem softwaregestützten Versorgungsmanagement
Erhöhung der Lebensqualität der Versicherten
Quartiersmanagement (Berücksichtigung individueller Bedürfnisse und Ressourcen, um maßgeschneiderte Versorgungs- und Unterstützungsangebote für Betroffene zu schaffen)
Reduzierung von Pflegeheimaufnahmen (Aufbau von niedrigschwelligen, ambulanten Pflegesettings und Unterstützungsdiensten im Quartier kann die Unterbringung in Pflegeheimen verringern)
Vermeidung stationärer Pflegeseetings (Anpassung von vorhandenem Wohnraum an die Bedürfnisse älterer Menschen)
Regelmäßige Schulungen und Workshops zu spezifischen Themen ermöglichen Bürger:innen, ihre Gesundheit aktiv zu managen und Wissen zu vertiefen.
Ermöglichung der Skalierbarkeit unter Berücksichtigung der Sozialgesetzgebung
Sicherstellung von Gesundheit und sozialer Teilhabe
Übersicht über die verschiedenen Leistungen im Quartier und Prüfung sozialrechtlicher Ansprüche nach den Sozialgesetzbüchern und regionaler Angebote (Informationsangebote für Betroffene)
Vernetzung von Pflegediensten, Ärzten und sozialen Angeboten optimiert die Betreuung Ihrer Versicherten
Versorgungsplanung und -dokumentation (Erstellung konkreter, individueller Versorgungspläne basierend auf den Betroffenenbedürfnissen und vorhanden kommunalen Ressourcen)
Gewährleistung einer höheren Versorgungsqualität
Wohnraumoptimierung und -nutzung (effizientere und altersgerechte Nutzung des vorhandenen Wohnraums der älteren Bevölkerung)
Förderung des sozialen Zusammenhalts und Begegnungsstätte (Aufbau eines starken soziales Netzwerks im Quartier, Reduzierung sozialer Isolation, Förderung der Nachbarschaftshilfe).
2024 widmet sich die Lokale Aktionsgruppe (LAG) „Wittelsbacher Land Verein“ dem Entwicklungsziel „Gemeinschaftsleben, Soziales, Siedlung und Mobilität“. Am 15. November 2024 findet in der Paartalhalle Kissing, Landkreis Aichach-Friedberg, eine Veranstaltung zum Thema „Leben im Alter“ statt, bei der auch Christine Bergmair anwesend sein wird. Auch hier stehen die Themen Wohnen und Quartiersmanagement, Aktiv im Alter – Schwerpunkt Digitalisierung, Unterstützungsformen / Ehrenamt und „altersgerechte Wohnformen“ im Mittelpunkt. Die LAG ist seit 25 Jahren im Landkreis die Anlaufstelle für alle Bürger*innen, Kommunen, Vereine und Firmen, die ihre Ideen in der Region umsetzen und fördern lassen möchten.
SeLA Workshop zur Beteiligung von Bürgern & Experten: Selbstbestimmtes Leben im Alter
Christine Bergmair, Koordinierungsstelle „Wohnen im Alter“ StMAS
Dienstag, 12. November 2024 von 18 – 20 Uhr im Gesundhaus i-Tüpferl
Anmeldung per Mail an: info@i-tuepferl.de oder telefonisch 0171/2352201
LEADER-Veranstaltung „Leben im Alter“ am 15. November 2024
Die begrenzten Tickets gibt es nur direkt beim Wittelsbacher Land Verein – für Mitglieder des Vereins ist die Veranstaltung kostenfrei, eine Anmeldung ist erforderlich unter info@wittelsbacherland-verein.de oder 08251-865050.
Daniel Fuhrhop: Der unsichtbare Wohnraum. Wohnsuffizienz als Antwort auf Wohnraummangel, Klimakrise und Einsamkeit. Transcript Verlag, Bielefeld 2023.
Alexandra Hildebrandt und Christine Bergmair: Klimaschutz und Soziale Orte im Kommunalen + Christine Bergmair: Zukunftssicheres Umsetzen von Entwicklung und Gesundheit im Kontext von SDG 11 am Beispielprojekt i-Tüpferl. Beide Beiträge in: Zukunft Stadt: Die globale und lokale Bedeutung von SDG 11. Wie die sozialökologische Transformation in Wirtschaft und Gesellschaft gelingen kann. Handlungsempfehlungen – Chancen – Entwicklungen. Hg. von Alexandra Hildebrandt, Matthias Krieger und Peter Bachmann. SpringerGabler. Berlin, Heidelberg 2025.