Soziodemografischer Wandel: Wie wir in Zukunft wohnen werden
Wohnungswirtschaft und Wohnungsmärkte sind vom Strukturwandel in besonderer Weise betroffen. Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Soziodemografie, Urbanisierung und staatliche Intervention haben zahlreiche Konsequenzen für die Wohnungswirtschaft im Allgemeinen und für die Wohnsituation der privaten Haushalte im Detail.
Herausforderungen des soziodemografischen Wandels:
- Veränderung der Altersstruktur
- Planung und Vorbereitungen für altersgerechte Ausstattung der Immobilie
- Ungleiche Einkommens- und Vermögensverhältnisse
- Spaltung der Gesellschaft in Arm und Reich
- Bedarfsgerechteres Gestalten des Wohnens (flexiblere Gestaltung der vorhandenen Flächen)
- Abnehmende Handlungsfähigkeit einer immer älter werdenden Bevölkerung
- Veränderte Anforderungen an Infrastrukturen
- Neue Lebensstile und Anpassung der Wohnraumversorgung an die individuellen Lebenszyklen und Bedarfe der privaten Haushalte
- Wohneigentumsbildung ist nur noch für eine Minderheit der deutschen Bevölkerung möglich
- Alternative Wohnformen (z.B. gemeinschaftliches Wohnen, Microliving), die Wohnen bezahlbar machen) und konzepte (Anpassung von Wohnflächen an künftigen Bedarf)
- Gravierende Veränderungen in der Wohnraumnachfrage
- Unzahlbarer Wohnraum
- Zukünftige Wohnraum-Überkapazität in Ballungsräumen.
Eine empirische Studie bei privaten Haushalten, die von der Technische Universität Darmstadt durchgeführt wurde, belegt, dass Wohnen zu einem Luxusgut geworden und Wohneigentum nur noch für eine Minderheit der Bevölkerung möglich ist. Der Anteil der Wohnkosten am frei verfügbaren Einkommen ist enorm gestiegen und hat inzwischen die Mitte unserer Gesellschaft erreicht.
Die wichtigsten Ergebnisse im Überblick:
- Knapp jeder dritte Befragte hat im Dezember 2022 mehr als 40 % seines Haushaltseinkommens für Wohnen ausgegeben.
- Es zeichnet sich ein Nachfragerückgang nach Wohnimmobilien von 25 % in den Innenstädten ab.
- 37 % der befragten Haushalte besitzen daheim mehr Platz als benötigt. Die mangelnde Allokation von Flächenbeständen und -nachfrage spiegelt sich in hohen Wohnkosten und in negativen Umweltauswirkungen wider. Rund 28 % der Befragten sind bereit, im Mittel auf 13 % ihrer Individualfläche zu verzichten.
- Digitalisierung stärkt Stadtrandlagen und Lagen im Grünen.
- Im Bereich der Smart Home Anwendungen weisen Technologien aus dem Bereich Gesundheit & Pflege die größte Wachstumsrate auf.
- 57 % der Befragten gehen davon aus, dass digitale Komponenten zukünftig für den Werterhalt einer Immobilie ausschlaggebend sind.
- Die aktive Nutzung personenbezogener Daten bietet im Zuge der Digitalisierung des Wohnens immense Potentiale.
- 75 % der Haushalte signalisieren eine Investitionsbereitschaft in digitale Technologien und sind bereit, rund 16,8 % ihrer Investitionssumme zusätzlich auszugeben.
- Was es jetzt braucht, ist ein nachhaltiger Ausbau und Erhalt der Infrastrukturen rund um die Immobilie sowie eine gut ausgebaute digitale Infrastruktur sowie Weiternutzung der Bestände durch bauliche und räumliche Anpassungen. Zudem müssen politische Instrumente (z.B. Mietpreisbremse) nachgeschärft und gemeinschaftliches Wohnen gefördert werden. Sozialverträgliche Wohnverhältnisse sollten zum Grundrecht erklärt werden.
Weiterführende Informationen:
- So wohnen wir in Zukunft: Wie der soziodemografische Wandel das Wohnen verändert – Empirische Studie bei privaten Haushalten
- Wohnungsmangel, Klimakrise, alternde Gesellschaft: Wie die Dreifachkrise bei Bauen und Wohnen gemeistert werden kann
- Grundrecht Wohnen: Die große soziale Frage unserer Zeit
- CSR und Digitalisierung. Der digitale Wandel als Chance und Herausforderung für Wirtschaft und Gesellschaft. Hg. von Alexandra Hildebrandt und Werner Landhäußer. 2. Auflage. SpringerGabler Verlag. 2. Auflage. Berlin, Heidelberg 2021.
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