Transformation wird vor Ort gestaltet
Der mit der größten Transformation der Geschichte verbundene Veränderungsdruck auf der EU-Ebene sowie in Regionen und Kommunen wirkt auch verstärkt auf Unternehmen ein. Dazu gehören internationale Initiativen wie die UN Sustainable Development Goals, staatliche Regulierungen, gestiegene Nachhaltigkeitsanforderungen sowie ein allgemein gestiegenes Nachhaltigkeitsbewusstsein. Doch der Verbesserungsbedarf in Richtung umfassender Nachhaltigkeit bleibt weiterhin eine enorme Herausforderung.
Transformationsprozesse sind leichter, wenn wir wissen, wo es hingehen soll und welche Schritte dafür notwendig sind.
Das Gestaltungspotenzial der regionalen und lokalen Ebene zeigt die aktuelle gemeinsame Studie »Transformation von unten gestalten« des Fraunhofer ISI und der Bertelsmann Stiftung. Vorgeschlagen wird ein »Mission Observatory« als Anlaufstelle für regionale missionsorientierte Ansätze. Der Ansatz, der sich in den vergangenen Jahren in Deutschland und in der Europäischen Union gleichermaßen etabliert hat, eignet sich vor allem für komplexe Herausforderungen wie dem Klimawandel oder dem demographischen Wandel. Auf der regionalen und lokalen Ebene liegt dabei enormes Gestaltungspotenzial. In Deutschland findet sich dieser Ansatz auch in der von der Bundesregierung veröffentlichten "Zukunftsstrategie Forschung und Innovation“ wieder. Die Studie porträtiert diverse Fallbeispiele aus dem deutschen Raum. Dazu gehören:
- Energiewende von unten: Das „Energie- und Heimatdorf Wildpoldsried“ im Allgäu
- "Gesundheitsregion Emsland“
- Integrierte Versorgung – die Initiative "Gesundes Kinzigtal”
- "Gemeinwohlorientiertes und resilientes Wirtschaften auf kommunaler Ebene“ in Osnabrück, Witten, Witzenhausen und Wuppertal.
Was regionale und lokale Initiativen erfolgreich macht:
- Stärkung der Motivation vor Ort durch hohe politische Priorisierung
- Räumliche Nähe begünstigt die Akteurs- und Ressourcenmobilisierung
- Weniger politische »Silostrukturen«
- Niederschwellige Unterstützungsangebote
- Planung und Umsetzung liegen in einer Hand (Erleichterung des iterativen Weiterentwickelns der Ansätze)
- Verbindung von wirtschaftlicher Leistungsfähigkeit und soziale Teilhabe (Kerngedanke der Sozialen Marktwirtschaft)
- Wirksamkeit regionaler Missionen.
Handlungsempfehlungen für politische Entscheidungsträger auf Länder-, Bundes- und EU-Ebene, die mit der Förderung regionaler missionsorientierter Ansätze befasst sind:
- Etablierung neuer Abstimmungswege in der politischen Verwaltung
- Bottom-up-Initiativen: Entwickeln sich als Reaktion auf eine Herausforderung vor Ort und/oder eine politische Richtungsentscheidung auf übergeordneter Ebene (z. B. Klimaschutz, Energiewende) - vorgeschlagen wird u. a. der Aufbau zentraler Anlaufstellen, die in den Regionen entwickelte Lösungsansätze sichten, auswerten und potenziellen Nachahmern zur Verfügung stellen sollten
- Top-down-Initiativen: Entstehen durch einen Impuls einer übergeordneten Akteursebene und sind in der Regel an einen finanziellen Anreiz gekoppelt – sie lassen sich z. B. durch Förderpolitiken unterstützen, die ein Experimentieren mit unterschiedlichen Strategien vor Ort zulassen
- Einbindung der Stakeholder aus diversen gesellschaftlichen Bereichen in Entscheidungsprozesse
- Klar definierte Verantwortlichkeiten
- Schrittweises Vorgehen (erlaubt ein gezieltes Nachsteuern bei den Maßnahmen).
Weiterführende Informationen:
- Städte als Hauptverursacher des Klimawandels: Wie kann die urbane Transformation beschleunigt werden?
- Unternehmen, Städte und Kommunen: Die wichtigsten Maßnahmen bei der Klimawandelanpassung
- Wie Städte und Regionen zukunftsfähig werden können: Aufgaben - Synergien – Zielkonflikte
- Klimaneutralität in der Industrie. Aktuelle Entwicklungen – Praxisberichte – Handlungsempfehlungen. Hg. von Ulrike Böhm, Alexandra Hildebrandt, Stefanie Kästle. Springer Gabler Verlag, Heidelberg, Berlin 2023.
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