Dr. Alexandra Hildebrandt

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für Wirtschaft & Management, Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Internet & Technologie

Technologietrends und Zukunftsszenarien für die Bau­ und Immobilienwirtschaft

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Die im Jahr 2021 erstmalig veröffentlichten Zukunftsthesen von Drees & Sommer, einem international tätigen Beratungsunternehmen für den Bau- und Immobiliensektor, haben im Jahr 2023 ein inhaltliches Update erhalten. Mit der ersten Ausgabe wurde ein wichtiger Grundstein für die Innovationstätigkeit in der Branche gelegt (zur Inspiration, Geschäftsmodellentwicklung und als Wegweiser). Aktuell dazu gekommen sind neue Trends, andere wurden zusammengefasst oder erweitert. Die ganzheitliche Betrachtung des Nachhaltigkeitsthemas sowie das Zusammenspiel von Städten, Infrastruktur und Technologien stehen allerdings weiterhin im Fokus.

10 Zukunftsthesen für die Bau- und Immobilienwirtschaft

1. Klimapositiv & kreislauffähig

Die gebaute Umwelt und ihre Bestandsgebäude werden klimapositiv sein. Notwendige Neubauten werden stets unter Berücksichtigung des Cradle to Cradle-Prinzips gefertigt und bieten nachhaltige Nutzungsmöglichkeiten. Modularität ist der Schlüssel, um Baukomponenten im Sinne der Kreislauffähigkeit wiederzuverwenden. Die Einheit Energiewende - Bauwende - Biosphäre bildet in Kombination mit einer vollumfänglichen Digitalisierungsstrategie die Basis zur Klimapositivität.

2. Transformation der Energiewirtschaft

Im Fokus stehen die nachhaltige, regenerative Energie und eine lokale Infrastruktur. Dazu gehört eine reibungslose und bezahlbare Energieversorgung. Ein lokal autarkes Energieangebot kann Abhängigkeiten minimieren und Versorgungssicherheit gewährleisten. Künftig werden Energieerzeugung, Mobilität und Industrie in Deutschland fast vollständig dekarbonisiert und auf regenerative Energiequellen umgestellt sein. Auch die konventionelle Wärmeversorgung wird auf klimaneutral umgestellt. 

3. Smart City & Mobility

Städte der Zukunft vereinen Hightech mit Menschlichkeit – Hardware, Software und Soulware bilden eine Einheit. Dadurch wird die Zukunft der Städte gesichert, und es entstehen lebenswerte Räume, um den Bedürfnissen der Menschen und der Stadt gerecht zu werden. Die Smart City der Zukunft berücksichtigt verschiedene Bereiche von Städteplanung und -entwicklung mit smarten Daten über Mobilität sowie Gesundheitswesen, Industrie, Energie, Migration bis hin zu Umweltschutz und Klimawandel. Dabei ist ein integrierter, multidisziplinärer und nutzerorientierter Ansatz unerlässlich. Bei der Schaffung vernetzter Städte und Gebäude tragen Daten und künstliche Intelligenz dazu bei, die Funktionsweise der Stadt zu optimieren und den Energieverbrauch zu reduzieren. 

4. Multi-Use- & Wandlungsfähigkeit

Innovative Gebäude, smarte Quartiere und intelligente Städte bieten die Basis für neue Geschäftsmodelle. Immer bedeutsamer wird der Immobilientypus der Mixed-Use- und Multi-Use-Objekte, die verschiedene Funktionen und Lebensbereiche unter einem Dach vereinen. 

5. Open-Source-Building-Kataster & Smart Data

Gebäude besitzen frei verfügbare, digitale Informationen mit dezentral organisierten Daten in einem vertrauenswürdigen Netzwerk. Digitale Open-Source-Building-Kataster mit den Daten eines Gebäudes, sind in zehn Jahren die „Single Source of Truth“. Die smarten Daten sind permanent und autark in einer „RealEstate-Cloud“ organisiert, sodass sie per Klick tagesaktuell vorliegen. Über den gesamten Lebenszyklus hinweg gewährleistet diese Open-Source-Software einen vollständigen sowie qualitativ hochwertigen Datenbestand. Auch über den Einsatz bei Gebäuden hinaus werden Open-Source-Kataster eine wichtige Rolle spielen: für Städte und Verkehrsströme, für Wasser- und Hochwasserschutz, Katastrophenwarnungen etc.

6. Click & Deliver

Künstliche Intelligenz, Modularisierung und Drag & Drop ermöglichen es, Gebäude am selben Tag virtuell zu nutzen, an dem sie automatisiert geplant wurden. Mittels Drag & Drop konfigurieren Nutzerinnen und Nutzer künftig ganze Gebäude (-komplexe).

7. Autarke Baustelle

Künftig wird verstärkt offsite produziert. Roboter auf der Baustelle werden zum Standard – ihr Einsatz auf Baustellen wird bereits bei der Planung berücksichtigt. Die autonome Baustelle steuert sich selbst und wird remote überwacht. Ziel ist es, Effizienz, Produktivität und Sicherheit zu verbessern. 

8. Self-Organized Property & Asset Management

Sich selbst verwaltende Gebäude und Anlagen sind die Zukunft – Property und Asset Management sowie Finanzdienstleistungen werden digital, dezentral und sicher organisiert. 

9. Geschäftsmodelle durch virtuelle Welten

Künftig werden dem Kunden immer zwei Gebäude ausgeliefert; zuerst das virtuelle und später das reale (digitaler Zwilling). Das virtuelle Gebäude wird genutzt, um es schon vorab zu visualisieren. Zudem werden Probleme mittels Predictive Analytics in der virtuellen Welt untersucht und behoben, bevor der Bau des realen Gebäudes beginnt. Die Kombination unterschiedlicher Technologien ergibt ein Metaverse (aktuell Web 3.0 genannt), das als eine weitere Ebene der Realität verstanden wird. Es ergänzt, erweitert und entwickelt neue Möglichkeiten. 

10. Alles bleibt anders

Wie die Bau- und Immobilienbranche in ferner Zukunft aussehen wird, lässt sich lediglich erahnen. Deshalb ist es wichtig, unterschiedliche Sichtweisen und Meinungen zu vereinen und zusammenzuarbeiten.

Weiterführende Informationen:

Wer schreibt hier?

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Freie Publizistin und Autorin, Nachhaltigkeitsexpertin, Dr. Alexandra Hildebrandt

für Wirtschaft & Management, Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Internet & Technologie

Als Publizistin, Herausgeberin, Bloggerin und Nachhaltigkeitsexpertin widme ich mich den Kernthemen Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Beim Verlag SpringerGabler habe ich die CSR-Bände zu Digitalisierung, Energiewirtschaft und Sportmanagement herausgegeben sowie "Klimawandel in der Wirtschaft".
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